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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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überzeugen, dass irgendein Dorftrottel vom platten Land ein derart geschickter Bannzeichner ist, dass ich ihm einen Eintrag in unser Register gewähre.«

    »Die Zeichen des Jungen waren mächtig genug, um einem Felsendämon den Arm abzutrennen«, wandte Ragen ein.
    Vincin lachte. »Wenn du den Arm bei dir hast und ihn mir zeigst, Ragen, dann könnte es sogar sein, dass ich meine Meinung ändere. Aber ohne einen greifbaren Beweis kannst du dir dieses Märchen für die Jongleure aufsparen.«
    »Könntest du ihm dann wenigstens eine Lehrstelle besorgen?« Der Kurier ließ nicht locker.
    »Ist er imstande, das Lehrgeld zu bezahlen?«, lautete prompt die Gegenfrage.
    »Er ist ein Waise, den ich von der Straße aufgelesen habe«, protestierte Ragen.
    »Vielleicht finde ich ja einen Bannzeichner, der ihn als Diener bei sich aufnimmt«, überlegte der Gildemeister.
    Ragen blitzte ihn wütend an. »Trotzdem vielen Dank«, versetzte er, drehte sich auf dem Absatz um und zog Arlen mit sich.
    Im Eiltempo machten sie sich auf den Rückweg zu Ragens Villa, denn die Sonne stand schon tief am Horizont. Arlen beobachtete, wie die geschäftigen Straßen von Miln sich rasch leerten, die Menschen sorgfältig die Siegel prüften und ihre Türen verbarrikadierten. Trotz der kopfsteingepflasterten Straßen und der mächtigen, mit Siegeln verstärkten Stadtmauern, fühlten sich die Menschen nachts nicht sicher und bunkerten sich zusätzlich in ihren Häusern ein.
    »Ich kann es nicht fassen, dass du in diesem unverschämten Ton mit dem Herzog gesprochen hast«, meinte Arlen unterwegs.
    Ragen gluckste vergnügt in sich hinein. »Jetzt erkläre ich dir die erste Regel eines Kuriers, Arlen. Händler und Herzöge mögen dich zwar bezahlen, aber wenn du es zulässt, kommandieren sie dich herum, als hätten sie nicht die geringste Achtung
vor dir. In ihrer Anwesenheit musst du auftreten wie ein König, und du darfst niemals vergessen, dass du es bist, der sein Leben für die Auftraggeber riskiert. Und werde niemals müde, ihnen unter die Nase zu reiben, dass sie sich selbst auf die offene Straße begeben müssten, wenn es dich nicht gäbe.«
    »Bei Euchor hat es funktioniert«, räumte Arlen ein.
    Ragen zog eine finstere Miene. »Dieses egoistische Schwein!«, fauchte er. »Das Einzige, was ihn interessiert, ist sein Profit. Sonst kümmert er sich um nichts!«
    »Es ist ja halb so schlimm«, meinte Arlen. »Tibbets Bach hat auch ohne die übliche Salzlieferung im Herbst überlebt. Die Leute werden schon nicht umkommen, auch wenn der nächste Transport ausbleibt.«
    »Das mag ja sein«, gab Ragen zu, »aber es ist nicht richtig, dass diese Menschen Mangel leiden. Und ganz besonders wurmt mich, wie der Herzog dich übersehen hat. Ein guter Herrscher hätte gefragt, warum ich einen Jungen in sein Audienzzimmer bringe. Ein kluger Herrscher hätte dich zu einem Mündel des Throns gemacht, damit du nicht als Bettler auf der Straße landest. Und Malcum war nicht besser! Was hätte es ihn gekostet, wenn er dich gebeten hätte, eine Probe deines Könnens abzuliefern? Und dann Vincin! Wenn du das immense Lehrgeld aufbringen könntest, dann hätte dieser gierige Dreckskerl dich noch vor Sonnenuntergang zu einem Meister in die Ausbildung gegeben! Stattdessen sollst du dich als Diener verdingen! Grundgütiger Schöpfer!«
    »Ist ein Lehrling denn nicht ebenfalls so etwas wie ein Diener?«, erkundigte sich Arlen.
    »Wo denkst du hin? Nicht im Mindesten«, widersprach Ragen mit Inbrunst. »Lehrlinge gehören dem gesellschaftlichen Stand der Meister an. Sie arbeiten darauf hin, in ihrem Beruf ihre Meisterprüfung abzulegen, danach machen sie sich mit
einem eigenen Geschäft selbstständig oder tun sich mit einem anderen Meister zusammen. Ein Diener bleibt immer ein Diener, es sei denn, er gelangt durch Heirat in eine höhere soziale Schicht. Und verdammt will ich sein, wenn ich zulasse, dass man dich zu einem Knecht macht!«
    Danach verfiel er in Schweigen, und obwohl Arlen reichlich verwirrt war, hielt er es für das Beste, Ragen nicht mit weiteren Fragen zu belästigen.

    Kurz nachdem sie den Siegelwall, der Ragens Anwesen umgab, durchschritten hatten, wurde es stockfinster. Margrit führte Arlen in ein Gästezimmer, das halb so groß war wie Jephs ganzes Haus. Mitten im Raum stand ein Bett. Arlen musste mit einem Satz hineinspringen, weil es so hoch war, und da er bis jetzt nur auf dem Boden oder einem harten Strohsack geschlafen hatte, erschrak er, als er

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