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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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womöglich den Pokal an seinen ärgsten Feind überreichen muss ...«
    Davor liegen noch drei Meilen, dachte Elaine, obwohl auch sie beim Anblick des mächtigen schwarzen Hengstes ein wenig den Mut verlor.
     
    Elaine fand eine Startposition ganz rechts außen, was sich gleich beim Startschuss als günstig erwies. Ein paar der Pferde, schon vom engen Nebeneinander im Führring nervös, scheuten vor dem Startschuss. Sie wollten partout nicht an dem Mann mit der noch rauchenden Pistole vorbei und begannen stattdessen eine Keilerei am Start. Zumindest die Jungen auf den Arbeitspferden und der Steiger auf dem Mietpferd hatten ihnen nichts entgegenzusetzen. Letzterer fiel denn auch gleich herunter, hatte aber Glück und geriet nicht unter die trampelnden Hufe. Weniger glücklich lief es für Jay Hankins. Seine Stute erlitt einen Schlag ans Fesselgelenk und lahmte. Für ihn war damit das Rennen zu Ende.
    Elaine dagegen kam gut ab, ebenso Timothy. Die beiden fanden sich nebeneinander wieder, nachdem die Bauernjungs gleich einen Spurt einlegten, gefolgt von Biller und dem schwarzen Hengst. Dabei war es Wahnsinn, in vollem Tempo durch die Menge zu preschen. Der Weg war von jubelnden Menschen gesäumt. Elaine wäre es zu gefährlich gewesen, den Pferden die Zügel schießen zu lassen. Gleich in der ersten Kurve hatten sich Madame Clarisse’ Mädchen postiert und johlten sofort los, als sie Lainie kommen sahen. Florry trug ein bunt geblümtes Kleidchen und hüpfte wie ein Gummiball auf und nieder. Dazu wedelte sie mit zwei Fahnen – woraufhin prompt zwei weitere Pferde scheuten, darunter Billers Hengst.
    »Pass doch auf!«, rief Ernie dem jungen Mann zu, als sein Pferd beinahe in den steigenden Rappen hineinrannte. »Reite, verdammt noch mal, bevor der Gaul noch in die Menge springt!«
    Die Zuschauer am Rand der Bahn waren geschockt und stoben schreiend auseinander. Der junge Biller gab dem Hengst erschrocken die Sporen. Der Rappe schoss daraufhin im Renngalopp davon, überholte die Bauernpferde und den Steiger auf dem Leihpferd und verschwand hinter der nächsten Kurve.
    »Da geht er hin!«, bemerkte Ernie frustriert. »Den sehen wir vor dem Ziel nicht wieder.«
    »Ach, das glaub ich nicht«, gab Tim zurück. »Das Tempo hält der doch nie über drei Meilen durch. So weit ist der überhaupt noch nie gelaufen. Selbst die großen Flachrennen gehen nicht über mehr als zweitausend Meter. Wart’s mal ab, den treffen wir eher wieder, als du glaubst.«
    Timothys Strategie entsprach ziemlich genau Elaines. Auch er ging die ersten zwei Meilen in flottem, aber nicht zu schnellem Tempo an, und sein Wallach galoppierte zufrieden neben ihrer Stute. Elaine ließ es zu und wunderte sich dabei fast ein wenig über sich selbst. Trotz der Nähe zu Tim und Ernie, der sich zunächst anschloss, dann aber bald zurückblieb, begann sie, den Ritt zu genießen. Sie schaffte es sogar, Tims Lächeln zu erwidern, als sie den verärgerten Mietstallbesitzer überholten. Sein Pferd hatte versucht, mit Billers Rappen mitzuhalten und war jetzt, nach nur einer Meile, schon völlig erschöpft.
    Ähnlich ging es den Bauernburschen. Ihre behäbigen Arbeitspferde gaben nach einer weiteren halben Meile auf. Banshee und Fellow dagegen zeigten noch keine Ermüdungserscheinungen, und auch ihre Reiter waren noch frisch.
    Timothy sah bewundernd zu Lainie hinüber. Er hatte sie immer schon anziehend gefunden, aber noch nie so bezaubernd und lebhaft wie heute. Ihr Hütchen hatte sie gleich nach dem Start verloren, und ihr strenger Haarknoten löste sich auch schon nach der ersten Meile auf. Nur der Gegenwind hielt ihr die Locken jetzt noch aus dem Gesicht; es sah aus, als zöge sie eine wehende rote Fahne hinter sich her. Ihr Gesicht schien dabei wie von innen heraus zu leuchten. Der schnelle Ritt machte sie glücklich, und zum ersten Mal nahmen ihre Augen nicht den Ausdruck von Argwohn an, wenn sich ihre Blicke mit Timothys trafen.
    Der Weg hatte längere Zeit innen am Zaun des Minengeländes entlanggeführt, da der Wald bis nah an die Umzäunung heranreichte. Jetzt aber kamen sie der Bergarbeitersiedlung zu nahe, und die Strecke musste nach außen geführt werden. Die Kurve vor dem Südtor der Mine war ziemlich eng – als Tim die Streckenführung gesehen hatte, hoffte er nur, dass wirklich jeder Teilnehmer den Weg vorher einmal abritt. Wer hier in vollem Tempo durchziehen wollte, lief Gefahr zu stürzen.
    Tim und Elaine verhielten ihre Pferde rechtzeitig; erneut

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