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Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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Frauen gehabt. Amanda Townley, Dozentin für neuere Geschichte an seiner Fakultät der Universität von Auckland zum Beispiel. Attraktiv, ehrgeizig und geschieden.
    Bei ihrer zweiten Verabredung hatte er festgestellt, dass sie viel gemeinsam hatten. Das Dumme war nur, dass er sich im reifen Alter von vierundvierzig Jahren immer noch wie ein verheirateter Mann vorkam, obwohl er bereits seit sechs Monaten von Donna und den Kindern getrennt lebte.
    Er vermisste sie sogar, die Familienrituale und die Kameradschaft, auch wenn die gegenseitige Zuneigung in ihrer Ehe schon vor Jahren aufgehört hatte zu existieren. Jetzt lebte sie mit einem Elektriker zusammen, der fünf Jahre jünger war als sie selber. Viel Glück, dachte er ohne Bitterkeit. Da er an das Schicksal glaubte, war er der Meinung, Donna und ihm sei es nicht vorbestimmt gewesen, für ewig zusammen zu bleiben. Doch er musste zugeben, dass es für die Kinder schwer war. Mit vierzehn und dreizehn waren Rory und Kate in einem Alter, in dem sie sehr verletzlich waren; sie brauchten die Stabilität einer normalen Familie mit beiden Elternteilen. Er konnte nur hoffen, dass Joe Malankini, der Elektriker, ein verständnisvoller Mann war.
    Er vermisste Rory und Kate und das Alltagsleben mit ihnen sehr, ihnen bei den Hausaufgaben zu helfen oder ihre gelegentlichen Ausflüge zu planen. Zu beobachten, wie sie zu jungen Erwachsenen wurden. Es gab Nächte, in denen ihn der Gedanke quälte, dass sie ihn nicht mehr brauchten. Sie wurden so schnell groß, und er machte sich Sorgen, dass ihm Donna die Kinder entfremdete, sei es nun absichtlich oder unabsichtlich.
    Als der Schmerz in seinen Ohren nachließ, lehnte er den Kopf an die Rückenlehne und schloss die Augen, während er an seine winzige Junggesellenwohnung in Laufweite zur Universität dachte. Sie war gerade groß genug für ihn und seine Bibliothek, doch wenn die Kinder da waren, wurde ihm bewusst, wie eng es war. Im neuen Jahr würde er noch vor dem Beginn des ersten Semesters eine bessere Wohnung finden, entschied er. Oder sollte er doch lieber warten, bis die Scheidung durch war und die Besitzverhältnisse geklärt waren?
    Seufzend hob er unruhig die Schultern unter dem leichten Pullover, schlug das Buch in seinem Schoß auf und versuchte, sich auf die Handlung zu konzentrieren, anstatt auf die Unwägbarkeiten in seinem Leben. In einer Stunde würde er zu Hause bei Nan sein. Es war merkwürdig, dass er Norfolk nach all den Jahren unverändert als Zuhause bezeichnete. Die Insel war ihm so vertraut wie sein nicht sonderlich dicht behaarter Handrücken. Überall hatte er sich dort damals herumgetrieben, entweder mit dem Fahrrad, mit dem Auto oder zu Fuß. Und wenn er zu Hause war, konnte er fernab vom Campus seiner Leidenschaft frönen, die vollständige Geschichte der Insel für die Nachwelt aufzuzeichnen. Er ging davon aus, dass er für diese Arbeit sein ganzes Leben brauchen würde.
    Seine Schwester hielt das Vorhaben für verrückt und darüber hinaus für äußerst undankbar, doch er war anderer Meinung. Seit er vor drei Jahren damit begonnen hatte, hatte er viele interessante Facetten der Inselgeschichte gefunden, von den ersten Fußspuren eines weißen Mannes auf der Insel bis zum heutigen Tage. Vom Beginn der Kolonisation bis zur Gegenwart. In diesen Ferien würde er die Grabsteine auf dem Friedhof fertig katalogisieren. Die Details der Toten zu sammeln, betrachtete Nan als eine gruselige Arbeit, doch als Historiker wusste er, wie wichtig solche Aufgaben waren. Sie würden die Grundlage für sein Geschichtswerk bilden.
    Die blonde Stewardess kehrte lächelnd zurück. »Kaffee, Tee, Orangensaft, Sir?«
    Marcus lächelte zurück. »Kaffee.« Es würde ein sehr interessanter Flug werden.
     
    Jessica stand am Fenster der Zweizimmer-Suite im neunten Stockwerk des Novotel-Hotels und betrachtete die Szene unter ihr. Simon hatte ihr verboten, in ihr Haus am Stadtrand von Mandurah zurückzukehren. Seit Damians Geburt hatten sie werktags das Stadthaus genutzt und die Wochenenden in dem Ferienort etwa eine Autostunde südlich von Perth verbracht. Simon liebte Mandurah wegen der lässigen Atmosphäre, und das am Kanal gelegene Haus erlaubte es ihm, mit dem zwanzig Jahre alten Motorboot, das am Anleger festgemacht war, zum Fischen zu fahren. Das Haus hatten sie an ein berufstätiges Ehepaar vermietet. Die Dieselyacht war auf einen Slip gezogen worden, damit man die Muscheln vom Rumpf entfernen und ihm einen neuen

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