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Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)

Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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War es Lilja gelungen, sich ausreichend um ihn zu kümmern, so wie sie jede Aufgabe gewissenhaft erledigte, die man ihr in ihrem jungen Leben aufgetragen hatte?
    Sie wollte nicht mehr an jene schreckliche Zeit vor drei Jahren denken. Ihre Gedanken wanderten zum Orchester: Bald würden sich die Musiker einfinden und ihre Instrumente stimmen. Sie rief sich den Geiger mit dem Bluterguss auf der Wange vor ihr geistiges Auge.
    Als eine Hand ihre Schulter umfasste, zuckte sie zusammen und öffnete die Augen. Im Fensterglas sah sie Prinz Kruzki, einen Freund ihrer Mutter. Ihre Mutter hatte sie etwas früher am Abend mit ihm bekanntgemacht.
    » So allein, Prinzessin? « , fragte er überflüssigerweise. » Das ist nicht gut; das Mädchen, das gefeiert wird, sollte am ersten Abend nicht allein sein. Wollen Sie mit mir in den Ballsaal kommen und tanzen, sobald die Musik beginnt? Ich wette, Sie sind eine gute Tänzerin. « Im Fensterglas nahm sie wahr, wie er sie lächelnd ansah.
    Ohne sich zu ihm umzudrehen, verzog sie die Lippen ebenfalls zu einem höflichen Lächeln. Er kam noch näher und presste sein Knie gegen ihren Oberschenkel. Sie rückte ein Stück zur Seite, sodass sie sich umdrehen konnte, ohne ihn zu berühren. Prinz Kruzki sah älter aus als ihr Vater: Aus seinen Nasenlöchern und Ohren wuchsen Haare, seine Hände waren von Altersflecken übersät, auf dem linken Auge schielte er ein wenig, sodass es aussah, als würde er damit nach außen blicken.
    » Nun, werden Sie mir einen Tanz reservieren, Mademoiselle? « , fragte er. Sein Atem roch fischig, nach Kaviar.
    Sie schüttelte den Kopf. » Nein, danke, Prinz Kruzki. Ich glaube nicht, dass ich heute Abend tanzen werde. Ich habe Kopfschmerzen und werde bald auf mein Zimmer gehen. «
    » Sie werden doch nicht so früh Ihr eigenes Fest verlassen? Das können Sie nicht tun. Nun kommen Sie. Ein Glas Champagner wird Ihre Kopfschmerzen vertreiben. Kommen Sie, trinken Sie ein Gläschen mit mir. Sie sind jetzt groß genug, Zeit für Champagner! « Er lachte, während er sprach, und zwischen einem Schneide- und Eckzahn sah sie ein schwarzes Pünktchen, ein Störei, das dort hängen geblieben war. Zeit für Champagner, hatte er gesagt, als wäre sie bis vor Kurzem noch ein Kind gewesen, das noch keinen Alkohol gewohnt war. Merkte er nicht, wie sehr er sie abstieß? Seine Hand lag noch immer heiß und schwer auf ihrer Schulter. Wieder machte sie eine Bewegung, duckte sich ein wenig zur Seite, um sich seinem Griff zu entziehen.
    Er hob die Hand, um einen Diener herbeizuwinken, der ein Tablett voller mit Champagner gefüllter Baccarat-Kristallgläser herumtrug.
    » Danke, Prinz, aber ich werde jetzt wirklich besser gehen. « In dem Moment, als er sich umdrehte, um zwei Gläser vom Tablett zu nehmen, huschte sie davon und eilte in Richtung Tür und auf den Flur hinaus.
    Der Prinz folgte ihr. Sie hörte ihn rufen: » Prinzessin Antonina Leonidowna. Mademoiselle, bitte. Laufen Sie nicht davon. Ich will doch nur Ihre Gesellschaft genießen. Wir müssen nicht tanzen, wenn Sie das nicht wollen. Mademoiselle! «
    Als sie einen Blick über die Schulter zurückwarf, sah sie, dass Prinz Kruzki ihr folgte. Sie bog um die Ecke und stürzte ins Arbeitszimmer ihres Vaters. Rasch schlüpfte sie hinter einen Paravent, der mit einem orientalischen Muster aus Ranken und Blumen bemalt war, und drückte auf ein Holzpaneel in der Wand. Die unsichtbare Tür schwang lautlos auf. Sie trat hindurch und drückte das Paneel von der anderen Seite wieder zu. Sofort umfing sie Dunkelheit. Sie streckte die Hand nach rechts aus und ertastete erleichtert die Kerze samt Zündhölzern, die noch immer am gewohnten Platz auf einer Treppenstufe lagen. Es war lange her, seit sie zuletzt diesen Durchgang benutzt hatte.
    Ihr Bruder Dmitri hatte ihr die Geheimtreppe im Labyrinth des riesigen Gutshauses gezeigt, als sie fünf oder sechs war, und Antonina war entzückt gewesen und hatte es kaum erwarten können, das Treppenhaus zu erkunden. Die Türen, die dorthin führten, waren so nahtlos in die jeweilige Wand gefügt, dass man sie kaum erkannte, selbst wenn man ungefähr wusste, wo sie sich befanden. Sie brachte unzählige Stunden damit zu herauszufinden, zu welchen Räumen die Treppe führte; und immer wieder schlüpfte sie unerwartet aus einer unsichtbaren Tür heraus, um die Diener zu erschrecken, die gerade in dem jeweiligen Zimmer zu tun hatten. Von der Tür in einer Wand des Arbeitszimmers ihres Vaters gelangte

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