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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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natürlich noch nichts anderes vor – nur Helen und die Zwillinge müsste er davon in Kenntnis setzen, dass er beim Abendessen fehlen würde. In der Mittagspause ging William also hinüber zur Pension und fand dort Elaine am Klavier, das Hündchen Callie natürlich bei sich. Der Hund begleitete ihren Klaviervortrag mit durchdringendem Jaulen, sodass die Zwillinge sich vor Lachen ausschütteten. Auch der Hausdiener und einer der Bankangestellten amüsierten sich köstlich. Sogar die gestrenge Miss Carpenter rang sich ein Lächeln ab.
    »Ich finde, dass sie viel besser singt als meine eingebildete Cousine«, erklärte Elaine gerade. »Aber bis jetzt will sie zum Glück noch nicht zur Oper ...«
    William wusste nicht, warum er sich über diese an sich harmlose Stichelei ärgerte, aber er hatte schon leichten Zorn gespürt, als Ruben O’Keefe sich abfällig über das Verhalten seiner Nichte geäußert hatte. Wie konnte Kura Warden »mürrisch« sein? Das hatte er seinem Chef jedoch schnell vergeben; schließlich dankte er dem Himmel für dessen Einladung. Seit er Kura am letzten Mittag gesehen hatte, dachte er nur darüber nach, wann er sie wieder treffen und was er dann zu ihr sagen könnte. Sie war zweifellos ein besonders kluges Mädchen. Natürlich hatte sie keine Lust, sich über Nichtigkeiten auszutauschen wie ...
    In diesem Moment entdeckte Elaine ihren Freund, und ihre Augen leuchteten auf. Sie hatte damit gerechnet, William in der Stadt zu treffen, und sich entsprechend hübsch gemacht. Ihr Haar wurde von einem grünen Reif aus dem Gesicht gehalten, und sie trug ein grün-braun kariertes Batistkleid, für das es draußen fast schon ein bisschen zu kalt war.
    »Komm, William!«, forderte sie ihn jetzt mit heller Stimme auf. »Spiel ein Stück mit mir! Oder hast du keine Zeit? Ich verspreche dir auch, dass ich Callie solange ruhig halte.«
    Mary – oder Laurie – verstand den Wink sofort und hob das Hündchen auf, um damit in der Küche zu verschwinden. Laurie – oder Mary – schob derweil einen zweiten Klavierhocker neben Elaine.
    William konnte ein bisschen Klavier spielen und hatte Elaine vor kurzem damit entzückt, ein paar leichte Stücke vierhändig mit ihr einzuüben. Jetzt aber zierte er sich.
    »Doch nicht hier in aller Öffentlichkeit, Lainie! Vielleicht heute Abend. Dein Vater hat mich zum Dinner eingeladen.«
    »Wirklich?« Elaine wirbelte vergnügt auf ihrem Hocker herum. »Wie schön! Er hat sich gestern mit meiner fürchterlichen Cousine beinahe zu Tode gelangweilt. So eine Langweilerin, das glaubt man nicht! Na ja, du wirst ja selbst sehen. Sie ist wirklich hübsch, aber sonst ... wäre ich an Grandma Gwyns Stelle, würde ich sie eher heute als morgen nach London schicken.«
    William musste wieder gegen aufkommenden Unmut ankämpfen. »Wirklich hübsch?« Das Mädchen, das er gesehen hatte, war eine Göttin! Und was redete Elaine davon, sie wegzuschicken? Das konnte er nicht zulassen, er ...
    William!, rief er sich energisch zur Ordnung. Was hatte er mit diesem Mädchen zu tun? Kura Warden ging ihn absolut nichts an; er durfte sich da in nichts hineinsteigern. Gezwungen lächelte er Elaine an. »So schlimm wird es schon nicht sein. Du siehst heute Morgen übrigens auch besonders hübsch aus.«
    Damit verabschiedete er sich, um Helen zu suchen, während Elaine ihm enttäuscht nachblickte. »Auch besonders hübsch ...?« Gewöhnlich hörte sie von William geschliffenere Komplimente.
     
    Fleurette O’Keefe erfuhr am Nachmittag von Rubens Einladung und war nicht allzu begeistert. Sie hatte eigentlich nur ein kleines, informelles Dinner vorbereitet. Nicht einmal Helen wollte herauskommen. Mit William als Hausgast würde sie aufwändiger kochen und servieren müssen, dazu war noch jemand zu unterhalten, den Fleurette nicht eben einfach fand. Sie wurde nicht richtig warm mit dem redegewandten jungen Iren; sie wusste nie, wann William seine Meinung sagte und wann er ihr oder ihrem Mann nur nach dem Mund redete. Außerdem hatte sie die Andeutungen von Mrs. Chesfield noch längst nicht vergessen. Ein Attentat auf den Chief Secretary for Ireland ... Wenn William wirklich darin verwickelt gewesen war, konnte er gefährlich sein.
    Zudem waren Fleurette die Blicke nicht entgangen, die bislang ausnahmslos alle männlichen Wesen in ihrer Umgebung auf Kura gerichtet hatten. Sie hielt es für keine gute Idee, Elaines jungen Mann hier in Versuchung zu führen. Aber daran ließ sich jetzt nichts ändern.

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