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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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dass sein Wasservorrat nicht für die gesamte Strecke ausreichen würde. In der Oase wurden nur sehr wenige Wasserschläuche aufbewahrt,
und zu Fuß wäre er bis zu zwei Wochen unterwegs. Nach knapp einer Woche würde ihm das Wasser ausgehen.
    Aber er blickte kein einziges Mal zurück. Hinter mir liegt nichts, dachte er. Ich kann nur vorwärts gehen.
    Gegen Abend legte sich die Dunkelheit über den Sand; Arlen holte tief Luft und marschierte weiter, er machte sich nicht die Mühe, ein Lager aufzuschlagen. Über der Wüste spannte sich ein wolkenloser Himmel, von dem ein Sternenmeer herabfunkelte, und es fiel ihm leicht, die Richtung einzuhalten; er fand, es sei sogar einfacher als am Tag.
    So tief in der Wüste gab es nur wenige Horclinge. Sie versammelten sich lieber an Orten, an denen es Beute gab, und auf den kargen Sandflächen hausten nicht viele Lebewesen. Stundenlang wanderte Arlen im kalten Mondlicht, bevor ein Dämon seine Witterung aufnahm. Lange bevor die Kreatur auftauchte, hörte er sie kreischen; er floh nicht, denn er wusste, dass sie ihn aufspüren konnte, und er versuchte auch nicht, sich zu verstecken, denn in dieser Nacht musste er noch ziemlich weit laufen. Also blieb er, als der Sanddämon über die Dünen huschte, einfach stehen.
    Als Arlen dem Blick des Dämons gelassen standhielt, verharrte der Horcling, offenkundig verwirrt. Er knurrte Arlen an und scharrte mit den Klauen im Sand, doch Arlen lächelte nur. Die Bestie gab ein herausforderndes Gebrüll von sich, ohne dass Arlen reagierte. Stattdessen konzentrierte er sich auf seine Umgebung; am Rande seines Gesichtskreises nahm er blitzschnelle Bewegungen wahr, er lauschte dem Wispern des Windes, hörte, wie der Sand knirschte, und erschnupperte die Gerüche der kalten Nachtluft.
    Sanddämonen jagten in Rudeln. Noch nie hatte Arlen einen einzelnen Dämon dieser Art gesehen, und er bezweifelte, dass dieser hier allein war. Und tatsächlich, während er seine Aufmerksamkeit
auf den kreischenden, fauchenden Horcling vor sich richtete, hatten sich rechts und links von ihm zwei weitere Dämonen herangeschlichen, still wie der Tod und von der Dunkelheit kaum zu unterscheiden. Arlen tat so, als sähe er sie nicht, und hielt den Blickkontakt mit dem Horcling vor sich, der immer näher auf ihn zurückte.
    Wie erwartet, kam der Angriff nicht von dem sich nähernden Dämon, sondern von den beiden Horclingen, die ihn in die Zange genommen hatten. Arlen staunte über die Gerissenheit dieser Kreaturen. Er vermutete, dass hier draußen, wo es nichts als Sand gab, wo man in jede Richtung endlos weit blicken konnte und der Wind das leiseste Geräusch meilenweit trug, jeder Jäger einen Instinkt dafür entwickeln musste, wie man seine Beute täuschte.
    Arlen war zwar noch kein erprobter Jäger, aber eine leichte Beute war er auch nicht. Als die beiden Sanddämonen ihn von zwei Seiten mit vorgereckten Krallen ansprangen, stürzte er sich auf den Horcling, der ihn hatte ablenken sollen.
    Die beiden angreifenden Dämonen prallten mitten im Sprung fast zusammen, während der andere verdutzt zurückwich. Die Kreatur war schnell, aber Arlens linker Haken kam noch schneller. Die Siegel auf den Fingerknöcheln flackerten auf, und die Wucht des Schlages warf den Dämon nach hinten. Aber dabei beließ Arlen es nicht. Er klatschte dem Horcling seine rechte Hand ins Gesicht und drückte ihm die Innenfläche mit dem eintätowierten Siegel direkt auf die Augen. Das Zeichen sprühte grelle Funken, der Dämon kreischte und schlug blindlings um sich.
    Arlen, der damit gerechnet hatte, schnellte zurück. Als er auf dem Boden landete, rollte er sich ab und kam wenige Schritte von dem geblendeten Horcling entfernt wieder auf die Füße;
rasch wandte er sich den beiden anderen Dämonen zu, die sich ihm in den Weg stellten.
    Wieder war Arlen beeindruckt. Die Horclinge hatten aus ihrem Fehler gelernt und griffen nicht mehr gleichzeitig an, um zu vermeiden, dass er sie gegeneinander ausspielte.
    Doch diese Taktik half den Dämonen auch nichts, denn nun konnte Arlen sich jeden einzeln vornehmen. Als der erste Horcling nach ihm greifen wollte, warf er sich direkt in die Umarmung hinein und verpasste ihm Boxhiebe auf die Ohren. Durch die sich explosionsartig entladende Magie stürzte der Dämon in den Sand, wo er sich vor Schmerzen krümmte und kreischend den Kopf hielt.
    Der zweite Dämon griff gleich nach dem ersten an, und Arlen blieb keine Zeit, um auszuweichen oder zuzuschlagen. Sich

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