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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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Geliebten.
    »Na, wenigstens einer scheint hier Spaß zu haben«, bemerkte Aiko kichernd und presste die Hand vor den Mund.
    Auch Thomas grinste breit. Mir war eher nicht zum Lachen zumute, denn ich spürte wieder einmal, wie sich etwas in meiner Brust regte.
    Es war nicht die Krake, es war irgendetwas … O Gott, musste ich etwa singen? Was, wenn ich den Tod von jemandem in meiner unmittelbaren Umgebung vorhersagte. Was, wenn es einen meiner Freunde betraf? Was, wenn es Thomas war? Doch die Melodie in meinem Kopf ertönte nicht. Vielleicht wollte mich eines meiner Echos nur darauf hinweisen, dass ich wachsam sein sollte?
    Unser Bungalow hätte auch sehr gut in einen dieser Teenie-Horrorstreifen gepasst, in denen eine Reisegruppe nach und nach von Kannibalen dezimiert wurde. Ein Schauder überlief meine Arme angesichts des komplett aus Holz errichteten Hauses, das den Charme einer abrissreifen Gartenlaube versprühte. Nur dass es ringsherum nichts als Wald und keinen schönen Garten gab.
    Pheme schloss mit dem Schlüssel an der Radkappe auf und knipste das Licht an.
    Wenigstens Strom gab es! Obwohl die Inneneinrichtung nicht mal schlecht aussah. Klar, von einem Motel konnte man keinen Luxus erwarten, aber wenigstens streckten hier einem keine Kakerlaken die Zunge raus.
    Offenbar handelte es sich um die »Familiensuite«, denn es gab ein Doppelbett und ein Etagenbett, wahrscheinlich für die Kinder. Keine Ahnung, ob sich wirklich Familien an diesen Ort verirrten, aber ich war froh über die Bettenzahl, denn so musste niemand auf dem Boden schlafen.
    Da wir außer unseren Essensvorräten nichts dabeihatten, war das Einrichten schnell abgeschlossen. Wir waren alle noch zu aufgedreht zum Schlafen, und da es in einem Motel mitten in der Walachei keine tollen Freizeitangebote gab, blieb uns nur die Glotze, vor die wir uns mit unseren Proviantpäckchen hockten.
    Die Auswahl an Sendungen war äußerst mager, und das polnische Fernsehprogramm unterschied sich bis auf die Sprache kaum vom deutschen. Hier eine grelle Talkshow, da ein schnulziger Film, und auf einem weiteren Kanal wurde man von einer langweiligen Dokumentation über Maschinenbau eingeschläfert. Erst Kanal sieben brachte ein überraschendes Kontrastprogramm – Nachrichten.
    Aiko wollte schon weiterzappen, als Pheme sie zurückhielt. »Warte.« Die Sirene, die mehr als drei Sprachen beherrschte, folgte konzentriert den Worten des Sprechers, der die neue Headline vorlas.
    »Was gibt es?«, fragte ich, dann fiel mir wieder ein, dass die Polizei die Fahndung nach dem Wohnheimmassaker auch auf Polen ausgeweitet haben könnte.
    Doch dann erklärten die eingeblendeten Bilder von selbst, was geschehen war. Vier junge Frauen waren ermordet worden. Die Porträtfotos der Opfer wurden eingeblendet, vom Tatort sah man nur, wie eine der Frauen, die mit einer Plane bedeckt war, fortgeschafft wurde.
    Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen, und ich hatte einen unschönen Verdacht.
    »Ich fress einen Besen, wenn das keine Nymphen waren«, sagte Pheme schließlich, während sie sich abwandte. Die Wettertafel, die nun auf dem Bildschirm erschien, war für sie nicht mehr interessant.
    »Wie kommst du darauf?«, fragte Aiko. Sie schaltete den Fernseher aus und warf die Fernbedienung auf den schiefen Couchtisch.
    »Hast du sie dir mal angesehen? Alles wunderschöne junge Frauen mit bernsteinfarbenen Augen. Das waren Nymphen, da bin ich mir sicher.«
    Aiko zuckte mit den Schultern. »Ich habe noch nie eine gesehen.«
    Genauso ging es mir.
    »Ich dafür eine ganze Menge. Immerhin bin ich ein paar hundert Jahre mehr auf der Welt als ihr. Nymphen haben fast immer bernsteinfarbene oder grüne Augen. Die mit den bernsteinfarbenen Augen entspringen übrigens der östlichen Linie.«
    »Vielleicht wollte Macius deswegen, dass wir zu ihnen gehen«, mischte sich Thomas ein. »Damit wir ihnen helfen.«
    »Möglich wär’s.« Pheme drückte zwei Finger gegen die Stirn, als hätte sie Kopfschmerzen. Oder sah es so aus, wenn sie nachdachte?
    »Vielleicht sollte einer von uns Wache schieben heute Nacht«, sagte Thomas nach einer Weile »Ich werde das übernehmen.«
    »Du?« Pheme zog verdutzt die Augenbrauen hoch. »Du bist ein Mensch!«
    Thomas richtete sich auf. Der Ärger war ihm deutlich anzusehen, doch seine Stimme blieb ruhig. »Aber ich bin kein Idiot. Ich kann hören und sehen, und wie du weißt, kann ich mittlerweile auch gut mit meinen Fäusten und einer Kanone umgehen. Ihr habt den

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