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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Jungen beruhigte. »Aber jetzt erzähl mehr. Warst du der Einzige hier? Wo waren die anderen? Woher kam die Explosion? Hast du danach noch was gehört?«
    »Mein Vater und der Steiger haben sich gestritten«, berichtete Roly. »Der neue Steiger, nicht Mr. Matt. Vielleicht ... vielleicht haben sie mich auch deshalb weggeschickt. Mr. Josh ... äh ... Kennedy war ziemlich wütend. Und mein Vater auch. Mr. Josh wollte, dass sie den Schacht erweitern. Mit Sprengstoff. Aber mein Vater meinte, da wäre ein Hohlraum, er sei sich ganz sicher, und das sollte man nicht so einfach sprengen oder aufhauen, da bräuchte man eine ... eine ...«
    »Probebohrung«, seufzte Tim. »Weiter, und dann?«
    Roly schniefte. »Dann hat mein Vater gesagt, Mr. Josh soll es doch selbst machen, und hat mich hierhin geschickt. Ich glaub, er ist in den anderen Schacht gegangen, der hier darüberliegt. Und ... und ich hab da was gehört, Sir. Bestimmt. Als ich hier allein war ...«
    Tims Gedanken arbeiteten fieberhaft. Konnte noch jemand verschüttet sein? Der Eingang des Schachtes war bei der Explosion zusammengebrochen, das hatte er eben im Vorbeilaufen bemerkt. Aber vor oder nach dem Einströmen des Gases?
    »Was hast du gehört, Roly?«
    Der Junge zuckte die Schultern. »Klopfen ... Stimmen ...?« Seine Stimme klang fragend. Er konnte sich das auch nur eingebildet haben. Tim griff trotzdem nach dem Pickel und den anderen Grabwerkzeugen, die Roly mit in seinem Schacht hatte. Der Junge schluchzte, als er den verschütteten Schachteingang sah.
    »Da drin ist mein Daddy. Bestimmt ...«
    Tim räumte versuchsweise etwas Abraum beiseite, der ziemlich lose war, und so konnte er ein bisschen graben. Vielleicht kam er dann ja den geheimnisvollen Zeichen näher. Eigentlich glaubte er nicht wirklich an Überlebende. Die Schächte waren zwar nicht weit voneinander entfernt, aber dazwischen lag festes Gestein. Unwahrscheinlich, dass Roly wirklich Klopfen aus dem nächsten Schacht gehört hatte. Andererseits, in dieser Grabesstille ...
    Roly war jetzt neben ihm und griff zu einer Hacke. Er war erstaunlich kräftig für sein Alter und seine schmächtige Gestalt. Bald schlug er mehr weg als Tim. Inzwischen klang es hohl, wenn die Hacke gegen die Trümmer traf. Gänzlich eingestürzt war der Stollen also nicht.
    »Vorsichtig, Roly«, mahnte Tim, als der Junge immer verzweifelter arbeitete. »Wenn jemand verschüttet ist, kannst du ihn verletzen. Und sonst ...« Tim empfand immer noch nagende Zweifel. Was war, wenn sie hier eine Gasblase freilegten? Sie mussten langsam vorgehen, besser ausfahren, weitere Helfer holen, eine Probebohrung durchführen. Verdammt, vielleicht gab es ja Gasmasken in irgendeiner Mine der Umgebung, in der nicht mit jedem Cent gespart wurde!
    Als er Roly gerade zur vorläufigen Einstellung der Grabung auffordern wollte, stieß der Junge einen Schrei aus.
    »Ein Mann ... Hier ist jemand, ein Mann ...« Der Junge räumte mit zitternden Fingern Steine und Erde vom Körper des Verschütteten. Doch Tim sah keine Hoffnung mehr. Der Mann war getroffen worden, als die Mine einstürzte. Wenn er nicht gleich tot gewesen war, musste er inzwischen unter all dem Gestein erstickt sein. Aber Roly schien jetzt seine ganze Energie auf die Bergung dieses Mannes zu konzentrieren. Er legte seine Schultern frei, nahm ihn unter den Armen und zog ... zerrte, brachte das Gestein über dem Körper in Bewegung ...
    »Raus, Junge, der Schacht stürzt ein!« Tim wollte den Jungen wegreißen, dachte zuerst nur an Steinschlag. Aber dann roch er es auch, oder meinte zumindest etwas wahrzunehmen, was das Atmen schwerer machte.
    »Roly ...« Tim schaffte es eben noch, dem sich öffnenden Hohlraum den Rücken zuzuwenden. Dann hörte er die Explosion, fühlte sich durch die Luft geschleudert. Er fiel auf die harte Erde, arbeitete sich auf die Knie. Roly keuchte neben ihm, Tim zerrte ihn hoch.
    »Schnell, das Gas ...« Eine Wiederholung des Albtraums, aber jetzt war Tim mittendrin. Er hörte das Poltern des Gesteins und sah das Auflodern der Flammen hinter ihm nicht mehr aus sicherer Entfernung, sondern floh genauso verzweifelt wie die Männer, deren Leichen er zuvor entdeckt hatte, es getan haben mussten.
    Der Förderkorb war nicht zu erreichen, das Gas entwich durch die Hauptschächte ... Hoffentlich erwischt es Joe Patterson nicht, hoffentlich ist der schon wieder oben betete Tim im Stillen.
    Tim zerrte Roly durch die Schächte, suchte einen Seitenstollen, einen wie den, in

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