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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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dies kein Moment zum Streiten war. Ich musste Macius vertrauen. Also trat ich ans Geländer und nahm ihm die Seerose aus der Hand, wobei sich unsere Finger leicht streiften. Als ich zurücktrat, begann das Wasser wieder zu sprudeln.
    »Und jetzt verschwindet von hier!«
    Pheme und Aiko schienen kein Problem damit zu haben, ihn zurückzulassen.
    »Kommt!«, rief die Sirene und stürmte nach oben.
    Ich hielt Macius’ Blick stand und sah ihn ein letztes Mal nicken, bevor die Wassermassen um ihn herum aufwallten. Wie in einem Aufzug trugen sie ihn nach unten.
    »Verdammt, muss ich alles dreimal sagen?«, donnerte Phemes Stimme von oben.
    »Komm«, sagte Thomas, während er an meinem Ärmel zerrte.
    Ich setzte mich nur widerwillig in Bewegung. War es wirklich richtig, dass wir uns trennten? Sollten wir nicht zusammen kämpfen? Natürlich konnte Macius mit seinen Kräften viel besser umgehen als ich mit meinen, aber vielleicht brauchte er Hilfe. Was, wenn er starb? Das Krachen unter uns klang bedrohlicher denn je.
    Ich beschleunigte meine Schritte, bis ich keuchend zu Pheme aufgeschlossen hatte. »Was ist, wenn er da unten stirbt?«, fragte ich, während wir die letzten Stufen hinaufpolterten.
    »Er wird nicht sterben«, gab Pheme trocken zurück. »Er wird vielmehr dafür sorgen, dass wir nicht umkommen.«
    »Wozu dann die ganzen Kanonen, die ihr mitgenommen habt?«
    »Die werden wir noch brauchen. Und jetzt kommt!«
    »Aber …«
    Pheme wirbelte herum. Blitzschnell wuchsen ihr schwarze Federn auf den Armen, und ihre Augen leuchteten gelb auf. Aber noch verwandelte sie sich nicht ganz. »Verdammt, soll ich dich an den Ohren hier rauszerren?«
    Ihre Stimme schrillte nach oben.
    Ich erinnerte mich, dass die Sirenen ihre Stimmen ebenfalls als Waffe benutzten.
    »Ist ja schon gut, ich komme.«
    Als Pheme sich daranmachte, die Luke zu öffnen, erbebte der Boden ringsherum. Verursachten diese Brunnenwürmer etwa Erdbeben? Ich wünschte, Macius hätte mir davon erzählt.
    Pheme stieß die Luke zum Haus auf, und wir kletterten in das schwarz gestrichene Wohnzimmer. Kaum hatten wir die Treppe hinter uns gebracht, splitterten irgendwo im Haus die Scheiben, und grässliche Schreie ertönten. Harpyien!
    Offenbar wollten die Nyxianer auf Nummer sicher gehen und hatten ihr gesamtes Aufgebot geschickt.
    Eine Harpyie brach mit lautem Krachen durch die Tür, eine weitere stürzte durch eines der Fenster herein und überschlug sich in einem Scherbenregen mehrmals, bevor sie wieder auf den Füßen landete. Aiko und Pheme verzichteten darauf, sich zu verwandeln, und eröffneten prompt das Feuer. Thomas zerrte mich in eine Ecke.
    Aiko und Pheme feuerten ohne Unterlass, bis Harpyien-Federn und Blut Boden und Wände bedeckten. Die meisten der hereinströmenden Viecher fielen blutend zu Boden, während andere den Geschossen geschickt auswichen.
    Thomas hatte sich vor mich gestellt, auch er feuerte nun auf die Harpyien, während ich nur wie gelähmt auf das blutige Chaos um mich herum starrte. Bettinas toter Körper stand mir vor Augen.
    O Bettina! Dann schrie Thomas plötzlich auf, denn eine der Harpyien hatte ihn am Arm erwischt, und der Ärmel seiner Jacke saugte sich sofort mit dunkelrotem Blut voll.
    In diesem Moment erwachte das Echo in mir. Ich brauchte es nicht mal zu rufen, das erledigte meine Furcht von ganz allein. Ich nahm mir einen winzigen Augenblick Zeit, um die Stärke meines Schreis zu kontrollieren. Als ich sechs Generationen weit vorgedrungen war, bog ich den Rücken durch und riss den Mund auf.
    Ähnlich wie am ersten Tag im Tempel brach der Schrei wie eine Explosion aus mir hervor. Ich selbst konnte ihn nicht hören, aber ich spürte, wie das Kreischen durch meine Kehle schoss. Es schien, als würde sich mein ganzer Körper unter dem Schrei auflösen.
    Dann war es vorüber. Mein Bewusstsein, das sich zurückgezogen hatte, kehrte zurück, und ich blickte in die staunenden Gesichter meiner Kameraden.
    Zwischen uns lagen die Harpyien. Diesmal hatte ich sie nicht nur verscheucht. Ihre Gliedmaßen und Hälse waren verdreht, aus ihren Schnäbeln floss bläulich rotes Blut.
    »War ich das etwa?«, fragte ich. Im nächsten Moment kam ich mir wie eine Idiotin vor. Natürlich war ich das gewesen.
    »Ja, das warst du«, versicherte mir Aiko, während Pheme sich einem der Viecher näherte und es mit dem Bein anstieß. Das Geräusch war ekelhaft.
    »Anscheinend hast du dem Vieh mit deinem Schrei sämtliche Knochen gebrochen. Nein, du

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