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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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angebracht, meine Hilfe anzubieten, n’est-ce pas?«
    »Welche Hilfe kannst du uns bieten?«, fragte Aiko, während sie und Thomas mir auf ein Sofa halfen.
    »Wie ihr seht, bin ich ein reicher Mann. Das sind die älteren Satyren meist, weil wir uns stets in der Nähe wohlhabender und einflussreicher Menschen aufhalten. Das war schon zu Zeiten Alexanders des Großen so. Ich verfüge über ein eigenes Flugzeug und kann euch nach Zypern fliegen, sobald meine nächtliche Verwandlung beendet ist.«
    »Nach Zypern?«, fragte Pheme.
    »Nächtliche Verwandlung?«, fragte ich.
    Jean Lacrosse lächelte wissend. »Euer Freund, der Wassermann, ist ein wirklich kluger Bursche, dass er dich auf das Wappen hingewiesen hat. Einer der Stammsitze der aus Frankreich stammenden Adelsfamilie Lusignan befand sich auf Zypern. Sie wurde mitsamt ihrer Kreuzritter verjagt, aber Reste ihrer Burgen stehen immer noch dort. Ich vermute stark, dass sich unser Freund dort befindet.«
    Ich wurde ganz kribbelig. Endlich konnten wir Macius befreien. Oder zumindest hatten wir einen Anhaltspunkt, wo wir suchen mussten. »Woher wissen wir, welche Burg die richtige ist?«
    »Wir müssen raten, aber wir können davon ausgehen, dass es nicht gerade eine nahe eines Stadtzentrums ist. Und so viele gibt es auf Zypern dann auch wieder nicht.«
    »Kannst du wirklich dort einfach so landen?«
    »Warum denn nicht? Ich bin reich, und ich habe Geschäfte zu erledigen. Manchmal auch auf Zypern. Niemand wird etwas dagegen haben, dass ich euch dort hinbringe. Aber zuvor sollte ich wieder meine menschliche Gestalt angenommen haben. In zwei Stunden setzt die Dämmerung ein, da werde ich mich langsam, aber sicher zurückverwandeln. Seid solange meine Gäste.«
    Damit ging er zum Fenster und betätigte das Glockenseil. Gegensprechanlagen waren offenbar nicht nach seinem Geschmack.
    Wenig später erschien der Butler, der uns hierhergebracht hatte.
    »Bringen Sie die Herrschaften doch bitte in die Gästezimmer, und sorgen Sie dafür, dass sie neue Kleider bekommen und auch sonst alles, was sie wünschen.«
    Der Mann im Frack verneigte sich, dann wandte er sich um.
    »Aber, Jean, das können wir doch nicht …«
    »Ihr könnt«, entgegnete der Satyr lächelnd, sah dabei aber nur Pheme an. »Mir schadet es nicht, und was spricht gegen ein wenig Luxus? Ihr seht alle aus, als hättet ihr schwere Zeiten hinter euch. Du musst mir unbedingt alles erzählen, wir haben die ganze Nacht Zeit.«
    Oh, là, là, wie der Franzose sagt.

    Die Zimmer, in die uns der Butler brachte, waren ebenfalls wie ein Museum eingerichtet. Protzig, aber wunderschön. Überall duftete es nach Rose, und das Himmelbett, von dem zarte weiße Organzavorhänge herabwallten, lud geradezu dazu ein, sich hineinzukuscheln.
    »Das Badezimmer ist gleich nebenan. Wenn Sie einen Wunsch haben, läuten Sie einfach«, sagte der Butler mit einer kleinen Verbeugung. »Ich werde Ihnen nachher Ihre neuen Kleider bringen. Bis dahin können Sie sich aus dem Schrank bedienen.«
    »Vielen Dank«, antwortete ich, worauf sich der Mann zurückzog.
    Ich stapfte zu dem antiken Schrank und entdeckte darin ein paar nagelneu eingepackte Wäscheteile und T-Shirts in verschiedenen Größen. Offenbar gehörte es für die Götterkinder – zumindest für die reicheren – zum guten Ton, Kleidung für eventuelle Gäste vorrätig zu haben. Vorsichtig zog ich die mittlerweile wieder eingetrocknete Seerose aus der Tasche und legte sie auf das Bett. Dann entledigte ich mich meines Jogginganzuges, der beinahe vor Dreck stand, und ging ins Badezimmer. Die Wanne stand auf goldenen Löwenfüßchen, und das Wasser floss aus einer altmodisch anmutenden Pumpe. Altmodisch war daran allerdings nur das Aussehen, denn das Wasser war warm. Von duftenden Badeölen eingehüllt ließ ich mich kurz darauf in die Wanne gleiten. Es erschien mir eine Ewigkeit her, dass ich das letzte Mal ein Vollbad genommen hatte.
    Nun hatte ich endlich auch Gelegenheit, meine Gedanken ins Reine zu bringen. In den vergangenen Tagen hatte ich nicht mal daran gedacht, die Veränderung meiner Augen zu beobachten – was eigentlich ziemlich gut war, nachher wäre ich nur wieder ausgeflippt – oder darüber nachzudenken, was alles auf mich zukommen würde. Es war weniger als ein Monat vergangen, seit ich Macius kennengelernt hatte, aber ich hatte das Gefühl, dass von der alten Aileen nichts mehr übrig geblieben war.
    Während sich Thomas’ Eltern bestimmt Sorgen um ihn

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