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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Traum, höre ich Connemara singen ...«
    Elaine warf ihm einen verwirrten Seitenblick zu.
    »Sie sind aus Irland, junger Mann?«, fragte McDunn, offensichtlich bemüht, das Gespräch auf eine weltlichere Ebene zurückzuführen. »Was wird das nun mit dieser Home Rule Bill, von der alle reden? Und wie ist die Lage im Land? Die größten Unruhestifter haben sie ja wohl unter Kontrolle. Von den Feniern habe ich zuletzt gehört, dass sie in Amerika zu einem Überfall auf Kanada aufgerufen haben, um dort Irland neu zu errichten. Ein hirnverbrannter Plan ...«
    William nickte. »Da stimme ich Ihnen zu, Sir. Irland ist Irland. Das kann man nicht irgendwo neu aufbauen.«
    »Irland hat eine ganz eigene Klangvielfalt. Melodien, die melancholisch sind und doch mitunter von einer mitreißenden Fröhlichkeit.«
    Elaine überlegte, ob sich wohl auch Kura in der Kunst des 
whaikorero
 übte. Oder hatte sie diesen Satz irgendwo gelesen?
    »Einer manchmal herzzerreißenden Fröhlichkeit«, bestätigte William.
    »Nun, solange es den Befürwortern des Gesetzes nicht gelingt, das Oberhaus umzustimmen«, meinte Ruben.
    »Wozu mir übrigens einfällt ...« Fleurette mischte sich in dem süßen, harmlosen Tonfall in die Diskussion, den sie immer dann bemühte, wenn die Spionin in ihr erwachte. »Haben Sie etwas von einem Attentat auf Mr. Morley of Blackburn gehört, Leonard? Den Chief Secretary for Ireland?« Sie beobachtete William dabei aus den Augenwinkeln. Der junge Mann verschluckte sich fast an seinem Bratenstück. Elaine blieb seine Reaktion ebenfalls nicht verborgen.
    »Ist was, William?«, erkundigte sie sich besorgt.
    William tat es mit einer ungeduldigen Handbewegung ab.
    Der Police Constabler zuckte die Achseln. »Ach, Fleur, irgendwas ist immer in diesem Land. Soviel ich weiß, verhaften sie alle Naselang irgendwelche Möchtegern-Terroristen. Ich bekomme manchmal Auslieferungsgesuche, wenn die Kerle entwischen. Aber geschnappt haben wir hier noch nie einen, die gehen ja alle in die Staaten, und normalerweise nehmen sie da Vernunft an. Dummejungenstreiche – in den letzten Jahren Gott sei Dank ohne gefährliche Folgen.«
    William fuhr auf. »Sie betrachten den Kampf um ein freies Irland als Dummejungenstreich?«, fragte er erbost.
    Elaine legte ihm die Hand auf den Arm. »Pssst, Lieber, so hat er das doch nicht gemeint. William ist Patriot, Mr. Leonard.«
    William schüttelte sie ab.
    Leonard lachte. »Das sind die meisten Iren. Und sie haben da ja auch durchaus unsere Sympathie, Mr. Martyn. Aber deshalb darf man niemanden erschießen oder in die Luft sprengen! Denken Sie an die unbeteiligten Personen, die dabei nur zu oft zu Schaden kommen!«
    William antwortete darauf nicht mehr; ihm war inzwischen aufgegangen, dass er auf dem besten Weg war, sich schlecht zu benehmen.
    »Sie sind also ein Freiheitsheld, Mr. William?«, kam es plötzlich von Kura-maro-tini. Ihre großen Augen suchten seinen Blick. William wusste nicht, ob er darunter hinschmolz oder um mehrere Längen wuchs.
    »So würde ich das nicht unbedingt bezeichnen«, murmelte er, um einen bescheidenen Tonfall bemüht.
    »Aber William hat sich für die Irische Landliga eingesetzt«, erklärte Elaine stolz, und diesmal wanderte ihre Hand besitzergreifend auf seinen Arm. Unter dem Tisch knurrte Callie. Das Hündchen mochte es gar nicht, wenn seine Herrin jemanden berührte, und umgekehrt war es noch schlimmer. »Für die Pächter auf der Farm seines Vaters.«
    »Ihr Vater hat eine Farm?«, erkundigte sich Gwyneira.
    William nickte. »Ja, Madam, Schafzucht. Aber ich bin der jüngere Sohn, da gab es nichts zu erben. Nun muss ich sehen, wie ich mein Glück mache.«
    »Schafe ... wir haben auch welche«, bemerkte Kura, als wären die Tiere ein lästiger Anhang.
    Fleurette entging allerdings nicht, wie interessiert William lauschte, als Gwyneira gleich darauf von Kiward Station berichtete.
     
    Für Elaine zog dieser Abend sich ähnlich hin wie der Abend zuvor. Dabei war William bei ihr, und eigentlich konnte sie sich kaum langweilen, wenn er bei ihr war. Bisher war er immer auf sie eingegangen, hatte kleine Scherze gemacht, sie verstohlen unter dem Tisch berührt oder beiläufig zärtlich über ihre Hand gestreichelt. Aber heute wandte er seine ganze Aufmerksamkeit Kura zu. Vielleicht hätte sie nicht so deutlich sagen sollen, wie sehr das Mädchen ihr auf die Nerven ging; bestimmt wollte William sie jetzt ablenken. Aber ein paar nette Worte hätte er sich doch auch für

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