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Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)

Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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erledigen. «
    Sie drehte sich um und verließ das Esszimmer, rannte hinauf in ihr eigenes Zimmer. Später, als sich der Graf zurückgezogen hatte, kam ihr Vater zu ihr, um ihr Vorhaltungen wegen ihres Benehmens zu machen. Wie so oft hielt er ihr einen Vortrag über tadellose Umgangsformen. Insbesondere in Anwesenheit von Graf Mitlowski sei es wichtig, dass sie ausgezeichnete Manieren an den Tag lege, fügte er hinzu.
    » Warum kümmert es dich so sehr, was dieser Mann denkt? « , fragte sie, aber ihr Vater schüttelte nur den Kopf und verließ ihr Zimmer.
    Seit jenem Tag hatte sie die verstörende Erinnerung daran, wie Graf Mitlowski ihre Hand genommen hatte, in den hintersten Winkel ihres Bewusstseins verdrängt. Sie hatte einfach nicht mehr an ihn gedacht und auch seiner Anwesenheit bei ihrem Fest während der letzten Tage keine Bedeutung beigemessen. Und nun erklärte ihr Vater ihr, sie würde ihn heiraten.
    Der Stuhl knarrte, als sich der Prinz wieder setzte und seine Hände vor sich auf den Schreibtisch legte. » Diese Heirat ist nur zu deinem Guten, Antonina. Du wirst weiterhin ein geborgenes Leben führen können, mit allen erdenklichen Annehmlichkeiten; du wirst reisen können und Einladungen zu den wichtigsten gesellschaftlichen Ereignissen der jeweiligen Saison erhalten. Mit dem Unterschied, dass du dieses Leben künftig als Ehefrau führen wirst und nicht mehr als Tochter. Siehst du nicht, was für eine wunderbare Gelegenheit das für dich ist? Erkennst du nicht, dass deine Mutter und ich an deine Zukunft denken? «
    Antonina ging wieder auf die andere Seite des Schreibtischs.
    » Ich werde ihn nicht heiraten. Du kannst mich nicht dazu zwingen. « Natürlich wusste sie, dass das nicht wahr war. Prinz Olonow bestimmte über ihr Leben. Er konnte sie sehr wohl dazu zwingen.
    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. » Hast du einen anderen Mann im Sinn, den du gern heiraten würdest, Antonina Leonidowna? « , fragte er. » Soweit ich mich erinnere, haben die Heiratskandidaten nicht gerade Schlange gestanden vor unserer Tür. Die bals blancs, die deine Mutter letzten Herbst für dich veranstaltet hat, haben nichts gebracht. Auch dein Interesse, Tanzveranstaltungen oder Musiksoireen auf anderen Gütern zu besuchen, hält sich, wie mir scheint, in Grenzen. Um genau zu sein, hast du sämtliche Einladungen der vergangenen Monate ausgeschlagen. Heißt das, dass du einfach weiter hier leben und dich dem Müßiggang hingeben willst, bis … ja, genau, bis was geschieht, Tosja? Sehnst du dich nicht wie andere normale Frauen nach einem eigenen Heim, einem Ehemann und Kindern? «
    Antonina stand reglos da.
    » Jetzt bin ich aber wirklich verblüfft. « Ihr Vater fischte eine Zigarre aus der Dose auf dem Schreibtisch und kappte das Ende. » Zum ersten Mal hat meine Tochter keine Meinung: Antonina Leonidowna Olonowa hat nichts zu ihrer Verteidigung zu sagen. « Er zündete seine Zigarre an und stieß paffend den Rauch aus. Seine Tochter hatte ja keine Ahnung, was für Sorgen er sich um ihre Zukunft machte. Er befürchtete, es könne schon bald unmöglich sein, sie zu verheiraten. Bislang war es Prinz Olonow gelungen, seine finanziellen Schwierigkeiten zu verbergen, die sich in den letzten Jahren aufgetan hatten. Seine Ausgaben waren astronomisch. Allein die Kosten, die das Landgut verschlang, waren riesig; zudem musste er ja auch das Stadtpalais in Sankt Petersburg unterhalten, ganz zu schweigen von dem ausufernden Lebensstil der Prinzessin. Ferner unterstützte er jeden seiner drei Söhne, die mit ihren eigenen Einkünften ihren gewohnten Lebensstil nicht aufrechterhalten konnten. Hinzu kamen Dmitris schwindelerregende Spielschulden, für die er geradestehen musste. Die Steuerlast war erdrückend, und sein Zahlungsrückstand erheblich.
    Kurz und gut, er war stark verschuldet. Nach dem Tod von Graf Mitlowskis Frau war ihm dessen wachsendes Interesse an seiner Tochter nicht entgangen. Irgendwann hatte er sich dann ein Herz gefasst und seinem alten Freund erklärt, er würde sich glücklich schätzen, wenn er Antonina Leonidowna heiraten würde. In Anbetracht seiner erdrückenden Ausgaben sehe er sich jedoch nicht in der Lage, sie mit der ansehnlichen Mitgift auszustatten, die von einem Mann wie ihm erwartet werde.
    Konstantin Mitlowski hatte genickt und dem Prinzen gesagt, dass er angesichts ihrer langen Freundschaft und aufgrund der Tatsache, dass er während der letzten Jahre Fortune gehabt habe, auf eine Mitgift

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