Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)
Kopf. » Ich habe keinen Brief erhalten. Ich bin hinausgegangen, um … die Sterne sind so … «
» Dann hat Ihnen Ihr Verwalter meinen Brief nicht gegeben, in dem ich Ihnen schrieb, dass ich heute Abend kommen würde? «
» Nein « , antwortete Antonina.
» Ich wollte einfach nur wissen, wie es Ihnen geht, nach der Sache mit den Bakanews « , sagt er. Walentin glaubt, dass er kurz davor gewesen ist, die Gräfin zu erobern. Nur selten ist er einer so reservierten Frau wie ihr begegnet. Deshalb hatte er sich darauf eingestellt, dass es eine gewisse Zeit dauern würde. » Ich weiß nur, dass die Bakanews Ihnen einen Brief geschickt haben, nicht jedoch, was darin steht. Waren sie sehr unsensibel? «
» Sagen wir es so: Sie haben ihre Haltung klar zum Ausdruck gebracht. Aber was wird jetzt aus Ihnen, Walentin? Stimmt es, dass Sie jetzt in Pskow und Umgebung nicht mehr auf eine Anstellung hoffen dürfen? «
» Es scheint so. Heute hatte ich jedenfalls kein Glück, auch nicht in der Stadt selbst. «
» Was werden Sie jetzt tun? «
» Ich kehre nach Sankt Petersburg zurück. Dort kümmert sich niemand darum, was geschehen ist – oder nicht geschehen ist « – bei diesen Worten lächelt er – » zwischen einem unbekannten Musiker und einer wunderschönen Grundbesitzerin in einer abgelegenen Provinz. «
» Haben Sie Freunde dort, einen Ort, wo Sie wohnen können? «
Walentin denkt an Madame Golizyna. Wird sie ihm wieder Unterschlupf gewähren, wenn er an ihre Tür klopft? » Ich habe meine Geige. Das ist alles, was ich brauche. Ich werde schon etwas finden, wenn nicht in Sankt Petersburg, dann in Moskau. «
Antonina ruft sich das, was Lilja an diesem Morgen im Schlafzimmer zu ihr gesagt hat, ins Gedächtnis. » Ich fühle mich für Sie verantwortlich, Walentin. Ich hätte Sie nicht … ermutigen dürfen. «
Wieder muss Walentin lächeln. » Ich habe Ihre Gesellschaft gesucht. Ich wollte sehen, was aus dem Mädchen geworden ist, das ich vor vielen Jahren kennenlernte. « Er schlägt den Kragen hoch.
» Und, haben Sie das? «
Walentin lächelt noch immer.
» Es ist kalt « , sagt sie. » Wollen Sie hereinkommen? «
Ah, denkt er, es ist doch noch nicht vorbei. Sehr, sehr leise sagt Walentin: » Habe ich nicht genug Verwirrung in Ihr Leben gebracht? «
» Dies ist immer noch mein Haus. Niemand kann mir vorschreiben, was ich in meinem eigenen Heim tue. Und viel mehr Schaden kann Ihr Ruf durch den bösen Klatsch auch nicht mehr nehmen. Kommen Sie. « Sie weiß, dass sie ihn nie wiedersehen wird, und ergreift entschlossen seine Hand. Trotz der nächtlichen Kälte ist sie warm, und seine Finger schließen sich sanft um ihre Hand.
Im Vestibül entzündet sie eine Kerze. Olga schläft an einen Kissenberg gelehnt in einem Sessel in einer dunklen Ecke, den Rosenkranz um die Finger geschlungen. Antonina nickt in ihre Richtung und legt den Finger an die Lippen, dann führt sie Walentin in den Musiksalon.
Bei ihrem Eintreten erhebt sich Tinka und trippelt auf sie zu. » Könnten Sie sich um das Feuer kümmern, bitte? « , fragt Antonina. Während er vor dem Kamin niederkauert und in der Glut stochert, macht sie sich daran, die Lampen zu entzünden. Er gibt Kleinholz auf die Glut und schichtet, als es Feuer fängt, zwei kleinere Scheite darauf. Sofort breitet sich Wärme aus, und der Schein des Feuers taucht ihre Gesichter in rötliches Orange, als sie zu ihm kommt und sich neben ihn vor den Kamin stellt. Sie nimmt Michails Tagebuch vom Kaminsims; sie hat erst vorhin wieder darin gelesen, weil sie dachte, es würde sie trösten.
Als er sie umarmen will, entzieht sie sich ihm.
» Antonina « , sagt er, fast flüsternd.
Während sie das Tagebuch mit einer Hand an die Brust hält, fasst sie sich mit der anderen ans Gesicht, das vom Kaminfeuer warm ist. Sie denkt an Grischa. Sie kennt Grischa schon seit mehr als einem Drittel ihres Lebens. Sie respektiert und versteht ihn, schätzt seine Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit, seine Stärke und seinen Charakter. Von Walentin hingegen weiß sie so wenig, auch wenn er ihr kürzlich mehr von seiner Vergangenheit erzählte, als Grischa es je getan hat. » Die Sorge um meinen Sohn raubt mir meine ganze Energie, Walentin. «
» Ich kann Ihnen helfen. Wenn Sie sich mir öffnen und es zulassen, dass ich Sie liebe, kommt wieder Licht in Ihr Leben. Das verspreche ich Ihnen. «
Antonina wendet sich von ihm ab. Sie streicht zärtlich über den Lederbeinband von Michails Tagebuch, dann
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