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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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genügte, um William fast den Atem zu rauben. Es war schwer, dabei ein normales, wenn auch verliebtes Gespräch vorzutäuschen. William und Kura wollten nicht reden, sie wollten sich lieben.
    Sie tauschten Artigkeiten über Kuras Konzert und Williams neue Anstellung aus. Kura klagte auch ein wenig über ihre Familie. Sie wäre dem Einfluss ihrer Großmutter am liebsten von einem Tag zum anderen entkommen.
    »Natürlich könnte ich auch bei meiner Mutter leben«, erklärte sie. »Aber dann darf ich nicht ans Klavier, da ist Grandma eigen. Und Miss Heather würde auch nicht im Maori-Dorf leben wollen, erst recht nicht in dem auf O’Keefe Station.«
    William erfuhr, dass Marama und ihr Mann auf der früheren Farm von Ruben O’Keefes Eltern lebten. Helen hatte die Farm nach dem Tod ihres Mannes an Gwyneira verkauft, die sie den Maoris als Ausgleichszahlung für die Unregelmäßigkeiten beim Kauf von Kiward Station weitergegeben hatte. Eine Regelung, auf die Häuptling Tonga nur deshalb eingegangen war, weil auch Kura, die designierte Erbin des Warden-Besitzes, Maori-Blut in sich trug.
    »Deshalb sind alle so verrückt darauf, dass ich diese langweilige Farm behalte«, seufzte Kura. »Ich mache mir überhaupt nichts daraus, aber jeden Tag höre ich dreimal ›Du bist die Erbin!‹, und da ist meine Mutter auch nicht anders. Wobei es der wenigstens egal ist, ob ich einen Maori oder einen 
pakeha
 heirate. Für Grandma hingegen würde eine Welt zusammenbrechen, würde ich einen von Tongas Stamm nehmen.«
    William war beinahe verrückt vor Liebe und Verlangen. Er hörte Kuras Erzählungen genauso wenig zu wie früher Elaines Geplapper. Doch ihre letzten Worte fanden Eingang in seinen Verstand. Er würde jedoch erst später darüber nachdenken.
    Vielleicht gab es mehr gemeinsame Interessen zwischen ihm und Gwyneira Warden, als er bisher gedacht hatte. Möglicherweise war die Dame einem Gespräch gar nicht so abgeneigt ...
     
    »Das verstehe ich jetzt doch falsch, Gwyn, oder? Du willst ihr doch nicht wirklich erlauben, sich ganz offiziell mit dem Kerl zu treffen, der unserer Lainie das Herz gebrochen hat?«
    James McKenzie bediente sich am Barschrank mit einem Whisky, was ihm selbst nach so vielen Jahren als relativer Herr in diesem Haus noch seltsam vorkam. Solange er nur Vormann unter Gerald Warden gewesen war, hatte man ihn kaum je in den Salon gebeten, und der Alte hatte ihm natürlich niemals einen Drink angeboten. Nun sprach James dem Alkohol im Allgemeinen maßvoll zu – ganz im Gegensatz zu seinem früheren Vorgesetzten. Aber heute brauchte er eine Stärkung. Hatte er doch eben den jungen Mann ganz hochherrschaftlich über die Haupteinfahrt wegreiten sehen, den Dorothy Candler ihm neulich als William Martyn vorgestellt hatte. Nicht persönlich allerdings, sonst hätte James ihm wahrscheinlich ein paar passende Worte zur Affäre »Lainie« gesagt. Er nahm einen großen Schluck aus seinem Glas.
    Fleurettes Briefe klangen immer noch äußerst bedrückt; anscheinend hatte Elaine sich auch drei Monate nach dem Eklat mit ihrer Cousine nicht von ihrem Kummer erholt. James konnte das gut verstehen; er erinnerte sich noch genau an die brennende Eifersucht, die er nach seiner ersten Begegnung mit Gwyneira auf ihren versprochenen Gatten Lucas verspürt hatte. Als sie dann von einem anderen schwanger war, hatte es ihm das Herz gebrochen, und er war geflohen, ebenso wie Lucas Warden. Hätte er damals bloß gewusst, dass das unselige Kind – Paul – einer Vergewaltigung durch Gwyns Schwiegervater entstammte. Alles hätte sich vielleicht anders entwickelt, auch mit Paul – und womöglich hätten sie dann nicht diese unsägliche Kura am Hals, der Gwyn jetzt den Umgang mit William Martyn offiziell gestatten wollte! Seine Frau konnte nicht bei Trost sein! James schenkte sich gleich noch einmal ein.
    Zumindest war Gwyn aufgewühlt genug, um sich ebenfalls aus der Whiskyflasche zu bedienen, was äußerst selten geschah.
    »Was soll ich denn machen, James?«, fragte sie. »Wenn wir es verbieten, treffen sie sich heimlich. Kura braucht bloß zu den Maoris zu ziehen. Marama schreibt ihr bestimmt nicht vor, mit wem sie das Bett teilt.«
    »Sie wird aber nicht zu den Maoris ziehen, weil sie ihr geliebtes Klavier dorthin nicht mitnehmen darf. Das Ultimatum war ein genialer Einfall, Gwyn – einer der wenigen, die du bei der Erziehung dieses Kindes jemals hattest.« James nahm noch einen tiefen Schluck.
    »Danke!«, fauchte Gwyn. »Gib

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