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Das Lied der Luege

Das Lied der Luege

Titel: Das Lied der Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Martin
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er hineingeheiratet hat.«
    Edward seufzte. »Ich teile deine Meinung, Mutter, aber wir können Veronica nicht ausschließen. Schließlich sind wir mit ihr verwandt.«
    Als vor knapp zwei Jahren bekannt wurde, dass Stephen Polkinghorn sich mit Veronica Allerby verlobt hatte und diese wenig später heiratete, waren alle guten Familien der Grafschaften Devon und Cornwall außer sich gewesen. Die Allerbys blickten auf eine Ahnenreihe bis zu Wilhelm dem Eroberer zurück und verfügten nicht nur über weitläufigen Landbesitz in Devon und zwei Stadthäuser in London, sondern auch über Besitztümer im Essex, Cumbria und Wiltshire. Damit nicht genug: Veronica Allerby war die Enkelin von Arthur Allerby, einem Cousin zweiten Grades von Jonathan Callington, Zenobias erstem Mann und Vater von Edward, und somit mit den Callingtons verwandt. Wenngleich man sich nie zuvor begegnet war – Veronica Polkinghorn, wie sie jetzt hieß, gehörte zur Familie, und da sie nur wenige Meilen von Sumerhays entfernt lebte, konnte man sie, und damit auch ihren Mann, nicht aus der Gesellschaft ausschließen.
    »Ich möchte nur wissen, wie es diesem Polkinghorn gelungen ist, sich eine Allerby zu angeln«, sprach Zenobia ihre Gedanken aus, und ihre Mundwinkel zogen sich nach unten. »Durch Veronicas Mitgift sind die Polkinghorns saniert, plötzlich spricht auch niemand mehr von Polkinghorns Vergangenheit, und die Türen der guten Häuser öffnen sich für ihn.«
    »Es gehört sich an Weihnachten, die Nachbarn einzuladen«, bemerkte Edward. »Wir werden den Abend mit Polkinghorn schon überstehen.«
    Zenobia seufzte, nickte dann aber. »Ich gebe ehrlich zu, dass ich auf Veronica gespannt bin. Wir sind uns ja nie begegnet, und ich bin neugierig, wie es ihr gelungen ist, den Filou Polkinghorn einzufangen.«
    Während des Gesprächs zwischen ihrem Mann und Zenobia hatte Lavinia geschwiegen. Beide erwarteten auch keine Beteiligung von ihr, daher fiel es niemandem auf, wie unbehaglich sie sich fühlte. Auch Lavinia sah der Begegnung mit Stephen Polkinghorn mit Spannung entgegen, weniger, weil er bis vor kurzem als nicht gesellschaftsfähig galt, sondern weil sie an ihre letzte Begegnung denken musste. Dies lag fast vier Jahre zurück, und damals hätte er beinahe das Leben von Susan Hexton und ihrer kleinen Anabell auf dem Gewissen gehabt. Außerdem hatte Polkinghorn Verdacht geschöpft, dass mit Susans Schwangerschaft und der ihrigen etwas nicht stimmte. Als Lavinia hörte, er wäre nach London gegangen, war sie erleichtert gewesen, doch jetzt war Polkinghorn nicht nur wieder in Cornwall, sondern hatte sogar eine entfernte Verwandte geheiratet. Somit würden weitere Begegnungen nicht ausbleiben, und Lavinia hoffte, dass er Susan und alles, was damals geschehen war, längst vergessen hatte.
    »Lavinia, hat Mr. Eathorne sein Kommen für heute Abend zugesagt?«
    »Wie? Was?« Lavinia zuckte zusammen, dann erinnerte sie sich an den Namen. »Ja, Mutter, Mr. Eathorne hat eine Karte mit den Worten, es wäre ihm eine Freude, an unserem Dinner teilzunehmen, geschickt.«
    »Gut.« Zenobia lächelte zufrieden. »Endlich lernen wir diesen geheimnisvollen Herrn kennen.«
    »Ach, Mutter, ich hoffe, du hältst deine Neugierde heute Abend im Zaum.« Edwards Worte waren zwar von einem Lächeln begleitet, der mahnende Unterton jedoch unüberhörbar. »Mr. Eathorne hat ein schlimmes Schicksal erlitten. Er hat seine Gründe, so zurückgezogen zu leben.«
    Zenobia legte eine Hand auf den Arm ihres Sohnes. »Keine Sorge, Edward, ich werde ihn nicht gleich bis ins kleinste Detail ausfragen, aber man möchte ja schließlich wissen, mit wem man in Nachbarschaft lebt. Zumal über diesen Mann gewisse Gerüchte im Umlauf sind …«
    Auch Lavinia waren Gerüchte über Sebastian Eathorne zu Ohren gekommen. Vor vier Monaten hatte er das Anwesen Ladbrooke House in der Nähe der Stadt Lostwithiel erworben. Das Haus hatte lange leer gestanden, und Eathorne lebte jetzt dort nur mit einem Diener für die groben Arbeiten. Man sagte, er stamme aus Bristol, wäre verwitwet und hätte sich aus Kummer über den Tod seiner Frau aufs Land zurückgezogen. Allerdings kursierten auch Gerüchte, dass Eathorne am Tod seiner Frau schuld war, was ihm jedoch nicht nachgewiesen werden konnte. Niemand wusste genau zu sagen, wie seine Frau gestorben war, noch, womit Eathorne sein Geld verdiente. Er musste über ein gewisses Vermögen verfügen, denn die Instandsetzung und der Unterhalt von Ladbrooke

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