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Das Lied der Cheyenne

Das Lied der Cheyenne

Titel: Das Lied der Cheyenne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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wurde ein großes Feuer angezündet, und die jungen Krieger, die Büffelfrau gefunden hatten, brachten zwei Antilopen und ließen sie von den Frauen über den Flammen braten. Das fette Fleisch schmeckte herrlich. Dazu gab es Wurzelgemüse und frische Waldbeeren, die einige der Frauen am selben Morgen gepflückt hatten. Es war ein guter Sommer, und die Vorratstaschen der Felsenleute waren prall gefüllt.
    Nach dem Essen hielt Adlerkopf eine Rede, die von seinen Heldentaten und dem Kriegszug vor zwei Wintern erzählte, als er mit den Hundesoldaten gegen die Ho-he geritten war und die Skalpe mehrerer Krieger erbeutet hatte. »Ich habe die heiligen Pfeile in das Dorf des Feindes getragen«, berichtete er stolz, »und die Skalpe der tapfersten Krieger hingen an meiner Lanze, als ich das Lager verließ. Ho, das waren gute Zeiten.« Auch von dem Kriegszug im Mond des leichten Schnees berichtete er. Seine Augen funkelten wütend, als er schilderte, wie er zwei Kriegern der Ho-he die Schädel gespalten hatte. »Wir haben den Tod unserer ehrenwerten Krieger gerächt, meine Brüder!«
    Büffelfrau wollte dem Häuptling nicht nachstehen und erzählte von ihrer ersten Büffeljagd. Sie lobte den Mut der tapferen Hügelleute, und sie sprach von den jungen Kriegern, die unerschrocken in den Staub geritten waren und am Verrückten Fluss die Mutprobe abgelegt hatten. Sie erzählte von Roter Mond, der sich den Hundesoldaten anschließen und mit ihrem Vater, dem tapferen Büffelhöcker, auf den Kriegspfad reiten würde, und sie nannte den Namen von Kleiner Falke, der besser als die meisten Hundesoldaten reiten konnte und die schönsten Pferde der Shar-ha stehlen würde. Auch von Weißer Biber berichtete sie. Ihre Stimme zitterte ein wenig, als sie ihn einen großen Denker nannte, aber niemand bemerkte es.
    »Du bist eine ehrenwerte Frau«, sagte Adlerkopf anerkennend. Zustimmendes Gemurmel wurde laut. »Du lobst die jungen Männer deines Volkes und sprichst von Büffelhöcker, Bärenkopf, Läuft-rückwärts und Weißes Pferd. Wir kennen diese Namen und wissen, wie tapfer diese Krieger sind. Aber du sprichst wenig von dir. Wir haben gehört, dass du einen Büffel mit der bloßen Kraft deines Geistes aufgehalten hast, und wir wissen, dass du mehr Büffel getötet hast als die meisten Männer! Aiee, seit vielen Wintern hat es keine so tapfere Frau gegeben!«
    »Ich fühle mich geehrt, Adlerkopf.«
    Der Häuptling der Felsenleute rieb seine fettigen Hände an den Haaren trocken und griff nach seiner Pfeife. Er stopfte sie und ließ den Tabak von einem jungen Krieger entzünden.»Lass uns die geheimen Kräfte ehren«, sagte er, und sie rauchten beide und brachten Maheo, dem Erdgeist und den Kräften der vier Himmelsrichtungen ein Rauchopfer. Büffelfrau genoss den herben Duft des Tabaks. In ihrem Gebet bat sie den Großen Geist um eine gute Jagd und einen milden Winter.
    »Du reitest nach Norden?«, meinte der Häuptling, nachdem sie eine Weile geraucht hatten. Er wollte nicht aufdringlich erscheinen und stellte die Frage eher beiläufig.
    Büffelfrau nickte. »Die Geister wollen es so.«
    »Ein gefährliches Land.«
    »Ich weiß, mein Häuptling.«
    »Die Heimat der Ho-he.«
    Sie nickte erneut. »Ich muss nach Norden reiten. So will es der Schutzgeist des Mannes, der gerade gestorben ist.« Sie vermied es, den Namen eines gerade Verstorbenen auszusprechen. »Am Fuße der schneebedeckten Berge werde ich erfahren, welchen Weg ich für unser Volk gehen muss. So will es Maheo.«
    Adlerkopf zog an der Pfeife und blickte nachdenklich in den Rauch, der sich im Feuerschein verlor. Seine Augen waren ernst. »Soll ich einige Krieger mit dir schicken? Die Ho-he sind wütend auf uns und lauern darauf, dass wir ihnen in die Falle gehen. Es ist nicht gut, allein durch ihr Land zu reiten.«
    »Ich weiß deine Hilfe zu schätzen«, erwiderte Büffelfrau, »aber die Geister wollen, dass ich allein reite. Ich suche meine Vision und habe erst den halben Weg hinter mir.«
    »Das wusste ich nicht, meine Schwester.«
    »Es ist gut, mein Bruder.«
    Später, als sie allein in ihrem Tipi lag, wurde Büffelfrau klar, was die Geister wirklich von ihr verlangten. Sie schickten sie in das Land der feindseligen Ho-he und befahlen ihr, in das Land der schneebedeckten Berge zu reiten, das bisher nur wenige Krieger des Volkes betreten hatten. Sie schloss die Augen und umfasste mit beiden Händen ihren Medizinbeutel. »Gebt mir die Kraft, diese Aufgabe zu bestehen«, betete

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