Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
Vom Netzwerk:
Worten, fahr, als ob es dein größter Wunsch wäre, als Fettfleck in der Landschaft zu enden.
    »Ganz genau«, sagte Pheme lachend.

    Die Fahrt verlief größtenteils ruhig. Anfangs hielten wir noch Ausschau nach Harpyien und anderen Ungeheuern, doch da sie sich nicht zeigten, gaben wir es auf und konzentrierten uns auf unseren Weg. Zwischendurch zog ich Macius’ Seerose aus der Tasche. Sie war vertrocknet wie an dem Tag, als ich sie zum ersten Mal gesehen hatte, und ich hatte keine Ahnung, wie man sie aktivieren sollte. Aber ich hoffte, dass Macius den Brunnenwürmern entkommen war. Vielleicht würde er auf halbem Weg zu uns stoßen und uns nach Moskau begleiten. Ich wünschte mir von ganzem Herzen, ihn wiederzusehen.
    Auf halbem Weg machten wir Rast in einem Motel. Eigentlich hätten wir durchfahren können, aber die Müdigkeit saß uns allen bleiern in den Knochen und schwächte unsere Aufmerksamkeit. Daher beschloss Pheme, dass wir an diesem Ort, den wir zufällig passierten, anhalten und übernachten sollten.
    Die Leuchtreklame, die auf den Ort hindeutete, flackerte unheimlich. Nächster Stopp: »Bates Motel«! Ich konnte Psycho noch nie etwas abgewinnen …
    »Sieht doch ganz nett aus«, stellte Pheme fest, als wir auf dem Parkplatz hielten.
    »Nett?«, fragte ich ungläubig.
    »Ist natürlich kein Luxushotel, Prinzesschen, aber eine Nacht werden wir hier schon überleben.«
    Damit stieg sie aus und stapfte zu dem Haus, an dem ein polnischer Schriftzug verkündete, dass man sich dort anmelden musste.
    Ich blickte über den Parkplatz. Außer unserem gab es hier nur noch einen einzigen anderen Wagen, einen schwarzen Mercedes, der beinahe mit der Dunkelheit verschmolz. Nur die Reflexion der Neonreklame auf dem Lack verriet ihn.
    Eine Gänsehaut überlief mich. Mitten im Wald, nahezu allein und einem vielleicht vollkommen durchgeknallten Motelbesitzer ausgeliefert. Was, wenn der Kerl nur auf frische Opfer lauerte, die er in seinem Keller zu Tode quälen konnte?
    Verdammt, manchmal lief meine Phantasie wirklich Amok. Ich setzte einen grimmigen Gesichtsausdruck auf, schließlich wollte ich nicht, dass Thomas mich für eine Memme hielt. Diesmal sparte ich mir auch die Nummer des Mädchens, das sich schutzbedürftig an die Brust eines Typen warf.
    Immerhin kehrte Pheme nach nur wenigen Minuten zurück, in der Hand eine Radkappe. Was wollte sie damit? Hatte sie mit dem Ding dem Motelbesitzer eins übergezogen, als der mit der Betäubungsspritze anrückte?
    »Wir haben Bungalow Nummer sieben«, verkündete sie, als sie sich wieder in den Wagen schwang und Aiko die Radkappe in die Hand drückte. »Wundert euch nicht über dieses tolle Sammlerstück, damit will der Besitzer verhindern, dass man den Schlüssel klaut.«
    »Warum sollte jemand denn einen Motelschlüssel klauen?«, wunderte sich Thomas.
    Mir hatten dieselben Worte auf der Zunge gelegen.
    »Keine Ahnung, vielleicht hofft er auch nur, dass der spezielle Charme der Radkappe die Leute zum Zurückkommen bewegt.« Sie ließ den Motor an und trat das Gas durch, als wollte sie einen Rennstart hinlegen. Doch sie lenkte den Mustang lediglich in gemäßigtem Tempo unter die Bäume – in einiger Entfernung zu dem Mercedes. »Hier sollte er niemandem ins Auge fallen«, begründete sie ihre Wahl und stellte den Motor ab.
    »Du weißt hoffentlich, dass es nur ein Klischee ist, dass Autodiebe verstärkt in Polen agieren«, sagte Thomas, unser neuester Botschafter für politische Korrektheit.
    »Klar weiß ich das. Aber ich habe keine Lust, dass die Harpyien uns finden. Die Viecher mögen hässlich sein, doch sie sind weder blind noch blöd.«
    »Oh … äh … entschuldige … da hast du natürlich …«
    Thomas war zu süß, wenn er ins Stammeln geriet, aber ich wollte nicht abwarten, bis er fertig war, um meine Frage zu stellen. »Finden sie uns denn nicht eher, indem sie uns spüren?«
    »Nicht, wenn ich einen Zauber auf unseren Bungalow lege.«
    Aha.
    Zu unserer Unterkunft gelangten wir über einen schmalen Schotterweg, und das Knirschen der Kiesel unter unseren Schuhen erschien mir überlaut. Misstrauisch spähte ich in die Büsche ringsherum. Vielleicht waren die Harpyien ja doch in der Nähe?
    Thomas schien meine Anspannung zu spüren, denn er legte mir seine Hand auf den Arm. Seine Wärme beruhigte mich ein wenig.
    Aus einem der Bungalows tönte uns lautes Stöhnen entgegen, offenbar traf sich der Besitzer des schwarzen Mercedes hier mit seiner

Weitere Kostenlose Bücher