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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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unterbrach er ihren Sermon. »Ich möchte nicht drängen, aber gibt es irgendeine realistische Möglichkeit?«
    Endlich schien die Frau nachzudenken. Und kam sehr rasch zu einem Ergebnis.
    »Vielleicht in der Kirche«, meinte sie schließlich. »Ich kann nichts versprechen, aber ich werde sehen, was sich machen lässt. Besuchen Sie auf jeden Fall am nächsten Sonntag die Messe in Haldon ...«
     
    »Kura will nach Haldon?«, fragte James McKenzie verdutzt. »Die Prinzessin ist bereit, sich unter das gemeine Volk zu mischen? Woher die plötzliche Wandlung?«
    »Nun freu dich doch, James, statt alles nur in den düstersten Farben zu sehen!« Gwyneira hatte ihrem Mann soeben erläutert, dass Miss Heather und Kura die Absicht hätten, am kommenden Sonntag die Messe zu besuchen. Der Rest der Familie könne mitfahren oder sich einen ruhigen Sonntagmorgen gönnen, garantiert ohne Arien und Adagios. Das allein war schon ein Grund, sich die Messe zu sparen. Und wenn James und Jack hören würden, warum genau es Kura nach Haldon zog, brächten sie wahrscheinlich keine zehn Pferde in den Ort. Gwyn freute sich auf ein ungestörtes Familienfrühstück mit Jack – oder sogar zu zweit mit James in ihrem Zimmer. Das hätte ihr noch besser gefallen. »Kura arbeitet nun schon so lange an diesem komischen Bach-Stück. Nun will sie es mal auf der Orgel hören. Das ist doch verständlich.«
    »Und sie will es tatsächlich selbst spielen? Vor Krethi und Plethi in Haldon? Gwyn, irgendwas ist da merkwürdig!« James runzelte die Stirn und pfiff seinem Hund. Gwyn hatte ihn bei den Ställen aufgesucht. Andy und ein paar andere Männer entwurmten die Mutterschafe, während James die Hütehunde dirigierte, die sie ihnen zutrieben. Monday setzte gerade vergnügt hinter einem dicken, aufmüpfigen Wollknäuel her.
    »Wer soll es denn sonst spielen?«, fragte Gwyn und zog sich die Kapuze ihres Wachsmantels über den Kopf. Es regnete mal wieder. »Die Organistin in Haldon ist jämmerlich schlecht.« Letzteres war ein Grund, weshalb Kura die Kirche in Haldon seit Jahren nicht betreten hatte.
    James regte das Winterwetter zu einem weiteren Einwand an. »Sag mal, Gwyn, ist dieses Stück nicht das Osteroratorium? Wir haben August ...«
    Gwyn verdrehte die Augen. »Von mir aus kann es auch das Weihnachtsoratorium sein oder das ›Papa liebt Rangi‹-Oratorium ...« James grinste bei Erwähnung der Maori-Schöpfungsgeschichte, die von der Trennung der Liebenden Himmel und Erde handelte, wobei Rangi den Himmel verkörperte und Papa die Erde. »Hauptsache, Kura läuft hier nicht mehr mit einem Gesicht wie das Leiden Christi herum, sondern kommt endlich mal auf andere Gedanken.«
     

8
    Kura Warden an der Orgel in Haldon war ein Erlebnis. Und der Gottesdienst so gut besucht, wie seit Monaten nicht mehr. Kein Wunder, schließlich brannte jeder Einwohner des Dorfes darauf, die geheimnisvolle Warden-Erbin zu sehen und zu hören. Auf die Messe hatte das nur positive Auswirkungen; tatsächlich wurden die Gebete mit außergewöhnlicher Inbrunst gesprochen. Sämtliche Männer verfielen sofort in unterschiedliche Stadien der Anbetung, sobald sie Kuras Gesicht und ihre Figur sahen, während die Frauen von Rührung überwältigt wurden, als sie das Mädchen singen hörten. Kuras Stimme füllte die kleine Kirche mit Wohlklang, und ihr Orgelspiel war virtuos, obwohl sie nur ein einziges Mal geübt hatte.
    William konnte sich gar nicht sattsehen an ihrer schlanken Gestalt auf der Empore. Kura trug ein schlichtes, aber figurbetonendes dunkelblaues Samtkleid; ihr Haar wurde von einem Samtband aus der Stirn gehalten und fiel wie ein dunkler Strom über ihren Rücken. William stellte sich vor, die zarten, aber kräftigen Finger zu küssen, die nun über die Tasten der Orgel huschten, und er meinte, erneut zu spüren, wie diese Finger in jener Nacht in Queenstown sein Gesicht und seinen Körper erforscht hatten. Natürlich saß die Organistin der Gemeinde abgewandt, doch gelegentlich hob sie ihr Antlitz ein wenig von den Noten, sodass William es sehen konnte. Wieder zogen ihre gleichermaßen exotischen wie aristokratischen Züge und der heilige Ernst, mit dem sie spielte, ihn in ihren Bann. Er musste sie nach der Messe sprechen ... nein, er musste sie küssen! Sie einfach nur zu sehen war nicht zu ertragen, er musste sie berühren, sie fühlen, ihren Duft einatmen ...
    William zwang sich, Miss Heather Witherspoon zuzulächeln, die aufrecht in einer der vorderen

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