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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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die Grubenwand. Ehe der Horcling sich von dem Schlag erholen konnte, nahm Arlen Anlauf und rammte ihn noch einmal dagegen. Er spürte, wie durch den Kampf mit diesem starken Gegner seine Kräfte langsam erlahmten, deshalb holte er wieder Schwung und schleuderte ihn in seine Siegel. Magische Energie flammte auf und tauchte die Grube in ein grelles Licht; der Dämon wurde zurückgeworfen, und ehe er sich wieder fangen konnte, schnappte sich Arlen den Speer und flüchtete sich hinter die Siegel.
    Immer wieder sprang der tobende Dämon gegen die Barriere, doch in aller Eile vervollständigte Arlen seinen provisorischen Halbkreis, mit der Grubenwand in seinem Rücken. Im Netz befanden sich Lücken, aber er hoffte, sie seien so klein, dass der Dämon sie nicht finden und sich hindurchzwängen konnte.
    Schon im nächsten Moment wurde seine Hoffnung zunichte gemacht, als der Horcling nach oben gegen die Grubenwand sprang und sich mit seinen Klauen in den Lehm krallte. Längs der Wand kletterte die Bestie auf Arlen zu, mit gefletschten Zähnen, von denen der Geifer tropfte.
    Arlens hastig gezeichnete Siegel waren schwach, und ihre schützende Wirkung reichte nicht viel weiter als der Dämon springen konnte. Es würde nicht lange dauern, bis der Horcling feststellte, dass er ohne weiteres über die Barriere hinwegklettern konnte.
    Arlen wappnete sich für das, was gleich kommen musste, und verdeckte mit seinem Fuß das der Wand am nächsten gelegene Siegel, um dessen Magie außer Kraft zu setzen. Er hielt
den Fuß einen Zoll über dem Boden, um die Linien nicht zu verwischen. Dann wartete er ab, bis der Dämon sprang, um sofort zurückzuweichen und das Siegel freizugeben.
    Der Horcling befand sich zur Hälfte über dem Netz, als die Magie aufflammte und den Dämonenkörper aus dem Bannbereich schleuderte. Die Bestie wurde mitten entzwei gerissen; eine Hälfte fiel zu Arlen in den Kreis, die andere landete mit einem dumpfen Knall davor auf dem Boden.
    Selbst ohne Hinterleib attackierte der Horcling Arlen immer noch mit Klauen und Zähnen, sodass der gezwungen war, rückwärts auszuweichen und sich die Bestie mit dem Speerschaft vom Leib zu halten. Er stieg über die Siegel hinweg und ließ die verstümmelte Kreatur im Halbkreis zurück, die zuckend in einer Lache aus schwarzem Blut im Sand lag.
    Arlen schaute hoch und sah, dass die Krasianer fassungslos auf ihn herabstarrten. Er nahm den Speer und zerbrach ihn wütend über seinem Knie. Der Dämon hatte ihn auf eine Idee gebracht; eine Speerhälfte rammte er hoch in die weiche Lehmwand der Grube. Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung zog er sich an dem Schaft hoch, dann stieß er die ausgezackte Spitze der anderen Hälfte noch ein Stück höher in die Wand.
    Hand über Hand hangelte er sich die zwanzig Fuß hohe, lotrechte Wand hinauf. Er verschwendete keinen Gedanken an das, was hinter ihm lag, noch an das Schicksal, das ihn oben erwarten mochte. Stattdessen konzentrierte er sich voll und ganz auf seine Kletterei, ohne sich darum zu kümmern, dass seine Muskeln durch die ungeheure Anspannung zu reißen drohten und sich brennende Schmerzen in seinen Armen breitmachten.
    Als er über den Rand der Grube stieg, wichen die Krasianer vor ihm zurück, die Augen weit aufgerissen. Viele der Männer riefen Everam an und führten ihre Hände in einer ehrfürchtigen
Geste an die Stirn und an ihr Herz; andere wiederum zeichneten Siegel in die Luft, um sich zu schützen, als hielten sie Arlen für einen Dämon.
    Mit Armen und Beinen, die sich weich wie Gelee anfühlten, rappelte sich Arlen taumelnd auf die Füße. Aus verschwommenen Augen sah er den Ersten Krieger an. »Wenn du meinen Tod willst«, knurrte er, »dann wirst du mich selbst umbringen müssen. Im ganzen Labyrinth gibt es keine Horclinge mehr, die dir diese Arbeit abnehmen!«
    Jardir trat einen Schritt vor, blieb jedoch zögernd stehen, als hinter ihm einige seiner Männer anfingen zu murren. Arlen hatte bewiesen, dass er ein Krieger war. Ihn jetzt zu töten, wäre unehrenhaft gewesen.
    Mit dieser Einstellung hatte Arlen gerechnet, doch ehe die Männer Zeit fanden, sich damit auseinanderzusetzen, sprang Jardir nach vorn und knallte ihm das stumpfe Ende des Metallspeers gegen die Schläfe.
    Arlen fiel zu Boden; sein Kopf dröhnte, und alles drehte sich um ihn, doch er spuckte aus und versuchte, sich mit den Händen wieder hochzustemmen. Als er den Blick hob, sah er, wie Jardir zum nächsten Schlag ausholte. Er fühlte noch, wie

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