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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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während sie die Arme ausstreckte, als wollte sie wieder ein paar Pflanzen herbeirufen. »Möglicherweise lässt er die Gänge bewachen.«
    Ich blickte mich zu Aiko um, die mit den Augen rollte. Als ob wir nicht schon superwachsam wären. Bei der maroden Burg würde es mich nicht mal wundern, dass es Steinchen hagelte und der Boden bebte, wenn einer dieser Kolosse durch die Gänge stapfte.
    »Galatea, bist du sicher, dass wir hier richtig sind? Es sieht aus, als sei schon lange niemand mehr hier gewesen.«
    »Das ist es ja«, flüsterte die Nymphe. »Welchen Grund hätte jemand, dorthin zu gehen, wo die Blume ist? Dragomir hat sie hier unten versteckt, und niemand hat Interesse daran, den Kelch wieder ans Tageslicht zu befördern. Niemand außer uns kann ihn benutzen.«
    Demnach verhielt es sich mit der Blume ähnlich wie mit der Lupe der Aitherischen. Wir schlichen noch durch einige weitere Gänge, angeführt von Galatea. Aiko entzündete die Fackeln an den Wänden, und ich blickte zur Decke, auf der Suche nach Abranthus-Ranken, doch ich entdeckte lediglich weitere Spinnweben. Einige davon waren so groß, dass sie wie schmutzige Seile von der Decke herabhingen. Igitt!
    »Bist du dir wirklich sicher?«, wiederholte Pheme, nachdem wir eine Weile gelaufen waren, ohne dass sich unsere Umgebung wesentlich verändert hatte. Es waren immer nur Gänge, von denen andere Gänge abgingen, hin und wieder aufgelockert durch niedrige Türen, von denen einige vollkommen mit Spinnweben zugewuchert waren. Was sich dahinter wohl verbarg? Folterkammern? Ehrlich gesagt wollte ich es gar nicht wissen.
    »Natürlich«, antwortete die Nymphe. »Die Gänge haben sich in mein Gedächtnis eingebrannt.«
    »Ich denke, du mochtest deinen Bräutigam nicht?«
    »Das hat mich aber nicht davon abgehalten, die Burg zu erkunden. Es wäre ohnehin langweilig gewesen, den Gesprächen meiner Mutter mit dem König der Steinmänner zu folgen. Also habe ich mich rausgeschlichen und mich mit meinen Brautjungfern ein bisschen umgesehen.«
    Sumpfiger Geruch strömte uns entgegen, dabei waren die Wände und der Boden trocken, und ein wenig erinnerte er mich an den Abranthus-Schacht in Warschau. Das versetzte mir einen Stich, und ich tastete nach der vertrockneten Seerose. Das war alles, was von Macius geblieben war. Wenn er überlebt hätte, hätte er uns sicher irgendwie kontaktiert. Das grausame Bild der angenagten Nixe kam mir wieder in den Sinn. O Gott. Ein ganz schlechter Gedanke, so was durfte ich gar nicht denken. Ich schüttelte mich, um die Spannung in meinen Schultern loszuwerden.
    »He, alles in Ordnung?«, fragte mich Thomas.
    Nur eine Sekunde später spürte ich seine Hand auf meiner Haut.
    »Ja, alles okay.« Ich nahm die Hand wieder aus der Hosentasche. Hoffentlich hatte ich von der Blüte kein Blatt abgerissen. Macius würde stinksauer sein.
    Wir folgten Galatea noch ein Stück weiter, und der Geruch wurde immer schlimmer. »Gibt es hier unten einen Brunnen oder so was Ähnliches?«, fragte ich Galatea.
    »Soweit ich weiß, nicht.«
    »Wie erklärst du dir dann diesen Geruch?«
    »Die Mauern sind sehr alt. Nach langen Regenfällen staut sich das Wasser in der Erde, dringt in das Mauerwerk ein und …« Ein lautes Klappern ließ die Nymphe verstummen.
    »Was war das?«, fragte Aiko.
    »Wie runterfallende Steine hat es sich jedenfalls nicht angehört«, antwortete Pheme, während sie nach ihrer Waffe tastete. Doch die lag immer noch im Jeep, oder die Gothics hatten sie ihrem Waffenarsenal hinzugefügt.
    »Du hast vorhin etwas von einem Wächter gesagt«, begann Thomas, während er sich umsah. »Hast du eine Ahnung, was das sein könnte?«
    »Nein. Zu meiner Zeit gab es hier unten keinen Wächter. Höchstens ein paar Geister, aber die waren harmlos. Außerdem sind sie mittlerweile verschwunden, denn ich spüre sie nicht mehr.«
    »Was spürst du jetzt?«, fragte Thomas skeptisch.
    Erneut ertönte das Klappern, das wie aufeinanderreibendes Metall klang. Eine Rüstung?
    »Es wird doch wohl keiner der Hausherren sein, der in einer Blechdose feststeckt«, bemerkte ich.
    Plötzlich schoss ein unförmiger Schemen aus der Dunkelheit auf uns zu. Außer dem Klappern ertönte nun auch ein Keuchen, dann klatschte uns ein Schwall Wasser entgegen.
    »Wer wagt es, mein Reich zu betreten?«, fragte eine Stimme, die irgendwie weiblich klang, aber auch wieder nicht. Vielmehr schienen zwei verschiedene Stimmen – eine weibliche und eine männliche – aus einem

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