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Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)

Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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Ich wollte ihn jemandem mit mehr Befugnissen anvertrauen, der sicherstellt, dass die Gräfin ihn auch bekommt. «
    Grischa sieht ihn verwundert an. Er ist also nicht gekommen, um ihm Vorwürfe zu machen. » Sie trauen Lilja nicht, glauben, sie würde ihn der Gräfin nicht geben? « , sagt er.
    » Dieser verkniffenen Frau? Nein. Und auch wenn ich weiß, dass Sie ebenfalls keine hohe Meinung von mir haben, Naryschkin, so scheinen Sie mir doch ein Mann von Charakter zu sein. «
    Als Grischa zum Kamin geht, um ein Scheit nachzulegen, tritt Walentin an das Buchregal. Es ist gefüllt mit ordentlich aufgereihten Büchern, zwischen die hie und da ein kleiner Gegenstand, Erinnerungsstücke, wie Walentin vermutet, gestreut ist. Auf dem obersten Regalbrett liegt eine swirel – eine primitive handgeschnitzte russische Flöte. Er nimmt sie in die Hand, dreht sie um und liest den Namen, der seitlich eingraviert ist. Er hält die Flöte an die Lippen und spielt schnell eine Tonleiter.
    Grischa dreht sich um, den Schürhaken in der Hand. Ein Schauer rinnt durch seinen Körper. Er lässt den Schürhaken sinken und reißt Walentin die Flöte aus den Händen. Außer dem Grafen und Tanja war nie jemand in seinem Haus; die Gräfin ist nur ein paar wenige Male an seine Haustür gekommen. Allein schon die Anwesenheit dieses Mannes ärgert ihn, und erst recht, dass er seine persönlichen Dinge berührt.
    Walentins Hände verharren einen Moment in der Luft, ehe er sie sinken lässt. Er schüttelt den Kopf angesichts der Grobheit dieses Mannes, und doch fragt er, bevor er sich besinnen kann: » Wer ist Tima? «
    Grischas Magen krampft sich zusammen, als wäre die Buchweizengrütze, die er zu Abend gegessen hat, ranzig gewesen. » Geben Sie mir den Brief für die Gräfin. « Er legt die Flöte ins Regal zurück. » Wenn sie noch rechtzeitig in ihrem Gasthof zurück sein wollen, bevor die Tür verriegelt wird, sollten Sie sich besser beeilen. «
    Walentin fischt das zusammengefaltete und mit dunkelblauem Wachs versiegelte Blatt aus der Manteltasche und reicht es Grischa.
    » Es ist sehr wichtig für mich, dass sie ihn gleich morgen früh bekommt. «
    Grischa ärgert sich über die Unverfrorenheit dieses Mannes. » Ich habe morgen noch anderes zu tun. Die Gräfin wird den Brief erhalten, sobald ich dazu komme, ihn … «
    Walentin fällt ihm ins Wort. » Verdammt, Naryschkin « , sagt er und erhebt die Stimme, » haben Sie je etwas für eine Frau empfunden? «
    Grischa atmet scharf ein und legt den Brief auf den Kaminsims. Ohne Walentin anzusehen, geht er zur Tür und öffnet sie.
    Walentin zieht die Mütze tief in die Stirn und tritt in die Kälte hinaus. » Bitte, Naryschkin « , sagt er. » Das Einzige, worum ich Sie bitte, ist, dass Sie morgen früh Antonina meinen Brief geben. Das ist doch nicht zu viel verlangt, oder? « Seine Stimme hat einen selbstbewussten Klang, ohne einen Anflug von Unterwürfigkeit, und das ärgert Grischa noch zusätzlich. Das und die Tatsache, dass er sie Antonina nennt. » Können Sie mir nicht helfen, Grischa? « , sagt er, und in Grischas Kopf beginnt es zu hämmern. Dieser Kropotkin hat etwas an sich, was ihn beunruhigt, ihm ein flaues Gefühl beschert. Er will, dass er geht.
    Wie kann er es wagen, so zu tun, als wären sie alte Freunde, ihn Grischa nennen und von seinen Gefühlen für eine Frau, für sie, zu sprechen, denkt Grischa, während er die Tür hinter Kropotkin zumacht.
    Dieser Musiker kennt sie ja kaum.
    Am nächsten Morgen klopft Lilja an Antoninas Tür und trägt, als diese ihr aufmacht, ein Tablett mit heißer Schokolade und zwei Rosinenbrötchen hinein. » Du musst etwas essen, Tosja « , sagt sie, während sie das Tablett auf den Tisch stellt.
    Antonina wirft einen kurzen Blick darauf. » Ich habe keinen Hunger. «
    Antoninas Gesicht ist blass und aufgedunsen.
    » Wenn du verärgert bist wegen Kropotkin und dem, was in diesem Brief steht … jedenfalls ist er es nicht wert, deswegen krank zu werden. « Lilja nimmt die leere Wodkaflasche von der Bettdecke und stellt sie neben die Tür. » Er ist ein Habenichts, Tosja. Er hat keinen Groschen und kann nichts, außer schöne Musik zu spielen. Er ist wie ein hübscher Singvogel, der nur dazu da ist, einen ein bisschen zu unterhalten. Gut, er ist wortgewandt, aber bestimmt hat er seine Sätze geübt, bevor er zu dir kam. « Sie hält inne, erwartet, von Antonina getadelt zu werden.
    Als Antonina schweigt, wird Lilja noch kühner. » Verstehst du

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