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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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ich die Augen, und während alle Geräusche um mich herum leiser wurden, versuchte ich bewusst in die tieferen Schichten des Echos vorzudringen. Ich sah die vertrauten Bilder, aber auch einige andere, die ich noch nicht kannte. Immer wieder waren es Frauen mit weißen Haaren und roten Augen. Meine Ahnenreihe. Meine Vergangenheit. Stimmen, Schreie, Klagen umschwirrten mich und drohten mir die Trommelfelle zu zerfetzen. Der Druck in meinem Körper wuchs an, bis ich ihn schier nicht mehr aushalten konnte, trotzdem machte ich weiter. Keine Ahnung, wie tief ich war. Das letzte Bild, das ich bewusst mitbekam, war das jener Frau, die den Feldherrn getötet hatte.
    Barbara of Bannockburn.
    Der Schrei kam so heftig aus mir, dass ich unwillkürlich die Arme ausstreckte und den Rücken durchbog. Mein Körper vibrierte, mein Herz raste, und meine Beine wurden gefühllos.
    Wie lange ich schrie, wusste ich nicht, aber irgendwann fiel das Echo in mir zusammen wie ein Ballon, aus dem die Luft entwich. Die Bilder verschwanden, und mein Verstand wurde wieder klar.
    Noch immer schwebte ich weit über dem Boden. Der Wächter vor mir krümmte sich zusammen und presste beide Hände auf die Ohren, die Harpyien am Himmel waren verschwunden. Hinter ihm brach gerade einer der Türme zusammen, ein Teil der Burgmauer war bereits in sich zusammengefallen. Mein Schrei hatte sogar eine Schneise in den Wald dahinter geschlagen, wo sich entwurzelte Bäume auftürmten wie Streichhölzer, die jemand aus der Schachtel geschüttet hatte.
    Nach einer Weile nahm die bemäntelte Gestalt die Hände herunter, und das einzelne Auge an der Stirn glühte gelb, als sie mich ansah.
    Wie lange hatte ich geschrien? Hatte die Zeit ausgereicht, damit Thomas den Raum finden konnte?
    »Du bist stark«, sagte der Wächter langsam und betont, als müsste er ein schmerzerfülltes Stöhnen unterdrücken. »Eine Abscheulichkeit unter dem Himmel der Götter.«
    »Du bekommst gleich noch eine Packung«, rief ich ihm entgegen, obwohl ich jetzt wirklich bezweifelte, noch einmal dazu in der Lage zu sein. Es war schon ein Wunder, dass ich nicht auf den Boden gefallen war und mir ganz von allein alle Knochen gebrochen hatte.
    Jetzt, da der Rausch, in den mich die Echos versetzt hatten, verklungen war, drohte die Angst mich zu überwältigen. Mein Herz trommelte ein wildes Stakkato.
    »Deine Stimme schwächt mich stärker, als ich angenommen habe«, gab Polyphemos zu. »Die anderen könnte ich mit Leichtigkeit besiegen, aber nicht dich.«
    Ich schöpfte Hoffnung. Solange der Wächter glaubte, dass ich noch einmal schreien könnte, lenkte er vielleicht ein. »Dann gib auf und lass uns in Ruhe. Wir Götterkinder haben das gleiche Recht, auf dieser Erde zu leben wie die Menschen.«
    »Die Götterkinder sind die Plage der Menschheit. Sie müssen vernichtet werden, denn sie führen die Menschen in Versuchung und bringen sie auf wirre Gedanken. Wenn du mir dabei helfen würdest, könnten wir sie vom Erdboden verschwinden lassen.«
    »Ich werde meine Brüder und Schwestern gewiss nicht verraten.« Hatte ich das gerade wirklich gesagt? Wahrscheinlich färbte Polyphemos’ Sprachstil auf mich ab. Aber die Botschaft kam wohl an.
    »Und wenn ich dir dafür deinen Freund, den Wassermann, wiedergeben würde?«
    »Das würde er nicht wollen.«
    »Was willst du?«
    Plötzlich zuckten Blitze um uns herum. Kamen die von Polyphemos?
    Eher unwahrscheinlich, denn der Wächter wirbelte überrascht herum und beschirmte sein Auge mit der Hand, als hinter ihm eine Lichtsäule erschien.
    Neeiiiiiin! Eine mächtige, unwirkliche Stimme, nicht mal vergleichbar mit der Stimme des Wächters, donnerte über die Burg hinweg. Sie war wie eine eigene Kraft in der Luft zu spüren. Die Harpyien stießen ein klagendes Krächzen aus, dann zerfielen sie zu Staub.
    Unter mir sanken alle auf die Knie, meine Begleiter ebenso wie die Nyxianer. Selbst die stolzen Gargoyles senkten die Köpfe.
    Wer zum Teufel war das?

    W as tust du hier, Wächter?«, donnerte die Stimme der Göttin.
    »Ich beschütze Eure Schöpfung, Herrin«, entgegnete der Wächter und verneigte sich tief.
    »Ich bin gekommen, weil mich meine Schöpfung gerufen und mir berichtet hat, dass du gegen den Kodex verstoßen hast.«
    »Ich würde den Menschen nie schaden …«
    »Du hast die Menschen unsere Nachkommen angreifen lassen.«
    Der Wächter senkte den Kopf. »Die Nyxianer …«
    »Du hast dich mit ihnen zusammengetan. Ein Wächter ist dazu

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