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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Arlen.
    Jardir stieß einen Grunzton aus. »Deine Sprache ist nicht leicht zu lernen, und es fällt mir doppelt so schwer, weil ich
einen khaffit brauche, um sie zu üben, wenn du nicht da bist.« Er blickte Abban hinterher und lachte höhnisch über dessen bunte Seidengewänder. »Sieh ihn dir an. Er kleidet sich wie eine Frau.«
    Arlen spähte über den Platz und entdeckte eine schwarz verhüllte Frau, die Wasser schleppte. »Ich habe hier noch keine Frau gesehen, die sich so anzieht.«
    »Das kommt daher, weil du mir nicht gestattest, dir eine Gemahlin zu suchen, deren Schleier du lüften darfst«, grinste Jardir.
    »Ich glaube nicht, dass die dama es einer Frau erlauben würden, einen chin ohne Stammeszugehörigkeit zu heiraten«, meinte Arlen.
    Jardir wedelte mit der Hand. »Blödsinn«, wehrte er ab. »Wir beide haben zusammen im Labyrinth Blut vergossen, mein Bruder. Wenn ich dich in meinen Stamm aufnehme, würde selbst der Andrah es nicht wagen, dagegen zu protestieren!«
    Dessen war sich Arlen nicht so sicher, aber er hütete sich, zu widersprechen. Krasianer neigten dazu, aggressiv zu reagieren, wenn man ihre Prahlereien anzweifelte, und vielleicht stimmte es sogar. Jardir schien zumindest den gleichen Rang wie ein Damaji einzunehmen. Die Krieger gehorchten ihm aufs Wort, und seine Befehle standen über denen ihrer dama .
    Doch Arlen verspürte nicht den Wunsch, in Jardirs oder irgendeinen anderen Stamm aufgenommen zu werden. Er bereitete den Krasianern Unbehagen; ein chin , der am alagai’sharak teilnahm und dennoch mit einem khaffit Umgang pflegte. Wenn er einem Stamm beitrat, würden sie ihn akzeptieren können, doch gleichzeitig wäre er ein Untertan der Damaji dieses Stammes, müsste sich an jeder Blutfehde beteiligen und würde die Stadt nie wieder verlassen dürfen.

    »Ich denke, ich bin noch nicht bereit, mir ein Weib zu nehmen«, erklärte er.
    »Nun ja, warte damit aber nicht zu lange, sonst halten die Männer dich noch für einen push’ting «, erwiderte Jardir lachend und boxte Arlen gegen die Schulter. Arlen war sich nicht sicher, was dieses Wort bedeutete, aber er nickte trotzdem.
    »Wie lange bist du schon wieder in der Stadt, mein Freund?«, erkundigte sich Jardir.
    »Erst seit ein paar Stunden«, antwortete Arlen. »Ich habe gerade Briefe und Pakete im Palast abgegeben.«
    »Und schon kommst du, um uns deinen Speer anzubieten! Bei Everam!«, rief Jardir seinen Kameraden zu. »Der Par’chin muss Krasianisches Blut in sich haben!« Die Männer stimmten in sein Gelächter ein.
    »Geh ein Stück mit mir«, forderte Jardir Arlen auf, legte einen Arm um seine Schultern und entfernte sich mit ihm von den anderen. Arlen wusste, dass Jardir bereits überlegte, an welcher Position er ihn im nächtlichen Kampf am besten einsetzen sollte. »Die Bajin haben letzte Nacht einen Mann verloren, der die Siegel für die Gruben anfertigte«, erklärte er. »Du könntest ihn ersetzen.«
    Männer, die sich darauf verstanden, die Gruben mit Schutzzeichen zu versehen, gehörten zu den wichtigsten Soldaten der Krasianer; sie bereiteten die Dämonengruben vor, in denen man die Horclinge fing, und sorgten dafür, dass die Siegel sich aktivierten, nachdem die Bestie hineingestürzt war. Es war eine gefährliche Arbeit, denn wenn die Plane, unter der man die Grube verbarg, nicht nach unten fiel und die Siegel vollständig freigab, konnte man einen Sanddämon nur schwer daran hindern, wieder herauszuklettern und den Mann zu töten, der versuchte, die magischen Zeichen freizulegen. Es gab nur einen einzigen Posten, an dem noch mehr Kämpfer zu Tode kamen.
    »Ich wäre aber lieber ein Angreifer«, entgegnete Arlen.
    Jardir schüttelte den Kopf, doch er lächelte. »Es drängt dich immer zu den riskantesten Aufgaben«, scherzte er. »Wer soll unsere Briefe befördern, wenn du getötet wirst?«
    Trotz des starken Akzents hörte Arlen den ironischen Unterton heraus. Briefe bedeuteten Jardir nichts. Die meisten dal’Sharum konnten nicht einmal lesen.
    »Diese Nacht wird nicht so gefährlich«, bemerkte Arlen. Außerstande, seine Aufregung zu unterdrücken, packte er seinen neuen Speer aus und zeigte ihn voller Stolz dem Ersten Krieger.
    »Eine Waffe für einen König«, stimmte Jardir zu, »aber es ist der Krieger, der im Kampf zählt, Par’chin , und nicht der Speer.« Er legte eine Hand auf Arlens Schulter und sah ihm in die Augen. »Vertraue nicht zu sehr auf deine Waffe. Ich habe erfahrenere Krieger als dich

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