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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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meinem Zimmer kam. Ich hätte auch gefragt, wenn es umgekehrt mit Thomas und Pheme so gewesen wäre.
    »Wozu sollte das gut sein?« So, wie Thomas das sagte, hörte es sich fast wie eine Anschuldigung an.
    War er etwa eifersüchtig? Eigentlich hätte ich mich darüber freuen sollen. Aber erstens war ich bemüht, meine Gefühle für ihn nicht allzu sehr hochkochen zu lassen, und das hier half nicht gerade, zweitens ärgerte es mich, dass er mich anscheinend schon als sein Eigentum betrachtete.
    »Damit er meine Stimme trainieren kann. Den Banshee-Schrei.«
    Thomas prustete spöttisch. »Ach, so nennt man das jetzt?«
    Vor Überraschung blieb mir im ersten Moment der Mund offen stehen. Im zweiten sah ich rot. Was fiel ihm eigentlich ein? »Meinst du, ich war mit ihm im Bett? So gut müsstest du mich eigentlich kennen! Außerdem sind wir hier nicht mehr im stinknormalen Berlin, hier läuft alles ein bisschen anders, kapiert?«
    Thomas behielt seinen spöttischen Blick bei, als hätte ich ihn nicht gerade angebrüllt, was mich noch wütender machte.
    »Fahr zur Hölle«, zischte ich und rannte aus der Küche.
    Dabei wäre ich beinahe mit Aiko zusammengestoßen, die gerade in die Küche gehen wollte.
    »He, was ist denn hier los?«, fragte sie, während sie durch den Türspalt spähte.
    »Nichts«, antwortete ich kurz.
    So ein Blödmann! Mistkerl! Idiot! Der hatte sie doch nicht mehr alle.
    Indem ich zwei Stufen auf einmal nahm, stürmte ich nach oben. Ein Blick auf meine Armbanduhr sagte mir, dass es erst kurz vor acht war und damit noch ein bisschen früh für den Unterricht, aber ich wollte weder in die Küche zurück noch in mein Zimmer. Von den Akten hatte ich genug, und Thomas sollte mir erst mal nicht unter die Augen kommen.
    Ich blieb überrascht stehen, als ich die Tür zum Gemeinschaftsraum mit Schwung aufstieß. Macius war schon da und sprang in einer fließenden Bewegung auf, als die Tür gegen die Wand knallte.
    »Ah, Aileen, du bist früh dran!«, sagte er verwundert und setzte sich wieder, als er mich erkannte.
    Das hätte ich auch von ihm behaupten können. Was suchte er um diese Uhrzeit schon hier? Vor ihm lag ein dickes Buch mit vergilbten Seiten, in dem er bis eben konzentriert gelesen hatte. Ich schielte nach unten, aber der Text schien in keiner Schrift verfasst zu sein, die ich kannte, und auch die darin verstreuten Skizzen blieben für mich unverständlich.
    »Ich … ähm … dachte, ich sehe mal, ob du schon da bist und wir anfangen können.« Eine bessere Ausrede fiel mir nicht ein, und die Wahrheit konnte ich ihm schlecht sagen. Thomas’ Verdacht war schon lächerlich genug.
    Macius wirkte immer noch verwundert, offenbar kaufte er mir meinen Eifer nicht ab. Schon gar keinen Eifer, der mich Türen knallen ließ.
    »Hast du gut geschlafen?«, fragte er, während er das Buch zuklappte.
    »Wie man’s nimmt. Als du weg warst, hatte ich einen fiesen Traum von einer Hexenverbrennung. Dummerweise wollte mich mein bester Freund verbrennen.« Vielleicht war es ein prophetischer Traum. Blödmann!
    »Du wirst dir die Akten zu sehr zu Herzen genommen haben.«
    »Dann war das also nicht das Echo einer meiner Vorfahrinnen?«
    Macius schüttelte den Kopf. »Wohl kaum. Wenn eine deiner Vorfahrinnen im Feuer gestorben wäre, wärst du nicht hier. Söhne können die Gaben der Banshees nicht weitergeben, sie sind ganz normale Menschen ohne magische Fähigkeiten, und ihre Kinder, auch wenn es Mädchen sind, werden sich nie in Banshees verwandeln. Stirbt eine Banshee nicht bei der Geburt einer Tochter, dann endet ihre Linie mit ihr.«
    Na, immerhin hatte mir den Traum keines meiner Echos hinterlassen. Eine gruselige Vorstellung, dass ich so was als echte Erinnerung miterleben würde, wobei der Tod bei einer Geburt vermutlich auch nicht viel angenehmer wäre. Hoffentlich hielten sich meine Echos in dieser Hinsicht dezent zurück.
    »Da wir schon mal bei den Echos sind und du den Unterricht offenbar kaum noch abwarten kannst, schlage ich vor, dass wir mit dem Training deiner Stimme beginnen.«
    »Du meinst also, ich habe genug Wissen über die Nyxianer?«
    »Nicht einmal ansatzweise, aber deine Stimme muss bereit sein, wenn es zu einem Angriff kommt. Der Zugriff auf die Stimme und die Beherrschung der Echos ist sehr komplex.«
    »Steht das etwa in diesem Buch?« Ich deutete auf den Wälzer, der mindestens tausend Seiten hatte.
    »Nein, darin nicht.«
    »Woher willst du wissen, wie eine Banshee ihre Stimme benutzt?

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