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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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der Wächter hob die Hand. Der Körper des Gefangenen wurde augenblicklich in die Luft geschleudert und prallte gegen die Decke der Höhle. Sein Schrei hallte noch dumpf durch die Höhle, als er schon wieder auf den Steinen aufgeschlagen war und sich zitternd zusammenkrümmte.
    »Achte auf deine Worte, Bastard!«
    Beinahe gemächlich ließ der Wächter den Körper vor ihm durch die Luft wirbeln. Diesmal blieb der Mann still, selbst als er erneut hart auf dem Boden landete. Blut schoss aus seiner Nase und verschmierte seine Lippen.
    »Erkennst du deine Schwäche, Bastard?«, flüsterte der Wächter. »Du bist eine Schande für deinen Gott! Pantos hätte sich nie mit einem Menschen einlassen sollen.«
    Jetzt schnellte der Kopf des Gefangenen nach oben, und seine Augen glommen zornig. »Wenn es eine Schande für Pantos gibt, dann dich, Wächter! Die Götter haben euch Wächter nicht geheißen, den Menschen zu schaden.«
    »Oh, ich schade den Menschen nicht.« Der Ton des Wächters war gefährlich leise. »Ich werde der Menschheit sogar einen großen Gefallen tun, wenn ich das Übel von ihr nehme, das sie schon zu lange verdorben hat. Die Menschheit wird durch mich zu ihren früheren Werten zurückfinden.«
    »Du meinst, sie werden wieder in Höhlen hausen, weil du ihre großen Städte untergehen lässt? Genauso, wie es einer deiner Brüder vor dir schon getan hat! Du willst ihnen nur den Glanz nehmen, weil du es nicht ertragen kannst, dass sie den Göttern gleicher denn je sind.«
    »Den Göttern gleich?« Sein Brüllen ließ an einstürzende Berge und brodelnde Ozeane denken. »Alles, was ich sehe und höre, sind Schmutz und Lärm. Die Menschen töten einander noch immer. Sie bauen Türme, mit denen sie die Götter herausfordern. Doch das steht ihnen nicht zu. Sie sind keine Götter, sondern nur deren Schöpfung! Ich weiß genau, woher sie diese Blasphemie haben. Von euch Gesindel! Ich werde jeden einzelnen von der Erde tilgen.«
    Der Mann lachte gebrochen auf. »Das kannst du nicht. Wir sind viele, und einige von uns sind sehr stark. Stärker noch als ich!«
    »Ihr seid lächerliche, missratene Kinder, nichts weiter. Eure Stärke besteht nicht einmal vor eurer eigenen Art.« Bevor der Wächter fortfahren konnte, erschien eine weiße Gestalt hinter ihm.
    »Gebieter, verzeiht mein Eindringen.«
    »Was willst du?«
    »Gebieter, ich habe Nachrichten für Euch! Wichtige Nachrichten.« Die Lamie warf sich vor den Wächter auf den Boden.
    »Wie ich sehe, sind dir einige von uns Bastarden gut genug, Wächter«, raunte der Gefangene.
    »Schweig!«
    Doch nicht der Gefangene war es, der unter dem Donnern von Polyphemos’ Stimme zusammenzuckte, sondern die Lamie zu seinen Füßen.
    »Sag, was ist?«
    »Sollten wir uns nicht lieber allein besprechen?« Die Lamie blickte auf den Gefangenen.
    »Warum denn? Sprich, du weißt, dass Zeit kostbar ist.«
    »Die Banshee und die anderen sind nach Osten geflohen. Meine Brüder und Schwestern vermuten, dass sie die Nymphenkönigin aufsuchen werden.«
    Der Wächter musterte die Lamie schweigend, bis sie sich zu winden begann. Erst dann sprach er. »Seit wann fürchtest du die Nymphen?«
    »Ich fürchte die Nymphen nicht«, gab Carmilla zurück. »Dennoch wäre es klug, sie zu verfolgen und zu stellen, bevor sie mit der Königin einen Pakt eingehen können.«
    »So sei es. Tut, was ihr für richtig haltet.«
    »Was ist mit ihm?« Wieder blickte die Lamie auf den Gefangenen. »Warum hast du ihn nicht getötet? Wir haben ihn nur am Leben gelassen, damit du ein wenig Vergnügen mit ihm hast.«
    »Er wird uns nicht mehr gefährlich werden.« Ein dunkles Lächeln huschte über das Gesicht des Wächters. »Außerdem wäre es Verschwendung. Anstatt ihn zu töten, werde ich ihn zu einem der unseren machen.«
    »Das kannst du nicht«, gab der Gefangene zurück. »Ich werde mich nie in deine Dienste stellen.«
    »Das mag sein, aber deine Knochen und deine Magie werden es tun.«
    Im Hintergrund krächzten freudig die Harpyien …

17. Kapitel
    M oskau empfing uns mit Regenwetter. Die Luft schien hier merklich kühler zu sein als in Berlin oder Warschau, und zwischen den modrigen Geruch des Herbstes mischte sich schon ein leichter Hauch Frost.
    Knapp zwei Tage hatten wir bis hierher gebraucht. Pheme hatte unbekannte Wege benutzt, für den Fall, dass die Harpyien uns weiterhin unter Beobachtung hielten, doch nicht eines von den Viechern war aufgetaucht. Ich war nicht traurig darüber, fand das aber

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