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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Angiers.«
    »Dann geh dorthin zurück«, schlug Jessum vor. »Die Straße ist offen, und für einen Bannzeichner ist es kein Problem, eine Nacht im Freien zu verbringen. So was kann dich doch nicht abschrecken. Du brauchst den Herzog nicht, um dir deinen Wunsch zu erfüllen.«
    Piter schüttelte den Kopf. »In Angiers wimmelt es nur so von Bannzeichnern«, meinte er. »Ich wäre dort nichts weiter als ein einzelnes Blatt im Wald. Sollte der Herzog mich jedoch zu seinem Favoriten erklären, würde ich mich von der Masse abheben. Dann könnte ich glatt ein Schild an meine Tür hängen, auf dem steht, dass sogar der Herzog meine Arbeit zu würdigen weiß.«
    »Tja, heute mache ich mir in erster Linie um meine eigene Haustür Sorgen«, griff Jessum den Faden auf. »Die Farbe der Siegel blättert ab, und Kally glaubt nicht, dass der Schutz noch
für die kommende Nacht ausreicht. Kannst du rüberkommen und dir die Sache mal ansehen?«
    Piter blies den Atem aus. »Gestern sagte ich dir doch …«, begann er, aber Jessum schnitt ihm das Wort ab.
    »Ich weiß, was du mir gesagt hast, Piter, aber damit gebe ich mich nicht zufrieden. Ich sehe nicht ein, dass mein Junge hinter unzuverlässigen, schwachen Siegeln schlafen soll, nur damit du die Zeichen an der Brücke noch ein bisschen pompöser ausschmücken kannst. Es wird doch wohl möglich sein, dass du sie wenigstens für diese eine Nacht ausbesserst.«
    Piter spuckte aus. »Das schaffst du auch allein, Jessum. Du musst nichts weiter tun, als die vorgegebenen Linien nachzuziehen. Die Farbe dafür gebe ich dir mit.«
    »Selbst Rojer malt bessere Siegel als ich, und mit denen kann man nun wirklich nichts anfangen«, versetzte Jessum. »Ich würde nur herumpfuschen, und wenn die Horclinge mir nicht den Garaus machen, bringt Kally mich um.«
    Piter runzelte die Stirn. Er stand im Begriff zu antworten, als von der Straße her jemand rief:
    »Ay, Flussbrücke!«
    »Geral!«, schrie Jessum. Mit plötzlich erwachtem Interesse blickte Rojer hoch und erkannte die massige Gestalt des Kuriers. Bei dem Anblick lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Geral brachte ihm immer etwas zum Naschen mit.
    Neben ihm ritt ein Mann, ein Fremder, doch dessen bunte Jongleurskluft ließ Rojers Herz gleich höher schlagen. Er erinnerte sich noch, wie der letzte Jongleur, der hier vorbeigekommen war, gesungen und getanzt hatte und als Höhepunkt seiner Vorstellung auf den Händen gelaufen war. Vor Aufregung und Freude hopste er auf und ab. Rojer liebte Jongleure über alles.

    »Der kleine Rojer ist ja schon wieder ein Stück gewachsen, mindestens sechs Zoll!«, rief Geral. Er zügelte sein Pferd, schwang sich aus dem Sattel und nahm Rojer auf den Arm. Der Kurier war hoch gewachsen und hatte die Statur einer Regentonne; sein rundes Gesicht wurde von einem angegrauten Bart eingerahmt. Früher hatte sich Rojer vor ihm gefürchtet, weil er ein Hemd aus Metall trug und eine Narbe, die von einem Dämon stammte, seine Unterlippe dermaßen entstellte, dass er dauernd ein grimmiges Gesicht zu ziehen schien, doch nun hatte er keine Angst mehr vor dem Kurier. Er lachte voller Übermut, als Geral ihn kitzelte.
    »Welche Tasche?«, fragte Geral und hielt den Jungen auf Armeslänge von sich. Ohne zu zögern deutete Rojer mit dem Finger auf die richtige. Geral verwahrte die Süßigkeiten immer am selben Platz.
    Der hünenhafte Kurier lachte und fischte ein dickes Bonbon aus Rizonischem Zucker hervor, das in das trockene Blatt eines Maiskolbens eingewickelt war. Rojer quiekte vor Begeisterung und ließ sich ins Gras plumpsen, um sein Geschenk auszupacken.
    »Was führt dich dieses Mal nach Flussbrücke?«, erkundigte sich Jessum bei dem Kurier.
    Der Jongleur trat vor und schlug mit einer schwungvollen Geste seinen Umhang zurück. Er war groß, hatte langes, von der Sonne zu einem goldenen Farbton gebleichtes Haar und einen braunen Bart. Sein Kinn war kantig, und die Haut sonnengebräunt. Über seiner bunten Narrentracht trug er einen schönen Wappenrock, dessen Muster grüne Blätter auf braunem Grund zeigte.
    »Arrick Honigstimme«, stellte er sich vor, »Meisterjongleur und Herold Seiner Gnaden, Herzog Rhinebeck III, Hüter der Waldfestung, Träger der Hölzernen Krone und Gebieter über
Angiers. Ich bin gekommen, um die Stadt zu inspizieren, bevor Seine Gnaden nächste Woche hier eintrifft.«
    »Der Herold des Herzogs ist ein Jongleur?«, wandte sich Piter an Gerald und hob erstaunt eine Augenbraue.
    »Um jemanden in

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