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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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seine Liebste aufsparen können! Elaine tröstete sich mit dem Gedanken, dass sie ihn nachher hinausbegleiten durfte. Er würde sie unter dem Sternenhimmel küssen wie bei den vielen früheren Gelegenheiten, und sie würden noch ein paar intime Worte wechseln. Callie musste sie allerdings vorher einsperren. Die kleine Hündin protestierte immer heftiger, sobald William ihrem Frauchen zu nahe trat.
    Wenn nur Kuras Musikstunde schon vorbei wäre! Wie am vergangenen Tag spielte sie auch jetzt für die Familie und die Gäste, und William lauschte mit scheinbar aufrichtiger Hingabe. Kura spielte zweifellos sehr gut; das musste der Neid ihr lassen. Und heute sang sie irische Lieder, anscheinend für William. Elaine fühlte Stiche der Eifersucht.
    »Sing doch einfach mit!«, meinte Helen, die Elaines wachsende Frustration bemerkte. »Du kennst die Lieder schließlich auch.«
    Elaine warf Gwyneira einen fragenden Blick zu, aber auch die nickte.
    »Das klingt sicher nett«, erklärte sie. Gwyneira hätte es allerdings auch »nett« gefunden, hätte man Callie zu Kuras Klavierspiel heulen lassen.
    Tapfer stand Elaine auf, orientierte sich kurz und fiel dann in Kuras Vortrag von 
Sally Gardens
 ein. Für Helen klang es wirklich ansprechend. Elaines klarer Sopran harmonierte mit Kuras aufregend tiefer Stimme. Außerdem sahen die Mädchen sehr hübsch zusammen aus. Die schwarzhaarige exotische Kura und die zarte hellhäutige Elaine. Zweifellos hatte der große Dichter Yeats sich genau so ein rothaariges irisches Mädchen vorgestellt, als er den Text des Liedes geschrieben hatte. Helen sagte etwas zu William, aber der schien sie gar nicht zu hören, zu sehr war er in den Anblick der Mädchen vertieft – oder zumindest eines von ihnen.
    Kura unterbrach allerdings schon nach wenigen Takten.
    »Ich kann nicht singen, wenn du nicht den Ton triffst«, sagte sie anklagend.
    Elaine errötete über das ganze Gesicht. »Ich ...«
    »Das war ein Fis, und du hast ein F gesungen«, führte Kura gnadenlos aus. Elaine wäre am liebsten im Boden versunken.
    »Kura, das ist ein Volkslied«, erklärte Helen. »Da muss man nicht sklavisch an den Noten hängen.«
    »Man kann nur richtig oder falsch singen«, beharrte Kura. »Wenn sie ein Gis oder sogar ein G gesungen hätte ...«
    Elaine ging zurück an ihren Platz. »Sing doch alleine!«, sagte sie trotzig.
    Das tat Kura dann auch.
     
    Elaine war immer noch missgestimmt, als die Gesellschaft sich kurz darauf auflöste. Der Zwischenfall hatte alle ernüchtert, zumal Elaines kleiner Fehler niemandem aufgefallen war. Fleurette dankte im Stillen dem Himmel, dass Gwyn und ihre Enkelin am kommenden Tag ausziehen würden. Dabei hatte sie ihre Mutter sonst gern bei sich. Aber Kura, das gestand sie sich jetzt ein, mochte sie genauso wenig wie William. Wobei ihr wieder die Sache mit dem Attentat einfiel. Ob Ruben Williams Reaktion bemerkt hatte?
     
    Auch Elaine ging die Angelegenheit durch den Kopf, als sie William hinausbegleitete. Endlich legte er tatsächlich die Arme um sie, aber es war nicht so berauschend wie sonst, sondern erschien fast wie eine Pflichtübung. Und die schönen Worte, die er sich dazu abrang, begeisterten sie auch nicht so sehr.
    »Diese Musik ... und meine rothaarige Liebste ... ich komme mir vor wie in den Sally Gardens.« William lachte und küsste sie sanft. »Es ist seltsam mit diesen Melodien, sie lassen Irland für mich auferstehen.«
    »Die Schwingungen ...«, lag es Elaine schon auf der Zunge, doch sie hielt sich im letzten Moment zurück. William sollte nicht denken, sie mache sich über ihn lustig.
    »Ich wünschte, das Land wäre frei und ich könnte zurückkehren.«
    Elaine runzelte die Stirn. »Kannst du das denn nicht, solange Irland unter englischer Verwaltung steht? Du wirst doch nicht etwa gesucht?«
    William lachte, wenn auch ein wenig gezwungen. »Natürlich nicht. Wie kommst du denn darauf? Ich möchte nur nicht zurück in ein Land in Fesseln.«
    Elaine blieb skeptisch. Alarmiert suchte sie seinen Blick.
    »William, du hast doch nichts mit dem Attentat zu tun? Auf diesen ... wie heißt er? Morley?«
    »Viscount Morley of Blackburn«, presste William fast bedrohlich hervor. »Chief Secretary for Ireland, oberster Unterdrücker!«
    »Aber du hast nicht auf ihn geschossen oder eine Bombe gelegt, nicht wahr?«, fragte Elaine ängstlich.
    William funkelte sie an. »Wenn ich auf ihn geschossen hätte, wäre er jetzt tot. Ich bin ein guter Schütze. Und die Bombe ...

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