Das Lied der Cheyenne
erfolgreiche Jägerin gefeiert. Ihr Vater hatte sie sogar gebeten, die Entschuldigung zu sprechen. Das war eine seltene Ehre. Sie ritt ein paar Schritte und atmete die staubige Luft ein. Selten erst hatte sie sich so stark und so beschwingt gefühlt. Ihre Seele war über den Büffeln gewesen, als sie die Tiere getötet hatte.
Sie blickte in die Frühjahrssonne, die blass über den heiligen Bergen stand, und sprach ein Dankesgebet. Maheo war ihr wohlgesonnen. Er hatte sie als Kind beschützt und ihr magische Kräfte verliehen. Sie war die Nachfolgerin des weisen Sieht-hinter-die-Berge und konnte sagen, wann die Büffel kamen. Wenn der Sonnentanz vorüber war, würde sie in die heiligen Berge ziehen und ihre Vision suchen. Ihr Volk respektierte sie als heilige Frau. Sie hatte auf der Jagd bewiesen, dass sie wie ein Krieger reiten und töten konnte, und sie hatte dem todgeweihten Weißer Biber das Leben gerettet. Sie folgte dem Weg ihrer Bestimmung.
Ihre Augen suchten nach dem jungen Krieger. Er war nicht zu sehen, auch sein Pferd nicht. Der Staub hing immer noch dicht über den toten Büffeln, und die meisten Männer, Frauen und Kinder waren nur schemenhaft zu erkennen. Schämte er sich, weil er von der Frau gerettet worden war, die er begehrte? Hatte er die Jagd abgebrochen, weil seine Medizin schlecht war? Versteckte er sich vor seiner Retterin? Er hatte das seltene Wort zu ihr gesagt, das sonst nur große Häuptlinge und tapfere Hundesoldaten zu hören bekamen. Eni-to-eme. So bekundete man einem großen Mann gegenüber seine Ehrerbietung. Nur wenige Frauen des Volkes wurden mit diesen Worten gelobt.
Sie war stolz darauf. Der junge Krieger interessierte sich für sie und machte kein Hehl daraus. Das war gut. Er verehrte sie beinahe demütig, so wie sie den großen Bärenkopf oder ihren Vater oder den alten Schamanen verehrte. Das war nicht gut. Kein Krieger des Volkes unterwarf sich einer Frau, auch wenn sie mutiger und erfolgreicher war. Aus den Erzählungen ihres Vaters wusste sie, dass sogar die legendäre Sonnenfrau einen Verehrer gehabt hatte, aber der hatte sich immer als tapferer Krieger vor ihr aufgespielt, obwohl er ihr unterlegen gewesen war. Er war bei dem Versuch gestorben, ihr auf einen einsamen Rachefeldzug gegen die Ho-he zu folgen. Sie wurde sehr nachdenklich, als sie an die traurige Geschichte dachte. Welches Schicksal wartete auf Weißer Biber?
Sie sah den Krieger beim abendlichen Büffeltanz wieder. Er hatte seine besten Kleider angezogen und versuchte, sie mit seinem wilden Tanz zu beeindrucken. Sein bemalter Körper zuckte im Schein der Flammen, und seine Füße bewegten sich im Takt der großen Tanztrommeln. Er hatte ein Büffelfell um seine Schultern gelegt und stellte den wilden Bullen dar, der ihn beinahe getötet hatte. Seine Augen blitzten, als er den Kopf zum Angriff senkte. Er wirbelte durch den Rauch des Feuers, blieb vor Büffelfrau stehen, sein Gesicht verzog sich, und er griff sich mit einem qualvollen Aufschrei an die Brust. Die Episode wurde zu einem dramatischen Schauspiel, das erst beendet war, als er scheinbar getroffen zu Boden sank und die Augen zum Himmel richtete. Er verhüllte sein Gesicht mit dem Fell.
Büffelfrau war beeindruckt. Sie fühlte sich auf seltsame Weise zu dem Krieger hingezogen. Er war ein tapferer Jäger, das wusste sie. Nur seine schlechte Medizin war schuld daran, dass er heute beinahe auf die andere Seite gegangen war. Er war ein guter Mann, dessen Anblick ihr Herz schneller schlagen ließ. Nicht so wild und ungestüm wie Roter Mond und ein viel schlechterer Reiter als Kleiner Falke. Weißer Biber dachte viel nach, und wenn er sprach, waren es meist kluge Worte. Er war ein Denker, ein ruhiger Mann, der von manchen Hundesoldaten verächtlich angeblickt wurde, aber sie mochte ihn, wie er war. Sie mochte seinen nachdenklichen Blick und die abgewogene Meinung, die er in den Diskussionen der jungen Leute vertrat.
Sie spürte natürlich, dass er sich als Krieger zweiter Klasse fühlte. Er war nicht so erfolgreich wie Roter Mond und Kleiner Falke, und er verfügte über keine besonderen Fähigkeiten wie Angst-vor-Pferden. Seine Ruhe wurde nur von den alten Männern anerkannt. Sogar ihr Vater zweifelte daran, dass er der richtige Mann für sie war. »Büffelfrau braucht einen tapferen Krieger«, hatte er letzte Nacht zu Weidenfrau gesagt. Die beiden hatten eng umschlungen in ihren Fellen gelegen, und sie hatte sich schlafend gestellt. »Einen Mann wie Roter
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