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Das Lied der roten Erde (German Edition)

Das Lied der roten Erde (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Erde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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gemacht in den vergangenen Tagen.  
    Alistair strich sich mit der Rechten über die rauen Haare seines Backenbarts. »Noch über sechs Jahre.« Er wog seine Worte genau ab. »Das ist eine lange Zeit. Was hieltest du davon, wenn ich mich beim Gouverneur für deine Begnadigung einsetzte? Dann könntest du früher freikommen. Stell dir das vor: ein freier Mann!«  
    O’Sullivan hob den Kopf, doch so einfach ließ er sich nicht ködern. »Wieso solltet Ihr das tun?«  
    »Du bist misstrauisch. Das kann ich verstehen. Keine Leistung ohne Gegenleistung. Nun, ich brauche Hilfe. Bei meinen Forschungen.«  
    O’Sullivans Blick ging kurz und suchend durch das kleine Zimmer, um sich dann wieder auf Alistair zu richten. »Ihr würdet Euch wirklich für meine Begnadigung einsetzen?«  
    »Ja, das würde ich.«  
    O’Sullivan zögerte nur kurz. »Was muss ich tun?«  
    Gut so. Der erste Schritt war gemacht. Alistairs Anspannung stieg. »Zuerst brauche ich dein Versprechen: Von meinen Forschungen darf kein Wort nach draußen dringen! Zu niemandem! Ich muss mich darauf verlassen können!«  
    O’Sullivan nickte. »Wenn Euch das Wort eines Sträflings etwas wert ist, dann habt Ihr es.«  
    Alistair erhob sich, mit wenigen Schritten hatte er die Tür erreicht. Erneut versicherte er sich, dass sie abgeschlossen war, dann kramte er in seiner Westentasche nach einem Schlüssel. Das Vorhängeschloss seiner Truhe ließ sich nicht gleich öffnen – es brauchte dringend ein wenig Öl, aber Alistair vergaß es jedes Mal, sobald er sich wieder seinen Forschungen widmete. Er klappte die Truhe auf. Ordentlich geschichtet lagen dort Zeichnungen, Auszüge aus medizinischen Zeitschriften und eine dicke Ansammlung seiner eigenen Notizen und Ausarbeitungen. Er entnahm der Truhe ein Futteral aus rotem Samt und legte es auf den Tisch.  
    »Gut. Dann also … Hast du«, er räusperte sich, um den Kloß in seiner Kehle wegzubekommen, »hast du schon einmal einen Schwertschlucker gesehen?«  
    »Ja, Sir. In Waterford. Bei den Gauklern.«  
    »Gut. Sehr gut.«  
    O’Sullivan sah ihn fragend an. Alistair zögerte. Aber bis auf Major Penrith hatte er noch niemandem von seinen Plänen und Ideen erzählt; es drängte ihn danach, sich endlich jemandem mitzuteilen.  
    »Ich bin dabei«, er schnürte das Futteral auf, »ein Gerät zu entwickeln, mit dem man in das Innere des Körpers sehen kann. Etwas wie dieses hier, nur länger, das man über den natürlichen Weg, den auch die Speise nimmt, bis in den Magen führen kann. Wie ein Schwertschlucker sein Schwert. Verstehst du, was ich meine?«  
    O’Sullivan nickte zögernd. »Und was soll ich dabei tun?«  
    »Du bist derjenige, der es herstellen wird.« Alistair öffnete das Futteral und holte das fingerdicke, knapp einen Fuß lange Röhrchen aus Zinn hervor, das er in Cork von einem Silberschmied hatte anfertigen lassen. Neben einer der Öffnungen befand sich ein kleines Loch, an dem eine Schnur befestigt war. »Außerdem brauche ich eine Versuchsperson.« Er reichte ihm das Röhrchen. »Sieh es dir ruhig an. Es ist natürlich noch zu kurz, und da ist das Problem mit der Beleuchtung. Aber für den Anfang wird es reichen.«  
    »Die Schnur ist zum Zurückholen?«  
    Alistair hob erstaunt eine Braue. »Du begreifst schnell.« Er hüstelte nervös. »Ich würde gerne einen Versuch mit dir durchführen.«  
    »Jetzt?« O’Sullivan sah auf. Alistair hatte den Eindruck, als wäre der junge Sträfling ein wenig blasser geworden.  
    »Ja. Aber ich muss wissen, ob du es dir zutraust. Ich kann dich nicht dazu zwingen.«  
    »Nicht? Ihr könntet es einfach anordnen.«  
    »Ich brauche dennoch dein Einverständnis. Wenn du dich wehrst, könntest du dich verletzen.« Alistair musste trotz des beengten Platzes ein paar Schritte tun. »Bedenke deine Antwort gut. Wenn du dich zu meiner Zufriedenheit verhältst, könntest du bald frei sein. Aber das ist es nicht allein. Du könntest teilhaben an einer großen Erfindung, an einer neuen, großartigen Entwicklung. Ein Blick in die verborgenen Geheimnisse des Körpers. Stell dir die Möglichkeiten vor, die diese Erfindung der Medizin eröffnet! Man wird die Ursache von Krankheiten direkt herausfinden können und wird nicht mehr angewiesen sein auf blinde Mutmaßungen.«  
    Schwer atmend hielt er inne. Für ein paar Augenblicke hatte er sich gehenlassen, sich davontragen lassen von seiner Begeisterung und zu dem Sträfling wie zu einem Gleichrangigen

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