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Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)

Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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bieten. «
    » Und welchen Vorteil bietet sie für mich? «
    Der Prinz schüttelte ungeduldig den Kopf. » Konstantin Nikolajewitsch ist ein einflussreicher Mann. Er hat ein großes Gut in der Nähe der Stadt Pskow. Er besitzt riesige Ländereien und etliche Seelen. Die meisten Frauen würden sich glücklich schätzen, ihn zu heiraten; zahlreiche Witwen haben bereits ihr Interesse bekundet. Er ist bereit … « Er unterbrach sich. Als er weitersprach, hatte Antonina den Eindruck, als wäge er jedes Wort ab. » Er ist seit ein paar Jahren Witwer, Antonina. Und jetzt sucht er wieder eine Frau, die sein Leben – und seinen Wohlstand – mit ihm teilt. Obwohl seine erste Ehe lang und, wie er sagt, glücklich war, sind keine Kinder daraus hervorgegangen. Seine Frau erfreute sich keiner guten Gesundheit. Und er hätte gern Kinder. Aber die Witwen, die nicht abgeneigt wären, ihn zu heiraten, sind offenbar nicht mehr jung genug, um die Erfüllung dieses Wunsches zu gewährleisten. «
    » Und da ist seine Wahl auf mich gefallen, damit ich ihm eine Horde Kinder schenke? «
    » Hör auf mit diesem Unsinn. Er findet dich attraktiv und interessant, andernfalls hätte er nicht um deine Hand angehalten. «
    » Er hat also ein Angebot gemacht? Nicht du? «
    Jetzt sah der Prinz sie lange an, dann senkte er den Blick auf den Schreibtisch.
    Antonina fiel die beginnende Glatze in der Mitte seines Schädels auf. Hatte Graf Mitlowski ebenfalls eine Glatze? Sie rief sich sein Äußeres ins Gedächtnis. Nein, er hatte dichtes, welliges Haar, wenngleich es bereits grau war.
    Sie versuchte, sich an Einzelheiten im Zusammenhang mit dem Grafen zu erinnern, der für sie bislang einfach nur ein Gast ihres Vaters gewesen war, der hin und wieder für ein Wochenende, manchmal auch eine ganze Woche, auf dem Gut geweilt hatte. Vage erinnerte sie sich an seine Frau; sie hatte kastanienbraunes Haar gehabt und mit ihrer großen knochigen Gestalt einen strengen und ziemlich herablassenden Eindruck gemacht. Sie trug immer eine dicke Schicht Puder im Gesicht, um ihre blassen Pockennarben zu verbergen.
    Und, richtig, von einem gewissen Zeitpunkt an war Graf Mitlowski allein gekommen, eine schwarze Trauerbinde am Arm; so hatte Antonina erfahren, dass seine Frau gestorben war. Während sie jetzt vor ihrem Vater stand, erinnerte sie sich auch wieder daran, wie der Graf an einem stürmischen Januarnachmittag dieses Jahres angekommen war – sie waren erst wenige Tage zuvor von ihren Neujahrsfeierlichkeiten in Sankt Petersburg zurückgekehrt. Nachdem er und ihr Vater ein paar Stunden in dessen Arbeitszimmer verbracht hatten, wurde Antonina zum Abendessen gerufen. Nur sie drei saßen an der langen, kerzenbeschienenen Tafel.
    Mit einem Mal war ihr jener Abend wieder in allen Einzelheiten gegenwärtig. Als sie das Speisezimmer betrat, um ihrem Vater und Graf Mitlowski beim Abendessen Gesellschaft zu leisten, sagte der Prinz gerade: » Und was die Seelen betrifft, sind wir uns also einig – einhundert und keine weniger? «
    Graf Mitlowski stand auf, beugte sich über Antoninas Hand und hauchte einen Handkuss darauf. Während er einen Stuhl für sie zurückzog, sagte er zu dem Prinzen: » Nun, da deine reizende Tochter da ist, sollten wir nicht länger über Geschäfte reden. Findest du nicht auch? «
    » Gewiss « , antwortete Prinz Olonow.
    » Du verkaufst also Leibeigene, Vater? « , fragte Antonina Da ihr Vater nicht antwortete, wandte sie sich an Graf Mitlowski. » Das will ich nicht hoffen. Er meint, das Recht zu haben, Familien auseinanderzureißen, womit er diesen armen Menschen viel Leid zufügt. «
    Graf Mitlowski öffnete den Mund, um ihr zu antworten, aber Antoninas Vater kam ihm zuvor. » Bitte, Antonina Leonidowna. Du solltest vor unserem Gast mehr Respekt zeigen. Außerdem überlässt man Dinge, von denen man keine Ahnung hat, besser jenen, die etwas davon verstehen. «
    Aber Antonina wollte sich den Mund nicht verbieten lassen. » Ich hoffe, dass Sie diese barbarische Praxis nicht unterstützen, Graf Mitlowski. « Erst jetzt ließ sie sich auf den Stuhl sinken, den er für sie zurechtgerückt hatte.
    Der Graf nahm ebenfalls Platz. Dann ging die Tür auf, und ein paar Diener mit Silbertabletts kamen herein und begannen den ersten Gang zu servieren – Schüsseln mit Suppe und Teller mit dünn geschnittenen Zwiebeln und eingelegten Salzgurken.
    » Und, tun Sie es, Graf Mitlowski? « , hakte Antonina nach. » Denn wenn ich durch die Dörfer reite und

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