Das Lied der Dunkelheit
waren.
»Dal’Sharum!«, brüllte er und zeigte auf die toten Horclinge. »Nehmt diese schmutzigen Bestien und schleppt sie auf die Krone der äußeren Stadtmauer! Die Männer, die die Katapulte bedienen, brauchen noch Übung! Die Horclinge hinter den Mauern sollen sehen, was mit ihnen geschieht, wenn sie Fort Krasia angreifen!«
Die Männer brachen in Hochrufe aus und beeilten sich, dem Befehl zu nachzukommen. Unterdessen wandte Jardir seine Aufmerksamkeit wieder Arlen zu. »Die Aufpasser melden, dass an einem der östlichen Hinterhalte immer noch gekämpft wird. Ist noch etwas von dem Kampfgeist in dir, Par’chin ?«
In einem raubtierhaften Grinsen bleckte Arlen die Zähne. »Bring mich hin.« Die beiden Männer rannten los und ließen die anderen bei ihrer Arbeit zurück.
Eine Zeit lang hetzten sie durch die verwinkelten Gänge, die sie zu einem Bereich am äußersten Rand des Labyrinths führten. »Gleich da vorn«, schrie Jardir, als sie sich einer Stelle näherten, an der der Gang scharf abknickte; die ungewöhnliche Ruhe machte Arlen nicht misstrauisch, er bemerkte nur das Stampfen ihrer Füße und das Pulsieren seines Blutes.
Doch als sie um die Ecke bogen, hinter der der Hinterhalt lag, schoss von der Seite ein Bein hervor; Arlen stolperte und stürzte der Länge nach hin. Gleich nach dem Aufprall schnellte er wieder in die Höhe, ohne seine kostbare Waffe loszulassen, doch kaum stand er wieder auf den Füßen, stellten sich ihm Männer in den Weg und versperrten ihm den Durchgang.
Verstört blickte Arlen sich um, doch nirgendwo war eine Spur von einem Dämon zu entdecken, noch gab es Anzeichen für irgendwelche Kämpfe. Er war in einen Hinterhalt geraten, aber der galt nicht den Horclingen.
21
Nur ein chin
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S harum , Jardirs Elitekrieger, tauchten auf und umzingelten Arlen. Er kannte sie alle, Männer, an deren Seite er schon viele Male gekämpft hatte.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Arlen, obwohl er im Grunde seines Herzens sehr wohl wusste, was hier gespielt wurde.
»Der Speer des Kaji gehört in die Hände des Shar’Dama Ka «, antwortete Jardir, der sich ihm näherte. »Und der bist du nicht.«
Arlen umklammerte den Speer, als fürchte er, er könnte ihm aus den Händen fliegen. Mit denselben Männern, die ihm nun den Weg abschnitten, hatte er noch vor wenigen Stunden gemeinsam die Abendmahlzeit eingenommen, doch ihre Freundlichkeit war wie weggewischt. Jardir hatte sich einer List bedient, um ihn von seinen Anhängern zu trennen.
»Wir brauchen deshalb keine Feinde zu werden«, erklärte Arlen und wich zurück, bis seine Fersen den Rand der Dämonengrube, die sich in der Mitte des Hinterhalts befand, berührten. Wie aus weiter Ferne vernahm er das Zischen eines Sanddämons, der darin gefangen war.
»Ich kann mehr Speere wie diesen hier herstellen«, fuhr er fort. »Einen für jeden dal’Sharum . Um euch das vorzuschlagen, kam ich hierher.«
»Dazu sind wir selbst imstande.« Ein kühles Lächeln stahl sich durch Jardirs Bart. Seine weißen Zähne blitzten im Mondlicht. »Du kannst nicht unser Erlöser sein. Du bist nur ein chin .«
»Ich will nicht gegen euch kämpfen«, bat Arlen.
»Dann lass es sein«, erwiderte Jardir leise. »Gib mir die Waffe, nimm dein Pferd und verlasse uns, wenn der Morgen dämmert. Und komm nie wieder hierher zurück.«
Arlen zögerte. Er zweifelte nicht daran, dass die Krasianischen Bannzeichner ein ebenso gutes Duplikat des Speeres anfertigen konnten wie er. Im Handumdrehen wären die Krasianer dann in der Lage, den Heiligen Krieg zu ihren Gunsten zu entscheiden. Tausende von Menschenleben würden verschont, Tausende von Dämonen getötet werden. War es überhaupt von Bedeutung, wer den Ruhm für sich beanspruchte?
Aber es stand mehr auf dem Spiel als bloßer Ehrgeiz oder Rivalität. Der Speer war ein Geschenk für die gesamte Menschheit, nicht nur die Krasianer sollten davon profitieren. Doch würde dieses stolze Kriegervolk sein Wissen mit anderen teilen? Nach dieser Szene zu urteilen, wären sie keineswegs dazu bereit.
»Nein«, entgegnete er. »Ich möchte den Speer noch eine Weile behalten. Lasst mich einen zweiten für euch anfertigen, und ich gehe fort. Ihr werdet mich nie wiedersehen, und ihr habt bekommen, was ihr wollt.«
Jardir schnippte mit den Fingern, und der Kreis um Arlen zog sich enger.
»Bitte«, flehte Arlen, »ich will keinen von euch verletzen.«
Jardirs Krieger quittierten diese Worte mit einem
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