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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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erlauben, diesen Teil des Brunnens unbewacht zu lassen.«
    »Wer bewacht diesen Teil des Brunnens?«
    So, wie er zögerte, glaubte ich fast schon, dass der mysteriöse Bewacher nur ein Märchen sei, das mich vom Trödeln abbringen sollte.
    »Ein Gewächs. Alte Erdenmagie, die ich von Gaia persönlich bekommen habe.«
    Ich konnte nicht anders, als die Augenbrauen hochzuziehen. »Erdenmagie? Von Gaia? Ist dein Gott nicht Pantos?«
    »Das stimmt. Aber die Götter können ihre Magie schenken, wem sie wollen. Gaia hat als Göttin der Erde ihre Schöpfung allen Kreaturen geschenkt. Alles, was sich im Boden befindet, hat sie geschaffen und mit Leben erfüllt. Es gibt Dinge, die jedermann kennt, wie zum Beispiel Bäume oder das Gras, aber es gibt auch Gewächse von denen nur noch wenige wissen. Du möchtest dich ganz bestimmt nicht mit einer ihrer Abranthus-Ranken anlegen.«
    »Abranthus-Ranke?« Ich hätte ein ganzes Lehrlingsgehalt darauf gewettet, dass er sich das nur ausgedacht hatte.
    »Wenn du nach oben schaust, was siehst du dann zwischen den Platten?«, fragte Macius und deutete zur Decke, ohne stehen zu bleiben.
    »Wurzeln. Vielleicht von Bäumen, die hier schon lange stehen.«
    »Hast du bei deiner Ankunft irgendwelche Bäume gesehen? Und was glaubst du, wie weit wir unter der Erde sind.«
    Oh. Da hatte er auch wieder recht.
    Macius hob eine Hand und dirigierte den Lichtball zu einer bestimmten Stelle. Noch immer blieb er nicht stehen, aber auch so konnte ich die Wurzeln erkennen, die überall zwischen den Platten hervorwucherten.
    »Das sind Abranthus-Triebe«, erklärte Macius. »Dieses Gewächs ist eigentlich nur zur Hälfte eine Pflanze, die andere Hälfte ist mit den Kraken in den Meeren verwandt. Abranthus ist wie sie ein Fleischfresser. Obwohl es hier unten feucht und dunkel ist, wirst du keine einzige Ratte entdecken. Die Abranthus-Ranke schnappt sich die Tiere, zerquetscht sie und saugt sie bis auf den letzten Knochen aus.«

    Auf einmal hatte ich das Gefühl, dass meine Cornflakes wieder hochkamen. Macius’ Ton war todernst, und ich war drauf und dran, das eben verlorene Geld darauf zu setzen, dass er es ernst meinte.
    »Wittert die Abranthus-Ranke einen Menschen, wächst sie in Windeseile zu einem Vielfachen ihrer Größe an.«
    Wie gruselig! Eine Gänsehaut überlief meine Arme, und auf einmal erschien mir der Jogginganzug viel zu dünn. »Macht sie dann dasselbe mit ihm wie mit den Ratten?«, fragte ich nach, obwohl ich bereits ahnte, wie die Antwort lautete.
    Macius nickte wie erwartet.
    »Aber wir sind Götterkinder! Deshalb hat es die Ranke nicht auf uns abgesehen, oder?«
    »Wir sind halb menschlich. Abranthus macht in der Hinsicht keinen Unterschied.«
    Dann waren wir also auch Futter! Erschrocken blickte ich nach oben. Waren die Wurzeln länger geworden? Nur mit Mühe konnte ich mich zurückhalten, nicht an Macius vorbeizurennen.
    Der Gang schien kein Ende zu nehmen.
    Wir bogen um einige Ecken und drangen immer weiter in den Schacht vor, in dem überall die Abranthus-Ranken wucherten. Hin und wieder hatte ich das Gefühl, dass sie über mir länger wurden und sich nach meinem Gesicht reckten. Der grüne Lichtball schwebte nach wie vor über uns, aber nun gab es keine Störsender mehr, die aufflammten und für zusätzliches Licht sorgten.
    Irgendwas wischte über meine Schulter, und ich schrie auf. Mit einem Satz war ich bei Macius und klammerte mich an seinen Arm.
    »Was ist los?«, fragte er.
    »Frag das diese Ranken!«, entgegnete ich böse, ließ ihn wieder los und stürmte an ihm vorbei. Im nächsten Augenblick blieb ich abrupt stehen, als mir klar wurde, dass wir den Gang hinter uns gelassen hatten.
    Vor uns tat sich ein riesiger Raum auf, an dessen kuppelförmiger Decke nach und nach zahlreiche kleine Lichter aufflammten. Waren das auch Störsender? Wenn ja, hatte der Erbauer hier mal seinen Sinn für Schönheit walten lassen, denn die Lämpchen wirkten wie Sterne. Genau das war auch beabsichtigt, wie mir aufging, als ich verschiedene Sternbilder erkannte.
    Mehr als den großen Wagen und Kassiopeia konnte ich nicht zuordnen, das war alles, was aus dem Astronomieunterricht meiner Schulzeit hängengeblieben war.
    Immer mehr Sterne blinkten am Kuppelhimmel und erhellten den Raum, dessen Wände aus dem Zwielicht hervortraten. Acht Pfeiler trafen sich sternförmig in der Mitte der Kuppel.
    Als ich mich von der Überraschung erholt hatte, suchte ich zuallererst die Decke nach Abranthus-Ranken

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