Das Lied der Dunkelheit
Sanddämonen, und dann gegen einen einzelnen Winddämon. Ansonsten blieb er unbehelligt.
Nachts, im Schutz vor dem kräftezehrenden Gleißen der Sonne, legte er eine größere Strecke zurück als tagsüber. Sieben Tage nach seinem Aufbruch aus der Oase war seine Haut vom Wind verbrannt und wund, die Füße bluteten und hatten Blasen, und sein Wasservorrat war aufgebraucht. Doch als dann sein Ziel, Anochs Sonne, in Sicht kam, durchströmte ihn frische Energie.
An einem der wenigen noch Wasser führenden Brunnen füllte Arlen die leeren Schläuche auf und labte sich ausgiebig an dem erquickenden Nass. Später begann er damit, das Gebäude über den Katakomben, in denen er den Speer gefunden hatte, mit Siegeln zu sichern. In einigen der umgebenden Ruinen waren hölzerne Stützpfeiler freigelegt worden, und die trockene Wüstenluft hatte sie konserviert. Arlen sammelte sie ein, fand noch ein paar kümmerliche Büsche, und benutzte beides als Brennholz für sein Feuer. Die drei Fackeln, die er aus der Oase mitgenommen hatte, und die Handvoll Kerzen in dem Kästchen mit den Siegelwerkzeugen würden nicht lange vorhalten, und bis in die Katakomben drang das Tageslicht nicht vor.
Seine schwindenden Nahrungsmittelvorräte teilte er umsichtig ein. Der Rand der Wüste, wo er hoffen konnte, neue Vorräte zu finden, lag mindestens fünf Tagesmärsche von Anochs Sonne entfernt, vielleicht drei, wenn er auch die Nächte durchlief. Also blieb ihm für seine Arbeit nicht viel Zeit, und es gab eine Menge zu tun.
Während der nächsten Wochen erforschte Arlen die Katakomben und kopierte sorgfältig jedes neue Siegel, das er entdeckte. Er stieß noch auf mehrere Steinsärge, aber keiner enthielt Waffen wie den Speer, den er in dem ersten Sarkophag gefunden hatte. Doch in die Särge und Steinsäulen waren massenhaft Symbole eingekerbt, und die Geschichten, mit denen die Wände bemalt waren, enthielten weitere Siegel. Die Piktogramme
konnte Arlen nicht entziffern, doch die Körpersprache und Mimik der in den Bilderfolgen dargestellten Menschen verrieten ihm eine ganze Menge. Die Arbeit war so akkurat und akribisch ausgeführt, dass er selbst auf den Waffen der Krieger einige Siegel erkennen konnte.
Die Wandmalereien zeigten auch gänzlich neue Arten von Horclingen. Eine Reihe von Bildern zeigte Männer, die von Dämonen getötet wurden, die bis auf ihre Zähne und Krallen aussahen wie Menschen. Ein zentrales Bild stellte einen dünnen Horcling dar, mit spindeldürren Gliedmaßen und einer eingefallenen Brust; der wuchtige Kopf schien für diesen schmalen Körper viel zu groß zu sein. Dieses seltsam anmutende Wesen stand vor einer Schar Dämonen. Gegenüber dem Horcling hatte sich ein in eine Robe gehüllter Mann in Position gebracht, hinter dem sich eine annähernd gleich große Gruppe von Menschen versammelt hatte. Die Gesichter der beiden Anführer waren verzerrt, als wolle einer dem anderen seinen Willen aufzwingen, doch sie hielten Abstand zueinander. Ein Lichtkranz umgab sie, zu dem ihre jeweiligen Armeen ehrfürchtig emporschauten.
Das vielleicht Bemerkenswerteste an dem Bild war, dass der Mensch keine Waffe in der Hand hielt. Das Licht, das von ihm ausging, schien von einem Siegel zu kommen, das auf seine Stirn gemalt - oder tätowiert? - war. Arlen betrachtete das nächste Bild und sah, dass der Dämon und sein Heer flüchteten, während die Menschen triumphierend ihre Speere in die Höhe reckten.
Arlen übertrug das Symbol von der Stirn des Mannes gewissenhaft in sein Notizbuch.
Die Tage verstrichen, und die Essensvorräte gingen zur Neige. Wenn Arlen noch länger in Anochs Sonne verweilte, würde er verhungern, bevor er neue Nahrungsmittel fand. Er beschloss,
am nächsten Morgen beim ersten Licht nach Fort Rizon aufzubrechen. In der Stadt konnte er sich von seinem ersparten Geld ein neues Pferd und Proviant kaufen.
Doch es ärgerte ihn, dass er gehen musste, nachdem er kaum an der Oberfläche dieser uralten Ruinenstadt gekratzt hatte. Er durfte sich gar nicht ausmalen, welche Schätze hier noch der Entdeckung harrten. Viele der Tunnel waren eingestürzt, und es würde Zeit kosten, sie freizulegen; es musste noch jede Menge Gebäude geben, die Eingänge zu unterirdischen Kammern bargen. Anochs Sonne enthielt den Schlüssel zur Vernichtung der Horclinge, und nun zwang sein leerer Magen ihn schon zum zweiten Mal dazu, diese Stadt zu verlassen, bevor er sie richtig erforschen konnte.
Während er in seine Grübeleien
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