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Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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aus einem riesigen Kleiderschrank aus Walnussholz mit einem abgeschrägten Spiegel auf dem mittleren Paneel.
    »Nun, was hältst du davon?«, fragte Simon. Er beobachtete, wie sie kommentarlos durch die Räume ging. Nikko hatte ihm gesagt, es sei wichtig, dass sie sich hier wohl fühlte, sie hätte auch so schon genug Probleme, ohne dass sie sich in den fremden Räumen des Hauses fremd fühlte. Und er brauchte irgendein physisches Anzeichen, positiv oder negativ, dass er das Richtige getan hatte, als er sie hierher brachte. Er war kein Psychiater, aber er glaubte, an ihrer Reaktion erkennen zu können, ob sich ihr geistiges Gleichgewicht hier weiter erholen würde oder ob sie sich durch die plötzliche Veränderung noch weiter in sich zurückziehen würde.
    »Du hasst es, stimmt's?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf, wobei ihr Pony auf und ab hüpfte. »Es ist hübsch.« Sie sah Simon an und hob eine Augenbraue. »Viel besser als die Löcher, in denen wir in Islington gehaust haben.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja. Ich bin nur müde. Die Reise, weißt du.« Sie wusste, dass sie nicht sehr begeistert klang, wo er sich doch so sehr bemühte. »Es tut mir leid.« Es klang lahm, selbst in ihren eigenen Ohren, und – sie suchte für sich selbst eine Entschuldigung zu finden – sie wurde in letzter Zeit so schnell müde … als ob sie keine oder nur wenig Energie hätte. Vielleicht verursachten die Medikamente, die Nikko ihr verschrieben hatte, diese Müdigkeit. Sie hasste Pillen, hasste, was ihr geschehen war, schwach und unbeherrscht zu sein. Sie wollte wieder einhundertprozentig fit sein, jetzt, nicht erst in ein, zwei oder drei Monaten.
    »Hinter dem Haus ist ein kleiner Garten«, versuchte er sie für das Haus zu begeistern. »Der muss allerdings erst mal in Ordnung gebracht werden, er ist ziemlich verwildert. Man hat mir gesagt, dass die meisten Insulaner ihr eigenes Gemüse ziehen, weil es im Laden nicht immer gibt, was man braucht, besonders Obst und Gemüse, das gerade nicht Saison hat. Die Regierung hat offenbar ein paar Richtlinien gegen den Import von verderblichen Waren.«
    »Hört sich primitiv an«, meinte Jessica. Gegen Gartenarbeit hatte sie nichts. Ihre Mutter war eine gute Gärtnerin gewesen und hatte ihr, als sie klein war, alles über Pflanzen und Schneiden und Düngen beigebracht. Wenn man es richtig machte, bekam man jedenfalls den Erfolg seiner Bemühungen zu sehen – nicht wie bei anderen Dingen, die man so tat.
    »Ich schätze schon, aber du weißt doch, bist du in Rom …« Er sah ihr prüfend in die hageren Gesichtszüge, sah die Anspannung um ihre Mundwinkel. »Du kannst gut mit Pflanzen und so umgehen, Jess. Ich bin sicher, dass dein grüner Daumen hier alles schnell zum Blühen bringt.«
    Er nahm sie an der Hand und führte sie durch die Küche zu einer weiteren Tür. »Das Beste habe ich mir bis zum Schluss aufgehoben. Schließ die Augen«, befahl er geheimnisvoll.
    Sie lächelte über seine kindliche Freude, gehorchte ihm und wurde über einen Holzfußboden geführt, bis er ihre Hand, sie immer noch festhaltend, an eine Glasscheibe legte. »Jetzt. Mach die Augen auf!«
    Jessica gehorchte und hielt den Atem an. Der Blick aus der aluminiumgerahmten Glaswand war überwältigend. Sanft abfallende Felder, mit Natursteinmauern voneinander abgegrenzt, zogen sich bis zum Meer hin. In einiger Entfernung stand ein rotgedecktes Bauernhaus, zu dessen Melkstelle ein paar Kühe mäandrierten. Auf der linken Seite waren Bäume, ein kleines, dichtes Wäldchen, das so weit reichte, wie sie sehen konnte. »Meine Güte, das sieht ja richtig … englisch aus!«
    »Deswegen habe ich mich für dieses Haus entschieden, als mir der Makler Bilder geschickt hat. Ich wusste, dass dir die Aussicht gefallen würde. Und dort, wo das Land abfällt, kannst du das Ende vom Garten sehen. Siehst du den Gitterbogen? Von da aus führt ein Tor zu den Feldern, und wenn man weitergeht, kommt man nach Kingston, wo die erste Siedlung gegründet wurde. An der Hintertür ist noch eine kleine, gepflasterte Terrasse mit einem Grill.« Er grinste. »Alles hochmodern, wie du siehst.«
    Sie ging zur Hintertür und spähte durch die halb gläserne Tür. Dicht daneben befand sich eine geflieste Terrasse mit einem Gartentisch und Stühlen, komplett mit weinberankter Pergola. »Ja, das ist alles sehr hübsch«, gab sie zu. Nicht Mandurah und auf jeden Fall nicht so modern wie ihr Stadthaus am Ostrand des Riverside Drive, aber sie konnte

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