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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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ab. Gott sei Dank, nichts zu entdecken. Dann bemerkte ich, dass der Raum nicht wie alle anderen im Brunnenschacht mit Metall ausgekleidet war. Vielmehr schien er aus dunklem Sandstein gehauen worden zu sein. Oder zumindest aus riesigen Felsblöcken gebaut. An jedem zweiten Pfeiler erhob sich eine mächtige Statue aus demselben Stein – drei Frauen und ein Mann.
    »Die Statuen sind Abbilder der vier Urgötter«, erklärte Macius, als ich staunend zu den Steinkolossen aufblickte.
    Die Dinger waren riesig, größer als jede Statue, die ich bisher gesehen hatte, und erinnerten mich an die Szene auf dem Fluss in Der Herr der Ringe , auch wenn sie nicht ganz so gigantisch, sondern nur etwa viermal so hoch wie ein Mensch waren. Plus zwei Meter Sockel versteht sich. Wer diese Kunstwerke wohl geschaffen hatte?
    »Links von dir ist Gaia, dann folgen Aither, Pantos und Nyx.«
    Ich nahm als Erstes Aither unter die Lupe, deren Gewand wirkte, als wäre es von einem Luftzug erfasst worden, obwohl es aus Stein gehauen war. Dasselbe galt für ihr Haar. Wie hatte das der Bildhauer nur so hinbekommen?
    »Wie alt sind diese Statuen?«
    »Ich nehme an, so um die zehntausend Jahre.«
    »Zehntausend Jahre?«
    Das war unglaublich. Geschichte war zwar nie mein Lieblingsfach gewesen, und soweit ich wusste, hatten wir auch nie Frühgeschichte behandelt, aber hatten die Menschen vor zehntausend Jahren nicht noch in Höhlen gehockt? Selbst ich wusste, dass Hochkulturen wie die Ägypter und Griechen um einiges jünger waren. Außerdem waren diese Figuren so fein und lebensecht gearbeitet, dass sie nicht im Geringsten wie die antiken Statuen aussahen, die ich kannte.
    »Bist du dir sicher?«, fragte ich nach, denn ich konnte es nicht fassen, dass solche Schätze hier unter der Erde schlummerten.
    »Natürlich«, gab Macius zurück. »Es ist für einen Menschen der heutigen Zeit schwer zu glauben, zumal eure Geschichtsschreibung ganz andere Dinge erzählt.« Lächelnd blickte der Wassermann auf die Statue des Pantos, nach der Phantasie seines Erschaffers ein breitschultriger, muskulöser Mann, der einen langen Schurz um die Hüften und über der Schulter ein Fischernetz trug, das so fein war, dass man es für echt halten konnte.

    »Hast du schon mal etwas von den untergegangenen Städten gehört?«
    »Du meinst Atlantis ?« Irgendwo hatte ich davon gelesen.
    Macius nickte. »Die Menschen erzählen sich nur noch von Atlantis, aber es gab noch viele andere prachtvolle Städte, die für immer im Erdboden oder in der See verschwunden sind. Die menschliche Geschichtsschreibung weiß nur nichts mehr davon, einzig die Götterkinder erinnern sich an solche Orte. Orte wie diesen hier.«
    Er breitete die Arme aus.
    »Wie hieß die Stadt, zu der dieser Tempel gehörte?«
    »Das wissen nicht einmal mehr wir. Aber es gibt auf der Welt noch einige Tempel unter der Erde wie diesen hier.«
    »Warum sind diese Städte damals untergegangen?«
    »Einige meinen, die Bewohner hätten den Zorn der Götter heraufbeschworen, andere sagen, dass Katastrophen schuld am Untergang seien. Aber es gibt auch jene, die behaupten, dass einer der zwölf Wächter daran schuld gewesen sei. Ein Kind aus der Verbindung zwischen Nyx und Pantos.«
    »Ich dachte immer, Wasser bringt Leben.«
    »Leider auch Zerstörung. Nyx kann man getrost als die Herrin der Zerstörung ansehen. Es ist ein Naturgesetz, dass auf Schöpfung Verfall folgt, denn ohne dass etwas Altes verschwindet, kann es nichts Neues geben. Allerdings hatte Nyx keine derart radikale Zerstörung im Sinn. Der zerstörerische Wächter machte sich auch Erdbeben oder Vulkanausbrüche zunutze, um Städte für immer zu begraben.«
    Ich blickte zu den Götterstatuen auf. Pantos sah etwas gleichgültig auf uns herab. Ob er wusste, was sein Sprössling angerichtet hatte? Na ja, um fair zu sein, angeblich angerichtet hatte. Dann betrachtete ich die anderen drei Göttinnen. Sahen sie wirklich gütiger aus? Drei Göttinnen, ein Gott. Und die Wächter waren reine Götterkinder. Hatte er etwa … mit allen drei Göttinnen …
    Macius schien meine Gedanken zu erraten. »Alle Wächter stammen von Pantos ab, dem Wassergott, denn ohne Wasser entsteht kein Leben. Die meisten Kinder zeugte er mit Gaia und Aither, mit Nyx hatte er nur zwei Söhne.«
    »Kann denn nicht doch noch ein anderer Wächter beteiligt sein?«
    »Schwer zu glauben. Zerstörung liegt allein im Wesen von Nyx. Gaia ist die Erschafferin und Aither die Bewahrerin.«
    Und

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