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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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bloßzustellen.
    »Es war vielleicht ganz gut, dass du so viel Zeit mit Bruna verbracht hast«, flüsterte plötzlich eine Stimme in ihr Ohr. Leesha schwenkte herum und sah Elona neben sich stehen; ihre Mutter lächelte sie höhnisch an.
    »Wir möchten doch nicht, dass du an deinem Hochzeitstag einen dicken Bauch vor dir her schiebst«, fuhr Elona spöttisch fort.
    Jetzt bereute Leesha, dass sie am Morgen die Bemerkung über den Verhütungstee hatte fallen lassen; sie wollte schon zu einer Erwiderung ansetzen, doch ihre Mutter kicherte albern und segelte davon, ehe sie ein Wort herausbringen konnte.
    Aus Rache spuckte Leesha in die Essschale ihrer Mutter, und auch in die Schüsseln, die sie Gared und Steave vorsetzte. Beim Essen empfand sie dann eine vage Genugtuung.
    Bei der abendlichen Mahlzeit herrschte eine fürchterliche Stimmung. Steave flüsterte Elona dauernd etwas ins Ohr, und die gluckste stillvergnügt vor sich hin. Gared starrte Leesha die ganze Zeit über an, doch sie weigerte sich, seine Blicke zu erwidern. Hartnäckig hielt sie die Augen auf ihre Schüssel gerichtet, in der sie lustlos mit dem Löffel herumrührte. Ihr Vater, der neben ihr saß, wirkte genauso beklommen.
    Erny schien der Einzige zu sein, der nichts von Gareds Lüge wusste. Dafür war Leesha dankbar, aber sie machte sich auch keine Illusionen; irgendwann musste ihr Vater durch den Dorfklatsch von Gareds Aufschneiderei, er hätte sie besessen, erfahren.
Zu viele Leute schienen es nur darauf anzulegen, ihren guten Ruf zu vernichten.
    Sobald es ging, stand sie vom Tisch auf. Gared blieb sitzen, doch Leesha spürte, wie er sie mit seinen Blicken verfolgte. Kaum hatte er sich in die Werkstatt verzogen, da sperrte sie ihn drinnen ein; danach fühlte sie sich ein bisschen sicherer.
    Wie in vielen Nächten zuvor, weinte sich Leesha auch jetzt wieder in den Schlaf.

    Als Leesha am nächsten Morgen aufstand, hatte sie den Eindruck, sie hätte überhaupt nicht geschlafen. Spätnachts war ihre Mutter wieder zu Steave in die Kammer geschlüpft, aber vor Kummer und Erschöpfung konnte Leesha sich nicht einmal mehr darüber aufregen. Völlig emotionslos, als seien ihre Gefühle abgestorben, lag sie da und lauschte dem Stöhnen, das sich in die Kakophonie der draußen herumtobenden Dämonen mischte.
    Mitten in der Nacht verursachte auch Gared ein lautes Gepolter, als er merkte, dass die Tür zum Wohnhaus verriegelt war. Sie lächelte grimmig, als er noch ein paarmal versuchte, die Tür zu öffnen, ehe er schließlich seine Bemühungen aufgab.
    Als sie am nächsten Morgen den Haferbrei auf das Feuer setzte, kam Erny zu ihr und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. Seit mehreren Tagen waren sie zum ersten Mal allein. Sie fragte sich, wie es sich auf ihren Vater auswirken würde, der jetzt schon ein gebrochener Mann war, wenn er von Gareds Lüge erführe. Früher hatte er Leesha bedingungslos vertraut, doch nun, da seine Frau ihn mit Steave betrog, konnte er vielleicht niemandem mehr glauben.

    »Kümmerst du dich heute wieder um die Kranken?«, erkundigte sich Erny. Als Leesha nickte, lächelte er und meinte: »Das gefällt mir.«
    »Es tut mir leid, dass ich meine Arbeit in der Werkstatt vernachlässigt habe«, erwiderte sie.
    Er packte sie bei den Armen, beugte sich über sie und sah ihr in die Augen. »Menschen sind immer wichtiger als Papier, Leesha.«
    »Auch die schlechten Menschen?«
    »Die sogar ganz besonders«, betonte er. Sein Lächeln wirkte gequält, doch als er antwortete, klang er weder zögerlich noch vage. »Nimm das scheußlichste menschliche Wesen, das du kennst, und wenn du nachts aus dem Fenster schaust, wirst du noch viel Schlimmeres sehen.«
    Leesha fing an zu weinen; ihr Vater zog sie an seine Brust, wiegte sie sanft hin und her und streichelte ihr übers Haar. »Ich bin stolz auf dich, Leesh«, flüsterte er. »Papier zu machen war immer mein Traum, und ich habe ihn mir erfüllt. Aber wenn du einen anderen Weg einschlägst, werden die Siegel nicht versagen.«
    Sie umarmte ihn ganz fest und benetzte sein Hemd mit ihren Tränen. »Ich hab dich lieb, Dad. Was auch immer passieren mag, daran darfst du niemals zweifeln.«
    »Das könnte ich gar nicht, mein Sonnenschein«, beruhigte er sie. »Ich hab dich auch lieb, und daran wird sich nie etwas ändern.«
    Sie wollte ihren Vater gar nicht mehr loslassen; er war der einzige Freund, der ihr geblieben war.
    Während Gared und Steave noch dabei waren, sich die Stiefel anzuziehen,

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