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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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herzoglichen Familie oder ein Heiliger Mann.«
    Arlen nickte, als ob er verstünde, doch in Wirklichkeit begriff er nicht ganz, worauf Ragen hinauswollte. Im Gemischtwarenladen von Tibbets Bach ging den Kunden ständig das Geld aus, aber nicht einmal Rusco Vielfraß ließ sie verhungern.
    Sie gelangten an ein Haus, und Ragen gab Arlen ein Zeichen, den Karren anzuhalten. Verglichen mit vielen Gebäuden, die der Junge in Miln gesehen hatte, war dieses Haus nicht besonders groß, aber nach den Maßstäben, die in Tibbets Bach herrschten, war es immer noch sehr beeindruckend; es bestand gänzlich aus Stein und hatte zwei Stockwerke.
    »Wohnst du hier?«, erkundigte er sich.
    Ragen schüttelte den Kopf. Er schwang sich aus dem Sattel, trat an die Tür und klopfte. Einen Moment später wurde sie von einer jungen Frau geöffnet, die ihr langes braunes Haar zu einem strammen Zopf geflochten hatte. Sie war groß und kräftig, wie alle Bewohner von Miln; ihr knöchellanges Kleid war am Hals hochgeschlossen und spannte über dem Busen. Arlen konnte nicht sagen, ob er sie hübsch finden sollte. Gerade als er entschied, sie sei eher reizlos, lächelte sie, und ihr ganzes Gesicht veränderte sich.
    »Ragen!«, rief sie und schlang ihre Arme um ihn. »Du bist also doch gekommen! Dem Schöpfer sei Dank!«
    »Natürlich komme ich zu dir, Jenya«, erwiderte er. »Wir Kuriere kümmern uns um einander.«
    »Aber ich bin kein Kurier«, widersprach Jenya.

    »Du warst mit einem verheiratet, und das ist dasselbe. Graig starb als Kurier, egal was die verdammte Gilde dazu sagt!«
    Jenya blickte traurig drein, und rasch wechselte Ragen das Thema; mit wenigen großen Schritten marschierte er zum Karren und lud die noch verbliebenen Waren ab. »Ich bringe dir guten Reis aus dem Sumpfland, Salz, Fleisch und Fisch«, zählte er auf, während er die Sachen zum Haus trug und in der Diele absetzte. Arlen beeilte sich, ihm zu helfen.
    »Und das hier«, fügte Ragen hinzu und zog den Sack voller Gold und Silber, den der Vielfraß ihm mitgegeben hatte, aus dem Gürtel. Den kleinen Beutel, den der Händler des Herzogs ihm gegeben hatte, warf er auch noch hinein.
    Jenya machte große Augen, als sie den Sack öffnete. »Oh, Ragen«, hauchte sie. »Das ist zu viel. Ich kann es nicht annehmen …«
    »Du kannst und du wirst«, bestimmte Ragen. »Das ist das Mindeste, was ich für dich tun kann.«
    Jenyas Augen füllten sich mit Tränen. »Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll«, entgegnete sie. »Ich hatte ja solche Angst. Mit den Schreibarbeiten, die ich für die Gilde erledige, verdiene ich nicht genug, um sämtliche Ausgaben bestreiten zu können. Und ohne Graig … Ich dachte schon, ich müsste wieder auf die Straße gehen und betteln.«
    »Na, na«, brummte Ragen und tätschelte ihre Schulter. »So schlimm wird es schon nicht werden. Meine Brüder und ich werden nie zulassen, dass das passiert. Eher nehme ich dich in meinen eigenen Haushalt auf, als dass ich tatenlos zusehe, wie du dich so erniedrigst«, versprach er.
    »Oh Ragen, warum tust du so etwas?«, fragte sie.
    »Zu guter Letzt habe ich noch etwas für dich«, wich er der Frage aus. »Ein Geschenk von Rusco Vielfraß.« Er hielt den Ring in die Höhe. »Er möchte, dass du ihm einen Brief
schreibst, in dem du ihm bestätigst, dass du den Ring erhalten hast.«
    Wieder stiegen Jenya die Tränen in die Augen, während sie gerührt den wunderschönen Ring betrachtete.
    »Graig war sehr beliebt«, erklärte Ragen und steckte ihr den Ring an den Finger. »Dieser Ring soll ein Symbol dafür sein, dass wir ihn nie vergessen werden. Mit den Lebensmitteln und dem Geld sollte deine Familie ziemlich lange auskommen. In der Zwischenzeit findest du vielleicht sogar einen neuen Ehemann und wirst Mutter. Doch wenn deine Lage sich so verschlechtert, dass du glaubst, den Ring verkaufen zu müssen, kommst du zuerst zu mir, verstanden?«
    Jenya nickte, aber sie hielt den Blick gesenkt; während sie mit einem Finger zärtlich den Ring streichelte, rollten ihr die Tränen über die Wangen.
    »Versprich es mir«, forderte Ragen.
    »Du hast mein Wort.«
    Ragen nickte und umarmte sie ein letztes Mal. »Wann immer ich es einrichten kann, werde ich bei dir vorbeischauen«, versprach er. Als sie sich von ihr verabschiedeten, weinte sie immer noch. Im Gehen drehte Arlen sich nach ihr um und starrte sie an.
    »Du siehst verstört aus«, meinte Ragen.
    »Ich schätze, das bin ich wohl auch«, stellte Arlen

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