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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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eine Blumenwiese aus der Menge hervor. Sie johlten ihr zu, als sie vorbeikam. Die wenigen anderen weiblichen Wesen verhielten sich still. Es waren verhärmte Bergmannsfrauen, die hier vor allem deshalb ausharrten, damit ihre Männer nicht das ganze Geld verspielten. Außerdem saßen ein paar Honoratiorinnen des Ortes neben ihren Gatten bei Lambert auf der Tribüne. Sie zerrissen sich schon eifrig die Mäuler über die Anwesenheit der leichten Mädchen und vor allem über Elaines Start im Rennen. Das, so fanden sie einhellig, schicke sich nicht. Aber die gute Miss Keefer hatte es mit der Schicklichkeit ja noch nie so genau genommen ...
    Elaine, die sich zusammenreimen konnte, worüber die Frauen tuschelten, grüßte triumphierend zu ihnen hinüber.
    Tim bemerkte es und grinste in sich hinein. Lainie konnte so selbstsicher und vergnügt sein. Warum nur zuckte sie zusammen wie ein geprügelter Hund, wenn ein Mann sie ansprach?
    Auch jetzt senkte sie sofort den Blick, als er sie grüßte. Dabei konnte sie sich an diesem Tag hinter keinem Haarvorhang verstecken. Sie hatte ihre Locken aufgesteckt und trug sogar ein keckes Hütchen – vermutlich eine Leihgabe von Madame Clarisse. Es war grau und passte insofern zu Lainies Reitkleid, doch irgendjemand hatte ein indigoblaues Band darumgeschlungen und auch Banshees Mähne und Schweif mit bunten Bändern verziert.
    Lainie bemerkte Tims Blick und lächelte entschuldigend.
    »Die Mädchen wollten es unbedingt. Ich finde, es sieht unbeschreiblich albern aus.«
    »Nein, nein«, meinte Tim. »Im Gegenteil, es steht ihr. Sie sieht aus wie die Stierkampfpferde in Spanien.«
    »In Spanien waren Sie auch schon?«, fragte Lainie. Sie ließ Banshee jetzt neben Tims Pferd hergehen und wirkte für ihre Verhältnisse ziemlich gelöst. Nun befanden sie sich auch inmitten einer Menschenmenge. Sie war ebenso wenig allein mit Tim wie im Pub.
    Timothy nickte. »Auch da gibt es Bergwerke.«
    Inzwischen füllte sich der Führring. Insgesamt waren es nun neun Reiter und eine Reiterin, die gegeneinander antreten wollten. Wie erwartet war das Feld bunt gemischt. Timothy erkannte Jay Hankins, den Schmied, auf seiner hochblütigen Stute. Auch der Leihstallbesitzer hatte einen großen, grobknochigen Wallach aus dem Stall gezogen, in dessen Stammbaum sich vor Jahren mal ein Vollblutpferd verirrt haben mochte. Zwei Jungen von einer Farm ritten die Arbeitspferde ihres Vaters. Zwei junge Steiger von der Biller- und der Blackburn-Mine hatten sich extra für das Rennen Pferde gemietet. Der eine saß ganz geschickt im Sattel, der andere schien ein ziemlicher Anfänger zu sein. Natürlich ließ sich auch Ernest, der Sattler, die Teilnahme nicht nehmen, obwohl er mit seinem braven alten Wallach kaum Siegchancen hatte. Eine Überraschung bot allerdings der letzte Starter, Caleb Biller. Der Sohn von Marvin Lamberts Hauptkonkurrenten saß auf einem eleganten schwarzen Hengst und wurde mit Hochrufen willkommen geheißen. Die Männer seiner Mine würden ihr Geld sicher durchweg auf ihn setzen.
    »Und da ist es vielleicht gar nicht so schlecht platziert«, bemerkte Tim. Er ritt jetzt neben Jay. Lainie hatte sich sofort zurückfallen lassen, als sie zwischen die beiden Männer zu geraten schien.
    »Das Pferd sieht großartig aus, ein echtes Vollblut. Das hängt uns alle ab!« Tim kraulte seinem Fellow den Hals, der nervös nach Banshee ausschaute. Seit er seit Monaten praktisch jeden Abend in der Box neben ihr verbrachte, wollte er nicht mehr von ihr lassen.
    Jay zuckte die Achseln. »Das Pferd allein kann das Rennen aber nicht gewinnen, es kommt auch auf den Reiter an. Und der junge Biller ...«
    Auch Elaine fixierte die Konkurrenz. Bisher hatte sie Fellow für den gefährlichsten Gegner gehalten. Timothy Lamberts Wallach war ein lebhafter Apfelschimmel und hatte zweifellos Araberahnen. Garantiert war er auf gerader Strecke schneller als Banshee. Aber dieser blonde junge Mann – sie hatte Caleb Biller nie zuvor gesehen – saß auf einem echten Rennpferd. Allerdings schien er sich nicht besonders wohl darauf zu fühlen. Ein eingespieltes Team waren Pferd und Reiter sicher nicht.
    »Kein Wunder, der alte Biller hat ihm den Gaul extra für das Rennen gekauft.« Ernest Gast und der Mietstallbesitzer besprachen das gleiche Thema. »Kommt aus England, ist aber schon auf der Rennbahn in Wellington gelaufen. Da will einer auf Teufel komm raus gewinnen. Dem alten Lambert wird nicht schlecht die Muffe gehen. Wenn er nachher

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