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Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)

Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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Mädchen. « Sie beugt sich über sie und bedeckt ihre Wangen, Stirn und Augen mit Küssen.
    Antonina dreht den Kopf weg. » Ich möchte jetzt schlafen « , sagt sie und rollt sich auf die Seite, sodass sie Lilja den Rücken zudreht.
    » Ich bleibe hier, bis du eingeschlafen bist « , sagt Lilja. » Vielleicht sollte ich von jetzt an immer hier schlafen, in deinem Zimmer. Ich lasse mir eine Pritsche hereinstellen. «
    » Nein « , murmelt Antonina. » Du musst bei deinem Mann im Dienstbotenquartier wohnen bleiben. «
    Einen Moment lang herrscht Schweigen. » Soso ist nicht mehr auf dem Gut, Tosja « , sagt Lilja. Sie bemüht sich, sich ihre Erleichterung über die Abwesenheit ihres Mannes nicht anmerken zu lassen. » Er ist kurz nach Befreiung der Leibeigenen weggegangen, um sich etwas anderes zu suchen. «
    Antonina ist jetzt furchtbar müde. » Wirst du ihm bald folgen? Wirst du das Gut ebenfalls verlassen, um zu ihm zu gehen? « Sie ist so matt, dass sie nur noch flüstern kann.
    Lilja atmet scharf ein. Wie kann Antonina nur denken, dass sie sie verlassen wird? » Mein Platz ist hier, bei dir. « Und sie versucht abermals, Antonina zu umarmen.
    » Nein, Lilja. Ich will jetzt allein sein. Also geh, bitte. «
    Liljas Miene spiegelt eine Mischung aus Verwirrung und Gekränktheit, doch Antonina, die ihr den Rücken zuwendet, sieht es nicht.
    » Aber, Tosja, ich will doch nur … «
    » Lilja « , – Antonina erhebt die Stimme –, » habe ich nicht klar und deutlich Nein gesagt? «
    » Wie Sie wünschen, gnädige Frau « , sagt Lilja steif. Sie nimmt das Laudanum, die Schlaftabletten und die Karaffe mit dem Weinrest, geht hinaus und lässt die Tür laut ins Schloss fallen.

NEUNZEHN
    O bwohl Dr. Molow Antonina versichert hat, dass die Amputation erfolgreich verlaufen und die Wunde gut verheilt ist, verhält sich Konstantin von Tag zu Tag wunderlicher. Er sitzt die ganze Zeit in seinem Zimmer und redet sinnloses Zeug. Er weigert sich, das Zimmer zu verlassen. An manchen Tagen ist er weinerlich, an anderen wiederum schreit er herum. Er lässt nach Tanja schicken, aber wenn sie dann da ist, glaubt er, es sei Irina, die ihn aus dem Jenseits heimsucht, und schickt sie wieder weg. Dann ruft er nach Irina. Nach Antonina ruft er nie.
    An manchen Tagen redet er von seinem verstorbenen Sohn, an anderen wiederum erinnert er sich nicht, einen Sohn zu haben.
    Antonina hat die Geschicke des Guts ganz in Grischas Hände gelegt. Regelmäßig treffen sie sich in Konstantins Arbeitszimmer, wo er ihr berichtet, was in den letzten Tagen vorgefallen ist, oder sie darum bittet, die Rechnungen für angefallene Reparaturen zu bezahlen. Wenn er spricht, sieht sie ihn aufmerksam an, als hätte sie Mühe zu verstehen, was er von ihr will. Hin und wieder händigt sie ihm auch gedankenlos eine Handvoll Rubel aus, die sie aus Konstantins Geldschatulle nimmt, ohne auch nur einen Blick auf die Rechnungen zu werfen, die Grischa ihr hinhält.
    Stets hat sich Konstantin um diese Dinge gekümmert. Antonina hat sich nie dafür interessiert. Irgendwie geht sie davon aus, dass sich die schwere Schatulle jedes Mal, nachdem sie sie geöffnet hat, um einige Münzen herauszunehmen, anschließend wieder von allein füllt.
    In der ersten Juniwoche kommt ein Mann in den Hof geritten. Antonina hat angewiesen, dass jeder Fremde, der das Gutsgelände betritt, ihr gemeldet wird, weil sie noch immer hofft, dass er Nachricht von Mischa bringt. Ein Diener eilt zu ihr und berichtet ihr von der Ankunft des Mannes.
    Es ist das dritte Mal seit Michails Entführung – die nun zwei Monate zurückliegt –, dass dies geschieht. Die ersten beiden Male handelte es sich um Reisende, die nach dem Weg fragten.
    Heute ist Antonina nicht mehr ganz so alarmiert wie die ersten beiden Male. Nachdem man ihr die Nachricht überbracht hat, setzt sie sich langsam in ihrem Bett auf. Lilja öffnet das Fenster; in der zunehmenden Wärme des Nachmittags herrscht im Zimmer eine abgestandene Luft.
    » Ist er an die Tür gekommen? « , fragt Antonina. » Und hat er ausdrücklich gesagt, er will mit mir sprechen? «
    » Nein « , antwortet Lilja. » Offenbar ist er quer über die Felder zum Stall gelangt, statt die Straße zu benutzen. «
    » Ich werde hinausgehen und nachsehen, was er will. « Antonina schwingt die nackten Füße aus dem Bett und stellt sie auf den Boden. » Hilf mir bitte, Lilja. « Sie streckt die Hand nach ihrem hauchdünnen Morgenmantel aus, der über dem Fußende des Bettes

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