Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)

Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
Vom Netzwerk:
Lust noch Scham.
    » Mein hübscher Junge, ich spüre dich – du bist ja immer noch hart und bereit. Du scheinst eine grenzenlose Energie zu besitzen. « Die Prinzessin stieß ein leises, kehliges Lachen aus. » Trotz unseres Schäferstündchens heute Nachmittag bist du noch einsatzbereit. Du bist wahrlich ein Prachtkerl, genau wie ich es von Anfang an gespürt habe. « Sie streichelte seine Schulter. » Komm, Walja « , flüsterte sie, » sag mir, wie schön ich bin und dass du noch nie zuvor eine Prinzessin als Geliebte hattest. Ich habe dir mehr zu bieten als die dummen Dorfmädchen, die sich dir bestimmt reihenweise an den Hals werfen. Sag mir, dass ich viel besser bin als sie. Sag es mir, Walja. « Da der Mann noch immer über die Schulter der Prinzessin hinweg Antonina anstarrte, umfasste diese sein Kinn und zwang ihn, sie anzusehen.
    Dann rollte sie zur Seite und zog ihren Geliebten in einer Vierteldrehung mit sich, sodass sie mit dem Gesicht zueinander lagen. » Sag mir, was ich hören will, bevor du gehen musst « , sagte sie, und als sie die Hand hob, um sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht wegzustreichen, sah Antonina, wie die Brust ihrer Mutter schlaff herabsackte. » Wie dumm, dass du jetzt unten gebraucht wirst. «
    Antonina, die kaum zu atmen wagte, zog sich leise durch die verborgene Tür zurück in das schmale Treppenhaus und schloss geräuschlos die Tür.
    Sie hatte das Gefühl, dass die Beine ihr gleich den Dienst versagen würden, und setzte sich auf die oberste Stufe. Ihr Herz raste, und ihr Gesicht war trotz der eisigen Kälte in dem dunklen Treppenhaus von einem Schweißfilm bedeckt. Plötzlich nahm sie an sich selbst ebenfalls einen Geruch wahr, süßlich und heiß, als würde das weiche, warme Wachs, das ihre Hand bedeckte, durch ihren Körper fließen. Obwohl ihre Mutter sie anwiderte, hatte der Anblick ihres nackten Körpers auf dem jungen Mann sie erregt. Aber nur weil sie, wie ihr mit einem Mal klar wurde, genau das Gleiche tun wollte wie ihre Mutter – und zwar mit diesem jungen Geiger.
    Leise schlich sie wieder die Treppe hinunter. Aus dem Arbeitszimmer ihres Vaters waren keine Geräusche mehr zu hören. Sie stieß das Holzpaneel auf und huschte durch das leere Zimmer. Die Gäste strömten jetzt in den Ballsaal, und sie konnte unbemerkt die breite Haupttreppe hinauflaufen.
    In ihrem Zimmer angekommen schloss sie die Tür und lehnte sich von innen dagegen, heftig atmend – nicht nur weil sie gerannt war, sondern wegen dem, was sie gerade erlebt hatte.
    Am späten Nachmittag des nächsten Tages fand die Theateraufführung statt – eine Dreiecksgeschichte mit einigen allzu vorhersehbaren komödiantischen Elementen –, doch Antonina fiel es schwer, sich zu konzentrieren. Nach der Aufführung wurden Kanapees gereicht, und wer Lust hatte, konnte ein paar Runden Whist oder wint spielen, ein russisches Kartenspiel. Schließlich gab es ein Galadinner für die einhundertzwölf Gäste, bei dem der Champagner erneut in Strömen floss, und danach wurde wieder ausgiebig getanzt.
    Als die Mitglieder des Orchesters die Instrumente stimmten, stahl sich Antonina von der Tafel weg und begab sich in den Ballsaal. Wie schon bei der Generalprobe einige Tage zuvor wollte sie dem Orchester bei den Vorbereitungen zum Spiel zusehen. Diesmal suchte sie sich als unauffälligen Beobachtungsposten eine Sitzbank mit weit ausladenden, geschwungenen Armlehnen aus. Eine Zeit lang herrschte im Saal eine Kakophonie disharmonischer Töne der verschiedenen Holzblas-, Tasten- und Streichinstrumente.
    Unverhohlen musterte sie den jungen Geiger, der mit Geige und Bogen dasaß, vor ihm den noch leeren Notenständer. Der Cellist sagte etwas zu ihm, und an seiner abwesenden Art konnte Antonina sehen, dass der Geiger in Gedanken versunken war. Der Cellist musste ihn an der Schulter berühren, ehe er zu dem älteren Mann emporsah. Als der junge Geiger antwortete, konnte Antonina seine fein geschwungenen Lippen sehen und wie sein Haar im Licht des Kandelabers glänzte. Sie stellte sich seine Hände auf ihren nackten Hüften vor, so wie sie auf denen ihrer Mutter gelegen hatten.
    Zweimal tanzte Antonina am Arm eines Freundes mit drei weiteren Paaren eine Mazurka mit komplizierten Figuren. Dann walzte sie mit einem jungen Mann, den sie nicht kannte, durch den Saal, der sie locker um die Taille fasste, was ihr angenehm war. Als Nächstes folgten eine Polka und dann eine Quadrille. Sie tanzte gern, und auch wenn sie sich nicht

Weitere Kostenlose Bücher