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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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den Zaun ebenso mühelos wie Banshee. Tim ließ ihn neben die Stute aufschließen und blickte atemlos zu Lainie hinüber. Sie strahlte. Ihr Gesicht war gerötet, die Augen blitzten.
    »Dem haben wir’s gezeigt!«, rief sie begeistert und spornte Banshee jetzt zu vollem Tempo an.
    Tim hätte sie nur zu gern ziehen lassen. Oder die Ziellinie wenigstens direkt neben ihr passiert. Aber dann rief er sich zur Ordnung. Keiner seiner Männer hatte auf Lainie gesetzt. Wenn sie verlor, waren ein paar Cent von Madame Clarisse’ Mädchen dahin, aber wenn sie siegte, hätten Dutzende von Bergleuten ihren schwer verdienten Lohn verloren. Tim zögerte.
    »Nun machen Sie schon!«, rief Lainie ihm zu. »Ihrer ist doch viel schneller!« Sie lachte; vielleicht teilte sie seine Überlegungen.
    Tim schnalzte Fellow zu, der sich daraufhin unwillig von Banshee trennte. Mit einer halben Pferdelänge Vorsprung ging er durchs Ziel.
    Timothy schaffte es kaum, Fellow zu bremsen, zumal die Menge der Zuschauer jetzt auch schrie und johlte. Schließlich saß er auf seinem aufgeregt tänzelnden Pferd und nahm lachend die Ovationen seiner Männer entgegen – Elaine sah sein glückliches Gesicht, wild umspielt von den braunen Locken, und seine ruhigen Augen, hinter denen jetzt Lichter aufzuleuchten schienen, die das Grün über das Braun triumphieren ließen. Sein Blick spiegelte keine Missbilligung wie bei William nach einem zu wilden Ritt und keinen Triumph wie bei Thomas, wenn er wieder ein Rennen gewonnen hatte. Nein, Timothy freute sich einfach nur und wollte andere daran teilhaben lassen. Lachend lenkte er Fellow neben Lainie, nahm spontan ihre Hand und hielt sie in die Höhe.
    »Hier, Leute, ist die wahre Siegerin! Allein hätte ich’s nie gewagt, über den Zaun zu springen!«
    Lainie hatte eben noch gestrahlt und sich genauso frei und lebendig gefühlt wie Tim – doch als er sie berührte, war auf einmal alles wieder da. Thomas’ Hände auf ihrem Körper, ihre panische Angst vor seinem Griff nach ihr. Williams zärtliche Berührungen, denen sie sich anvertraut hatte und die dann doch nur Lüge waren.
    Tim spürte, wie sie sich versteifte, wie plötzlich alles Lachen und alle Sicherheit von ihr wichen. Sie sagte nichts, versuchte sogar krampfhaft, ihr Lächeln aufrechtzuerhalten, doch als er ihre Hand losließ, entzog sie sich ihm, als hätte sie sich verbrannt. In ihren Augen stand die gleiche Panik, die er schon am ersten Tag vor der Kirche darin hatte auflodern sehen.
    »Verzeihen Sie, Miss Lainie!«, sagte er bestürzt.
    Sie sah ihn nicht an.
    »Es ist nichts. Ich muss mein Haar richten ...«
    Lainies schmales Gesicht, das vom scharfen Ritt gerötet war, wurde plötzlich totenblass. Mit zitternden Fingern versuchte sie, ihren Haarknoten wieder aufzustecken. Das war natürlich hoffnungslos.
    »Es sieht so wunderschön aus, Miss Lainie!« Tim suchte nach Worten, die sie irgendwie beruhigen konnten, doch das Mädchen schien schon zurückzuzucken, wenn er sie nur ansah.
    Sie schüttelte den Kopf, als Jay Hankins ihr vergnügt aus dem Sattel helfen wollte, denn der hochzufriedene Marvin Lambert hatte ein Siegertreppchen aufbauen lassen und wies die drei Ersten an, vom Pferd zu steigen und das Ehrenpodest zu erklimmen. Lainie ließ Banshee vor dem jungen Schmied zurückweichen und rutschte schließlich ohne Hilfe aus dem Sattel. Sie schien sich überwinden zu müssen, neben Tim auf das Treppchen zu steigen, und stand dann alarmiert und wie auf dem Sprung da, gar nicht wie das überschäumend fröhliche, selbstbewusste Mädchen, das sie kurz zuvor noch gewesen war.
    Marvin Lambert überreichte den Siegerpokal, und ein betrunkener Ehrengast füllte das ziemlich überladene Silbergefäß mit Whisky.
    »Auf die Sieger!«, johlte er und hielt sein eigenes Glas hoch. Die Männer im Publikum taten es ihm nach. Tim lachte und nahm einen Schluck. Dann reichte er den Pokal an Elaine weiter. Als sie zugriff und dabei seine Hand streifte, hätte sie die Trophäe beinahe fallen lassen.
    »Auf Sie, Miss Keefer!«, sagte Tim aufmunternd. »Es war wundervoll, mit Ihnen zu reiten.«
    Elaine nahm einen tiefen Schluck und versuchte, sich zusammenzureißen. Tim Lambert musste sie für verrückt halten! Und dann näherte sich jetzt auch noch der Alte, um ihr zu gratulieren, und machte dabei Anstalten, sie zu küssen. Sie konnte nicht, sie ...
    »Nicht, Vater!«, sagte Tims ruhige Stimme.
    Verblüfft ließ Marvin Lambert von Lainie ab.
    »Gibt’s was gegen

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