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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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wandte er sich an seinen Jungen und hob ihn vom Pferd herunter. »Lauf ins Haus und bleib bei deiner Mutter.«
    Rojer nickte und flitzte los, sowie er auf dem Boden angelangt war.

    »Der letzte Jongleur, der hier war, konnte Feuer schlucken«, erzählte Rojer. »Kannst du das auch?«
    »Und ob ich das kann«, behauptete Arrick. »Ich schlucke Feuer und spucke es dann wieder aus wie ein Flammendämon.« Rojer klatschte in die Hände und Arrick fuhr fort, Kally anzustarren, die sich gerade hinter dem Tresen bückte, um ihm einen Krug mit Bier zu füllen. Nun trug sie ihr Haar offen.
    Abermals zupfte Rojer an Arricks Umhang. Der Jongleur versuchte, ihn so zu raffen, dass er außer Reichweite der kleinen Hände geriet, doch dann zog der Junge stattdessen an seinem Hosenbein.
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«, murrte Arrick und bedachte ihn mit einem abweisenden Blick.
    »Singst du auch Lieder?«, bohrte Rojer weiter. »Ich mag es, wenn gesungen wird.«
    »Vielleicht singe ich dir später etwas vor«, vertröstete Arrick den Jungen und wandte sich wieder von ihm ab.
    »Oh, bitte, sing für ihn«, bettelte Kally und stellte vor Arrick einen schäumenden Krug auf den Tresen. »Darüber würde er sich schrecklich freuen.« Sie lächelte, aber Arricks Blicke wanderten bereits hinunter zum obersten Knopf ihres Kleides, der irgendwie aufgegangen war, während sie seinen Krug holte.
    »Aber gern«, erwiderte Arrick und setzte ein strahlendes Lächeln auf. »Ich trinke nur einen Schluck von deinem köstlichen Bier, um mir den Staub aus der Kehle zu spülen.«
    Ohne abzusetzen leerte er den Krug, gaffte dabei die ganze Zeit in Kallys Ausschnitt und hangelte mit einer Hand nach einer großen, vielfarbigen Tasche, die er auf dem Fußboden abgestellt hatte. Als er seine Laute herausholte, füllte Kally seinen Krug nach.

    Arricks wohltönender Alt füllte den Raum, klar und wunderschön, während er sein Instrument stimmte. Er sang ein Lied über eine Frau aus einem winzigen Dorf, die auf die einzigartige Chance verzichtete, einen Mann zu lieben, ehe er zu den Freien Städten aufbrach, und dieses Versäumnis dann für immer bereute. Kally und Rojer starrten Arrick voller Ehrfurcht an, wie verzaubert vom Klang dieser Stimme. Als die Weise endete, klatschten sie enthusiastisch Beifall.
    »Noch ein Lied!«, krähte Rojer.
    »Nicht jetzt, mein Junge«, lehnte Arrick ab und zerzauste seinen Haarschopf. »Später vielleicht, nach dem Abendessen. Warte mal«, fuhr er fort und griff in die bunte Tasche, »warum versuchst du nicht, selbst zu musizieren?« Er förderte eine Strohfiedel zutage, mehrere unterschiedlich lange Streifen poliertes Rosenholz, die in einen lackierten Holzrahmen gespannt waren. Daran war mit einer kräftigen Kordel ein Klöppel befestigt, ein sechs Zoll langer Stab mit einer gedrechselten Holzkugel an einem Ende.
    »Nimm das und zieh ab. Mach ein bisschen Musik, und ich unterhalte mich derweil mit deiner charmanten Mutter«, bestimmte Arrick.
    Rojer quietschte vor Entzücken, schnappte sich das Spielzeug und sauste los; er hockte sich auf die Bodendielen, hämmerte in wechselnden Rhythmen auf die Rosenholzstreifen ein und lauschte beglückt den melodischen Tönen, die er erzeugte.
    Kally lachte bei dem Anblick. »Eines Tages wird noch ein Jongleur aus ihm«, prophezeite sie.
    »Hier scheint ja nicht viel los zu sein. Keine Kundschaft?« Mit einer Handbewegung deutete Arrick auf die leeren Tische in der Gaststube.
    »Oh, um die Mittagsstunde war es hier gerammelt voll«, erwiderte Kally, »aber um diese Jahreszeit haben wir außer
den gelegentlich vorbeiziehenden Kurieren nicht viele Logiergäste.«
    »Fühlt man sich nicht einsam, wenn man einen leeren Gasthof bewirtschaftet?«, fragte Arrick.
    »Manchmal schon«, gab Kally zu, »aber ich habe ja Rojer, der dafür sorgt, dass keine Langeweile aufkommt. Selbst wenn es hier so ruhig zugeht wie jetzt, hält er mich auf Trab. Und in der Saison, wenn die Karawanen unterwegs sind, entwickelt er sich zu einer richtigen Nervensäge. Wenn die Fuhrleute sich betrinken, singen sie die ganze Nacht und halten den Jungen mit ihrem Lärm wach.«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass du bei solchem Radau auch keinen Schlaf findest«, mutmaßte Arrick.
    »Das stimmt«, räumte Kally ein. »Aber Jessum macht das nichts aus. Der kann selbst bei dem lautesten Krach schlafen. Wenn der einmal angefangen hat zu ratzen, weckt ihn nichts mehr auf.« »Ist das so?«, fragte Arrick und

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