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Das Lied der Cheyenne

Das Lied der Cheyenne

Titel: Das Lied der Cheyenne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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vergessen. Diesmal war in den Zelten kaum gelacht worden, und nicht einmal Bärenkopf hatte von seinem Bruder, dem Kojoten, erzählt. Die Gesichter waren ernst und angespannt gewesen, und die meisten Hügelleute hatten ins Feuer geblickt und vor sich hingebrütet. Die Zeiten waren hart, und es gab keinen Grund, sich zu freuen.
    Büffelfrau hatte die tsis tsis tas aufgemuntert. Sie hatte tagelang in den Bergen gefastet und zu Maheo gebetet und in ihren langen Zwiegesprächen mit den Geistern neue Hoffnung gefunden. Die Zeichen waren spärlich gewesen. Der eisige Nordwind hatte sie in ihren einsamen Lagern gequält, und auch die dichten Schneeflocken waren kein gutes Zeichen gewesen, aber im Mond des harten Gesichtes war die Sonne am Himmel erschienen, und der Wind hatte beruhigende Worte geflüstert. Es gab noch Hoffnung.
    Ihre Träume waren selten gewesen. Es hatte dunkle Bilder gegeben, ein loderndes Feuer und mit weißer Farbe bemalte Gesichter.
    Strenge Worte, die sie nicht verstand. Und sie hatte die blauen Augen des Mannes mit den Haaren im Gesicht gesehen. Sie hatten gelächelt, und als sie aufgewacht war, hatte sie ihn immer noch neben sich gespürt. Er war ein starker Mann mit starken Gedanken, und sie sehnte sich danach, dieselbe Luft wie er zu atmen.
    Büffelfrau war seit einigen Tagen unterwegs. Sie führte ein zweites Pony an den Zügeln und ritt zügig nach Osten. Sie hatte den Fluss überquert, an dem sie die Shar-ha getötet hatten und befand sich mitten im Feindesland. Das Land war hügelig und mit den hellgrünen Trieben des neuen Grases bedeckt. Vereinzelte Cottonwoods erhoben sich aus dem Boden. Auf den Berghängen erstreckten sich dichte Laubwälder, zerklüftete Granitfelsen ragten wie graue Riesen in den Himmel. Die Sonne schien, seitdem sie ihre Heimat verlassen hatte, und die warme Luft war vom Summen der Insekten erfüllt.
    Sie versteckte sich nicht und erwartete, schon bald von den Shar-ha entdeckt zu werden. Noch immer verstand sie nicht, warum ausgerechnet die Shar-ha sie freundlich behandeln sollten, aber sie vertraute ihrem Schutzgeist und seinem Bruder, dem Adler, der über den Felsen kreiste und sie mit wachen Augen beobachtete. Wenn die Weissagung nicht stimmte und die Shar-ha sie töteten, war das Schicksal des Volkes endgültig besiegelt, aber der weiße Büffel kannte die Shar-ha, und sie musste ihm vertrauen. Es gab keine andere Hoffnung mehr.
    Am Abend des siebten Tages lagerte sie in einer kleinen Schlucht. Sie entzündete ein kleines Feuer, weil sie sich nicht verstecken wollte, und kochte etwas Kräutertee in dem Gefäß aus Büffelhorn, das sie in ihrer Rohhauttasche mitführte. Einige Bissen von dem Pemmikan genügten ihr. Es war gut, einen leeren Magen zu haben, wenn man den Shar-ha oder den Geistern gegenübertrat und einen klaren Kopf brauchte. Sie rollte sich in ihr Fell und blickte zu den Sternen empor, die als silberne Punkte am endlosen Himmel leuchteten. Dort oben, irgendwo in endloser Ferne, wartet eine neue Welt mit vertrauten Gesichtern.
    Wo war der Stern mit dem roten Schatten, von dem der weiße Büffel gesprochen hatte? Sie suchte den Himmel ab, konnte ihn aber nicht entdecken. Was hatte er zu bedeuten? Sie sprach zu Maheo und den Geistern, wie sie es an jedem Abend tat, und schloss die Augen. Der Adler kreiste über ihr und ließ sich in den Felsen nieder, dann schlief auch sie ein und träumte von dem lodernden Feuer und den weiß bemalten Gesichtern.
    Als sie erwachte, war ihr kleines Feuer erloschen, aber dicht über ihr waren drei kantige Gesichter, und die fettverklebten Skalplocken und die weiße Kriegsfarbe verrieten ihr, dass die Shar-ha sie gefunden hatten. Sie blieb ruhig. Eine unbedachte Bewegung hätte ihren sofortigen Tod bedeutet. Die Krieger waren mit Gewehren bewaffnet, und an ihren Gürteln hingen Kriegsäxte und Messer. Seltsamerweise lächelte sie, und sie erinnerte sich an die Worte ihres Schutzgeistes, der prophezeit hatte, dass die Shar-ha sie wie eine Prinzessin empfangen würden. Es ist wahr, dachte sie, sie wollen mich nicht töten.
    Sie blickte die drei Männer verwundert an. Ihr Verhalten zeigte ihr, dass sie nicht erstaunt waren, eine Frau der Halsabschneider in ihren Jagdgründen zu sehen. Sie freuten sich sogar. Ihr Anführer, ein großer Mann mit einer ausgestopften Krähe in den Haaren, lachte wie ein Kind, das im Fluss herumtollt, und deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf sie. Er sagte etwas in seiner Sprache, und die

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