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Das Lied der Cheyenne

Das Lied der Cheyenne

Titel: Das Lied der Cheyenne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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konnte schon sagen, was die Geister mit ihm vorhatten? Sie drängte Sturmwind dicht an den schnaubenden Bullen heran und tötete ihn mit dem ersten Pfeil. Das Tier stürzte zu Boden und blieb dicht vor dem jungen Krieger liegen.
    Weißer Biber blickte fassungslos auf den toten Bullen und schloss die Augen. »Eni-to-eme!«, sagte er dankbar. Damit ehrte er die junge Frau, die er liebte, schon zum zweiten Mal.
    Büffelfrau hörte es nicht. Sie hatte ihr Pony bereits gewendet und trieb es erneut in die Herde hinein. »So will ich leben«, dachte sie begeistert, während sie den Bogen spannte.

12
Weißer Biber
    Die Jagd war erfolgreich, und sie erlegten viele Büffel. Die Frauen und Kinder jubelten laut, als die letzten Krieger aus dem Staub ritten und von den Ponys stiegen. Der Rest der Büffelherde war hinter einem Hügel verschwunden. Gelber Wolf war leicht verwundet worden, als er sein Pony zu dicht an einen Büffelbullen getrieben hatte. Die Hörner des wütenden Tieres hatten sein linkes Bein aufgeschlitzt. Zwei Ponys waren von Bullen angegriffen und getötet worden, aber die Reiter waren abgesprungen und hatten sich in Sicherheit gebracht. Sie waren noch jung und schämten sich, weil sie auf ihrer ersten Jagd keinen Büffel erlegt hatten. Büffelhöcker ritt zu ihnen und lobte sie für ihren großen Mut.
    Die Prärie war mit den Kadavern der getöteten Büffel übersät. Riesige Staubwolken hingen in der Luft und trieben in dem leichten Wind nach Norden. Das Röcheln einiger sterbender Tiere wurde vom Triumphgeheul der Jäger übertönt. Selten war eine Jagd so gut und erfolgreich verlaufen. Die Geister meinten es gut mit den Hügelleuten und hatten ihre Gebete erhört.
    »Ho, es war eine gute Jagd«, sagte Büffelhöcker zufrieden. Er hatte sechs Büffel erlegt, einen mit dem Gewehr und die anderen mit Pfeilen. Seine Medizin war gut. Er wandte sich an seine Tochter, die vollkommen erschöpft, aber glücklich auf ihrem Pony saß. »Sprichst du die Entschuldigung?«
    Büffelfrau nickte dankbar und rutschte von ihrem Pony. Es war dem Schamanen oder einem tapferen Krieger vorbehalten, die Entschuldigung zu sprechen, und sie war sehr stolz, diesmal die Auserwählte zu sein. Sie trat vor einen besonders großen Büffel, dessen Kopf nach Osten zeigte, und reckte beide Arme zum Himmel. »Meine Brüder, hört mich an«, sagte sie laut, »es tut mir leid, dass wir euch töten mussten. Aber ihr bedeutet unser Leben, so wie das Gras euer Leben bedeutet. Aiee, ich verehre euch. Ich danke Maheo, ich danke den Kräften in der Erde und in den vier Himmelsrichtungen. Aiee, dies war eine gute Jagd, und wir sind sehr dankbar.«
    »Ha-ho«, sagte Büffelhöcker. Er gab ein Zeichen, und die Frauen liefen zu den toten Büffeln, gefolgt von einer Schar aufgeregter Kinder. Sie knieten nieder und machten sich mit den großen Steinmessern an die Arbeit. Das Zerlegen der Tiere war anstrengend, und sie schwitzten, aber ihre Gedanken waren froh, als sie an die vollen Fleischtöpfe dachten. Die jungen Krieger halfen ihnen, die schweren Häute von den Leibern zu ziehen und auf die Schleppbahren zu laden. Das Fleisch wurde in Portionen geschnitten und in die Felle gepackt. Ein bestialischer Gestank hing über den Kadavern, aber die Stimmung war gut, und niemand beklagte sich.
    Büffelhöcker trat zu einer toten Büffelkuh und schnitt ihr die Leber aus den Eingeweiden. Er besprenkelte sie mit etwas Galle und reichte sie seiner Tochter. Seine Augen strahlten, als er sagte: »Iss, meine Tochter! Du bist eine große Jägerin!«
    Die junge Frau griff nach der Delikatesse und biss ein Stück davon ab. Das süßlich schmeckende Organ zerging auf der Zunge. »Aiee, das ist gut!«, bedankte sie sich. Sie gab den Rest der Leber an Gelber Wolf weiter und sagte: »Du warst tapfer! Heute Abend werden wir am Feuer von dir sprechen.«
    Der junge Krieger hatte seine Wunde mit einem Fellstreifen verbunden und war stolz darauf, einen besonders großen Bullen erlegt zu haben. »Auch von dir werden wir sprechen«, sagte er würdevoll. Er biss in die Leber und genoss den angenehmen Geschmack. »Wir haben gesehen, wie du Weißer Biber gerettet hast. Das war sehr tapfer. Du bist eine Kriegerin, Büffelfrau!«
    Büffelfrau lächelte dankbar und sprang auf ihr Pony. Sie war es nicht gewohnt, von einem erwachsenen Krieger gelobt zu werden. Ihre Augen leuchteten. Schon als Kind hatte sie davon geträumt, bei der Büffeljagd mitzumachen, und jetzt wurde sie als

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