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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Einwohnerzahl geringer ist und jeder ein Mitspracherecht bekommt. In den Freien Städten herrschen eigene Sitten und Gebräuche. Und Miln bildet eine rühmliche Ausnahme, indem man hier dem weiblichen Teil der Bevölkerung überhaupt Rechte gewährt. In den übrigen Freien Städten haben die Frauen gar nichts zu sagen.«
    »Das kommt mir genauso blöd vor«, murmelte Arlen.
    »Es ist auch blöd. In dieser Hinsicht bin ich voll und ganz deiner Meinung.«
    Der Kurier blieb stehen und reichte Arlen die Zügel seines Renners. »Warte einen Moment hier«, bat er und begab sich zu dem Jongleur. Die beiden Männer gingen ein Stück zur Seite, um sich zu unterhalten. Arlen sah, wie der Gesichtsausdruck des Jongleurs sich wieder veränderte; zuerst wurde er ärgerlich, dann schien er zu schmollen, und zum Schluss wirkte er einfach nur resigniert, während er versuchte, mit Ragen zu diskutieren, der die gesamte Zeit über keine Miene verzog.
    Während der Kurier fortfuhr, den Jongleur wütend anzufunkeln, winkte er Arlen zu sich, der ihm das Pferd brachte.
    »… ist mir egal, wie müde du bist«, zischte Ragen mit leiser Stimme. »Diese Menschen sind mit einer fürchterlichen Arbeit beschäftigt, und wenn du den ganzen Nachmittag tanzen und jonglieren musst, um ihre Kinder abzulenken, dann wirst du es eben tun, verdammt noch mal! Mach wieder ein freundliches Gesicht und kümmere dich um die Kleinsten!« Dann riss er Arlen die Zügel aus der Hand und hielt sie dem Mann entgegen.
    Arlen bekam deutlich mit, wie sich abwechselnd Wut und Angst auf dem Gesicht des Jongleurs widerspiegelten, ehe der Bursche überhaupt von ihm Notiz nahm. Doch sowie er merkte,
dass er beobachtet wurde, ging eine Verwandlung mit ihm vonstatten. Seine Mundwinkel hoben sich, in den Augenwinkeln bildeten sich Lachfältchen, und im nächsten Moment war er wieder der strahlende, fröhliche Spaßmacher, der für die Kinder tanzte.
    Ragen lotste Arlen zu dem Karren, und sie kletterten auf den Kutschbock. Ragen klatschte mit den Zügeln, und sie fuhren den unbefestigten Weg zurück, der zur Hauptstraße führte.
    »Worüber habt ihr euch gestritten?«, erkundigte sich Arlen, während der Karren über den unebenen Boden holperte.
    Der Kurier streifte den Jungen mit einem flüchtigen Blick, dann zuckte er mit den Schultern. »Keerin ist zum ersten Mal so weit weg von der Großstadt«, erklärte er. »Er hielt sich wacker, solange wir noch in einer Gruppe reisten und er in einem überdachten Wagen schlafen konnte. Aber nachdem der Rest unserer Karawane in Angiers zurückblieb, kriegte er es mit der Angst. Selbst am helllichten Tag fürchtet er sich vor den Horclingen, und das macht ihn nicht gerade zu einem angenehmen Reisegefährten.«
    »Man merkt es ihm aber nicht an, dass er Schiss hat«, meinte Arlen und blickte zurück auf den Jongleur, der vor den staunenden Kindern Rad schlug.
    »Jongleure haben jede Menge Tricks auf Lager. Sie sind Meister darin, sich zu verstellen«, erläuterte Ragen. »Manchmal steigern sie sich in ihr Rollenspiel so hinein, dass sie eine Zeit lang selbst daran glauben, sie seien jemand anders oder verfügten über Eigenschaften, die sie in Wahrheit nicht haben. Keerin mimte den Mutigen. Die Gilde stellte ihn auf die Probe, ob er sich für das Reisen eignete, und er bestand die Prüfung. Aber man weiß nie, wie Menschen sich entwickeln, wenn sie erst einmal zwei Wochen lang auf der offenen Landstraße unterwegs sind. Das erweist sich dann erst in der Praxis.«
    »Aber wie schützt ihr euch, wenn ihr nachts kampieren müsst?«, wollte Arlen wissen. »Mein Dad sagt, Siegel in den Dreck zu malen, würde nichts nützen. Im Gegenteil, es könnte die Horclinge höchstens noch anlocken.«
    »Dein Dad hat Recht«, erwiderte Ragen. »Wirf mal einen Blick in das Fach zu deinen Füßen.«
    Arlen tat es und zog einen großen Beutel aus weichem Leder hervor. Darin befand sich ein mit Knoten versehenes Seil, an dem lackierte Holztafeln, größer als seine Hand, aufgereiht waren. Seine Augen weiteten sich erstaunt, als er die in das Holz eingekerbten und mit Farbe ausgemalten Schutzzeichen sah.
    Sofort wusste Arlen, was er da in der Hand hielt: einen tragbaren Bannzirkel, in dem der gesamte Karren bequem Platz fand. »So etwas sehe ich zum ersten Mal«, gestand er.
    »Diese Bannzirkel sind schwer herzustellen«, erklärte Ragen. »Die meisten Kuriere verbringen ihre gesamte Lehrzeit damit, diese Kunst zu meistern. Weder Wind noch Regen können

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