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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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hatte es die ganze Zeit über unter der Hose direkt auf der Haut verborgen, eingewickelt in ein Stück Stoff. »Die Gothics haben nur auf die Waffen geachtet, die wir offen bei uns getragen haben. Aber gefilzt haben sie uns nicht.«
    Ich war baff! Auf einmal wusste ich mehr denn je, warum ich Thomas so cool fand! Er konnte mehr als Bretter sägen.
    »Scheinst doch was auf dem Kasten zu haben«, gab Pheme nun zu, während ich aufpassen musste, keinen erneuten Schwärmanfall zu bekommen.
    »Sagen wir es mal so, von meinem Handwerk habe ich Ahnung.«
    Thomas machte sich sogleich an die Arbeit und pulte mit dem Messer an den Stiften herum, an denen die Ketten befestigt waren. Ich ärgerte mich ein wenig, dass ich kein Messer dabeihatte und ihm nicht helfen konnte.
    »Soll ich ihn ein wenig mit Schall unterstützen?«, fragte ich.
    Pheme schüttelte den Kopf und riss die Hände hoch.
    »Bloß nicht. Oder willst du, dass uns die Decke auf den Kopf fällt?«
    »So schlimm wird es schon nicht werden. Ich …«
    »Nein!«, rief jetzt auch Aiko. »Spar dir deine Kräfte für wichtigere Dinge auf. Dein Freund wird es schon hinbekommen, nicht wahr?«
    Thomas wandte sich um und zwinkerte uns zu. »Klar doch.«
    Nach einer Weile konnte er den ersten Stift herausziehen. Krachend und rasselnd kippte die eine Seite der Pritsche nach unten. »Zum Glück sind die Mauern ziemlich verwittert und der Zement auch. »Mit dem anderen Stift hatte er nicht viel mehr Mühe, und die Pritsche krachte nach kurzer Zeit vollständig zu Boden, wobei Staub und Stroh aufwirbelten. Von irgendwoher hörte ich es fiepen. Also waren doch Ratten hier! Thomas hob die Pritsche an. »Ganz schön schwer.«
    »Warte, ich helfe dir«, rief ich und packte mit an.
    Gemeinsam schoben wir die Pritsche in den Spalt unterhalb des Gitters.
    »Jetzt brauchen wir nur noch den Stein da drüben.«
    Bevor Thomas zu dem Brocken hingehen konnte, beugte sich Pheme, die dahinterstand, vor und schob ihn mit einer Leichtigkeit voran, die mich überraschte. Hatten Sirenen etwa auch Supermuskeln? Nachdem Thomas den Hebel gebaut hatte, machten sich er und Pheme daran, die Gittertür aus den Angeln zu heben. Mit einem mächtigen Ruck sprang die Tür aus den Angeln und kippte nach vorn.
    Blitzschnell ließ Pheme die Pritsche los und fing die Tür ab, die ihnen entgegenfiel, bevor sie irgendwen verletzen oder zu großen Lärm machen konnte. Obwohl das nach dem Scheppern der Pritsche kaum noch eine Rolle spielte.
    Thomas prallte zurück und starrte Pheme an. »Alle Achtung, du hast wirklich Kraft.«
    Die Sirene lächelte geschmeichelt, dann legte sie das Gitter vorsichtig auf dem Boden ab. »Los, lasst uns verschwinden.«
    Als wir draußen waren, trat Thomas neben mich und lächelte mich an.
    »Danke, dass du uns aus der Zelle geholt hast«, sagte ich.
    »Gern geschehen«, entgegnete er und kratzte sich verlegen am Kopf.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass du das Messer mitgenommen hast.«
    »Warum denn nicht? Ich habe es seit dem Tag, an dem ich es bekommen habe, immer bei mir gehabt. Oder glaubst du, ich will mich noch mal von diesen blöden Ranken einwickeln lassen?«
    »He, turteln könnt ihr, wenn wir wieder hier raus sind«, rief Pheme und deutete auf das Loch.
    »Wir kommen schon«, riefen Thomas und ich gleichzeitig, dann sahen wir uns an und grinsten.

    Die steinerne Wendeltreppe war schmal und hatte keinen Handlauf. Wenn jemand stolperte und fiel, purzelte er wohl den ganzen Turm herunter – oder riss alle mit. Immerhin waren in regelmäßigen Abständen kleine Nischen in die Wand eingelassen, in denen Feuerschalen standen. Es kostete Aiko nur eine Handbewegung, sie zu entzünden.
    Als ich auf die schmalen Stufen blickte, kribbelte und zog es in meinem Magen. Am liebsten hätte ich mich irgendwo festgekrallt – vorzugsweise an Thomas’ Arm –, doch die Treppe war so schmal, dass wir nur hintereinander gehen konnten. Pheme führte unseren Trupp an, dann folgten Galatea, Aiko, ich und Thomas.
    »Falls du stolperst, packe ich dich an den Haaren und halte dich einfach fest«, raunte Thomas mir zu, nachdem wir die ersten Stufen hinter uns gebracht hatten.
    »Das wirst du schön bleibenlassen«, zischte ich zurück.
    »Willst du lieber runterfallen?«
    »Nein, aber du reißt mir nicht die Haare aus, verstanden?«
    Ich hätte beinahe das Gleichgewicht verloren und beschloss, mich besser aufs Treppensteigen als aufs Reden zu konzentrieren. Die blöden Stufen waren unterschiedlich

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