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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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die dama’ting ihre Knöchelchen werfen und bestimmte Dinge erkennen, bevor sie eingetreten sind.«
    »Nun, ich beneide dich nicht um das Los, das dir beschieden ist, wenn du eine dama’ting kränkst«, versetzte Abban.
    Sie setzten ihren Weg fort und erreichten bald Andrahs Palast, ein gigantisches, mit einer Kuppel gekröntes Bauwerk aus
weißem Stein, das vermutlich so alt war wie die Stadt selbst. Die Siegel waren in Goldfarbe gemalt und funkelten in dem gleißenden Sonnenlicht, das auf die hohen Türme fiel.
    Doch ehe sie einen Fuß auf die Palasttreppe setzen konnten, kam ein dama die Stufen hinuntergerannt. »Verschwinde, khaffit !«, zeterte er.
    »Ich bitte vielmals um Vergebung«, entschuldigte sich Abban, verbeugte sich tief und humpelte gesenkten Blickes rückwärts davon. Arlen rührte sich nicht von der Stelle.
    »Ich bin Arlen, Sohn von Jeph, Kurier aus dem Norden, und hier nennt man mich Par’chin «, erklärte er auf Krasianisch. Er setzte den Speer auf den Boden, und obwohl die Waffe mit Stoffbahnen umwickelt war, kam nicht der geringste Zweifel auf, was sie darstellte. »Ich bringe Briefe und Geschenke für den Andrah und seine Minister«, fuhr Arlen fort und hielt seine Tasche hoch.
    »Für jemanden, der unsere Sprache spricht, pflegst du aber einen vulgären Umgang, Mann aus dem Norden«, erwiderte der dama und blickte immer noch finster auf Abban, der im Staub kauerte.
    Arlen lag eine wütende Entgegnung auf den Lippen, doch er hielt sich zurück.
    »Der Par’chin kannte den Weg nicht«, winselte Abban, ohne den Kopf zu heben. »Ich wollte ihm lediglich als Führer dienen …«
    »Ich habe dich nicht zum Sprechen aufgefordert, khaffit !«, brüllte der dama und versetzte Abban einen kräftigen Fußtritt in die Seite. Arlen spannte die Muskeln an, doch ein warnender Blick seines Freundes hielt ihn in Schach.
    Nun wandte sich der dama an Arlen, als sei nichts passiert. »Ich werde die Sachen, die du mitgebracht hast, in Empfang nehmen.«

    »Der Herzog von Rizon hat ausdrücklich verlangt, dass ich den Damaji persönlich ein Geschenk übergebe«, behauptete Arlen dreist.
    »Nie und nimmer werde ich zulassen, dass ein chin und ein khaffit den Palast betreten!«, höhnte der dama .
    Die Reaktion war enttäuschend, kam aber nicht unerwartet. Arlen hatte es noch nie geschafft, einen Damaji zu sehen. Er gab seine Briefe und Pakete ab und verzog unwirsch das Gesicht, als der dama die Treppe wieder hinaufeilte.
    »Es tut mir leid, aber ich hatte es dir ja gesagt, mein Freund«, seufzte Abban. »Und dass ich bei dir war, hat dir nichts genützt - im Gegenteil! Aber es stimmt, dass die Damaji keinen Fremden in ihrer Gegenwart dulden, und sei er der Herzog von Rizon höchstselbst. Wärest du ohne mich hierhergekommen, hätte man dich vielleicht höflich gebeten zu warten und dich dann einfach bis in alle Ewigkeit auf einem Seidenkissen sitzen lassen, um dich zu demütigen.«
    Arlen knirschte mit den Zähnen. Er fragte sich, was Ragen an seiner Stelle getan hätte, wenn ihm diese Abfuhr erteilt worden wäre. Hätte sein Mentor sich eine solche Behandlung gefallen lassen?
    »Wirst du jetzt mit mir das Nachtmahl teilen?«, hakte Abban noch einmal nach. »Ich habe eine Tochter, sie ist erst fünfzehn und wunderschön. Sie würde dir im Norden eine gute Ehefrau sein und dein Heim hüten, wenn du unterwegs bist.«
    Was für ein Heim?, fragte sich Arlen und dachte an seine winzige, mit Büchern vollgestopfte Wohnstatt in Fort Angiers, in der er seit über einem Jahr nicht mehr gewesen war. Er sah Abban an und wusste, dass sein gerissener Freund sich eindeutig mehr für die Handelskontakte interessierte, die er mit einer im Norden lebenden Tochter knüpfen konnte, als für ihr eheliches Glück oder Arlens Haushalt.

    »Du erweist mir eine große Ehre, mein Freund«, erwiderte er, »aber ich habe noch etwas zu erledigen. So schnell gebe ich nicht auf.«
    »Das dachte ich mir«, stöhnte Abban. »Ich nehme an, du wirst zu ihm gehen?«
    »Ja.«
    »Er verachtet mich genauso wie der dama «, warnte Abban.
    »Das glaube ich nicht. Er kennt deinen Wert«, meinte Arlen.
    Abban schüttelte den Kopf. »Wenn er mich überhaupt toleriert, dann nur deinetwegen. Der Sharum Ka wollte Unterricht in der Sprache des Nordens, seit man dir das erste Mal erlaubt hat, das Labyrinth zu betreten.«
    »Und Abban ist der einzige Mann in Krasia, der diesen Zungenschlag beherrscht«, ergänzte Arlen. »Das macht ihn für den Ersten

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