Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
Vom Netzwerk:
Oberfeldwebels vermittelt. Gestärkt und glänzend wie die Oberschwestern, die es früher an den Krankenhäusern gegeben hatte. Vielleicht war die Frau ein Rückschritt in die Vergangenheit. Sie seufzte leise auf. Nun, bald würde sie sich eine Meinung bilden können.
    Als Simon in der einbrechenden Dunkelheit drei Kühe gemächlich die Straße überqueren sah, verlangsamte er das Fahrzeug. Schon kurz nach ihrer Ankunft auf der Insel hatten sie gelernt, dass das Vieh hier das Wegerecht auf Straßen und Wegen hatte. Wie merkwürdig, hatten sie gedacht und darüber gelacht. Er hupte ein paarmal, und nachdem die Leitkuh trotzig zurückgemuht hatte, bewegten sich die drei langsam zur Seite.
    Fünf Minuten später hielt Simon hinter ein paar Autos, die vor einem schmalen Holzhaus mit einem Jägerzaun parkten. Im Haus schienen alle Lichter an zu sein, und über den Garten wehten Musikfetzen, als ob sie sie hineinlocken wollten.
    Jessica hielt Simons Hand fester als notwendig, als sie die Holzstufen zur Veranda hinaufgingen. Obwohl es unsinnig war, hatte sie das Gefühl, als ob sie durch eine Feuertaufe ging, und musste den Drang, fortzulaufen, unterdrücken. Sie war noch nicht bereit dazu … zu so etwas … Mein Gott, sie hatte Angst vor einem Raum voller Fremder! Das war lächerlich! Sie hatte noch nie im Leben vor etwas oder jemandem Angst gehabt … bis der Verlust von Damian diese schreckliche Leere in ihr hinterlassen hatte.
    Simon spürte ihr Zögern und tätschelte beruhigend ihre Wange. »Okay?«
    Sie schüttelte den Kopf … »Ich …«
    Vor ihnen tauchte ein Mann in der offenen Tür auf und trat beiseite, wobei er fast den Namen des Hauses verdeckte, Hunter's Glen. Wie das Haus war er kräftig gebaut, und als er lächelte, lächelten seine Augen mit und ließen an seinen Schläfen feine Falten entstehen.
    Die Männer schüttelten sich die Hände und gingen dann hinein.
    Simon hielt ihrem Gastgeber eine eingepackte Weinflasche hin. »Fröhliche Weihnachten!«
    »Ich bin Marcus Hunter, Nans Bruder«, erklärte er, als er Jessica die freie Hand schüttelte. »Kommen Sie durch, wir sind alle auf der Terrasse, weil es so heiß ist.«
    Die Wärme in seiner Stimme nahm Jessica die Nervosität.
    Als sie durch das Haus gingen, über die Holzdielen im Wohnzimmer und durch das kleine Esszimmer auf die geräumige Terrasse traten, die eine weinumrankte Pergola vor der Sonne schützte, überkam sie ein überwältigendes Gefühl der Geborgenheit. Das Cottage war ziemlich klein. Die Möbel standen dicht gedrängt, so als ob es seit Generationen von derselben Familie benutzt worden war, von denen jeder im Laufe der Jahre ein paar persönliche Stücke hinzugefügt hatte. An der Wand entdeckte sie eine Reihe Familienfotos und selbstgehäkelte Überwürfe auf dem Sofa. An den Fenstern, wo sie Licht und Wärme bekamen, standen Blumentöpfe, Palmen, Wein, Drachenbäume und Efeutute. Eine der holzgetäfelten Wände im Wohnzimmer verschwand hinter einem ordentlich bestückten Bücherregal.
    Auf der Terrasse standen etwa ein Dutzend Leute mit Gläsern in der Hand und unterhielten sich, während eine schlanke, grauhaarige Frau mit einem Tablett mit Häppchen herumging.
    »Kommen Sie, ich stelle Ihnen Nan vor«, forderte sie Marcus besitzergreifend auf und führte Jessica von Simon fort. Mit einem Seitenblick erhielt er durch ein Kopfnicken Simons Zustimmung, hielt sie leicht am Arm und führte sie zu seiner Schwester.
    Während Simon beobachtete, wie Marcus Jessica verschiedenen Leuten und dann der Frau mit dem Essen vorstellte, musste er zugeben, dass er innerlich einigermaßen angespannt war. Der Abend war wichtig für Jessica. Er war sich nicht sicher, ob sie für diese Art von Gesellschaft schon bereit war, daher hatte er sie auch nicht dazu aufgefordert, die Insel zu erkunden oder irgendetwas anderes zu tun als einzukaufen. Ehrlich gesagt vermisste er Nikkos gute Ratschläge, wie er es anstellen konnte, dass sie zur Normalität zurückkehrte. Geistige Erkrankungen lagen jenseits seines Spezialgebietes. Sicherlich war sie die meiste Zeit ziemlich normal, doch dann kamen Stimmungsschwankungen, bei denen sie in tiefe Abgründe von Niedergeschlagenheit versank, die – Dank sei den Herstellern von Valium – nur kurze Zeit anhielten.
    Er wollte die alte Jessica wiederhaben. Dringend. Ganz abgesehen von allem anderen war ihr Liebesleben seit ihrem Zusammenbruch praktisch nicht mehr vorhanden. Sie ertrug es nicht, berührt zu werden, und

Weitere Kostenlose Bücher