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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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großen Herren aus Belgrad. Vielleicht kam sie dann mit ihm, nachdem sie gesehen hatte, daß Ralf Meerholdt eine andere Frau neben ihr hatte, vielleicht wartete sie sogar auf ihn, damit er Rache nehmen konnte für die verlorene Ehre Rosas.
    Als die Nachtwolken sich über die Berge schoben und an den Baustellen die Tiefstrahler aufleuchteten, die Lampen der Barackenlagergasse brannten und die Bauern wie seit Jahrhunderten um das Feuer im Herd saßen und die Holzschüssel mit Schafsmilch und Mehl aßen, strich Jossip um das Haus der Suhajas und wartete auf Rosa. Er wußte, daß sie jeden Abend noch einmal in den Garten ging, um nach den Tieren zu sehen, die vom Frühjahr ab in offenen Ställen schliefen. Sie schloß dann mit quergelegten Balken die Ausläufe und schüttete noch etwas Wasser in die Futtertröge.
    Aber heute wartete Jossip vergebens. Rosa kam nicht. Das Licht hinter dem Fenster erlosch … die alten Suhajas waren in ihre Schlafkammer gegangen und hatten das Herdfeuer abgedeckt.
    Mißtrauisch und wieder von wilder Eifersucht überfallen, schlich Jossip durch die Gärten der Bauern dem Lager zu. In der Nähe der Küchenbaracke Bonellis versteckte er sich hinter einem Stapel Bauholz, der im Schatten einer halbfertigen Baracke lag. Von dort aus beobachtete er das Leben auf den Lagergassen und auch das lange Haus Ralf Meerholdts. Die Fenster waren erleuchtet, aber zugezogene Gardinen versperrten den Blick ins Innere.
    Lastwagen und Schlepper kamen an seinem Versteck vorbei, eine Arbeitskolonne, die Ablösung der Spätschicht, trottete ins Lager, einige Bauern aus Zabari kamen aus Bonellis Kantine, unter dem Arm eine Flasche Slibowitz. Sie hatten mit einigen Pferden geholfen, Stämme den Hang hinabzuziehen … nun versoffen sie den Lohn und priesen die Segnungen der plötzlichen Zivilisation.
    Von Rosa bemerkte Jossip nichts. Aber er wartete weiter, geduldig und verbissen, denn wenn sie nicht in der elterlichen Hütte war, konnte sie nur bei dem Fremden sein.
    Über zwei Stunden hockte er zwischen den Holzstapeln. Dann sah er, wie Rosa aus der Baracke trat und hinüber zu Bonelli ging. Verblüfft starrte ihr Jossip nach. Sie trug die Kleidung der Städter, und nur an ihrem langen Haar erkannte er sie. Kaum hatte Rosa die Kantine betreten, fiel wieder Lichtschein auf die Lagergasse. Die fremde Frau war aus dem Haus getreten und stand nun in der Dunkelheit an der Wand. Sie wartete. Sie zündete sich eine Zigarette an und rauchte sie mit hastigen, nervösen Zügen. Als sich die Tür von Bonellis Baracke wieder öffnete und Rosa herauskam, warf sie die Zigarette weg und trat sie aus. Sie stand jetzt in der Dunkelheit wie ein gefährliches Tier, wie ein Raubtier, das die Beute beobachtet, ehe es sie anfällt.
    Jossip drückte sich näher an das Holz und hielt den Atem an. Als Rosa aus der Kantine trat und sich wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatte, sah sie den Schatten Elenas an der Hauswand. Sie hatte bei Bonelli eine Flasche Wein und eine schöne Wurst gekauft. Aus ihnen wollte sie Ralf ein gutes Abendessen bereiten, eine kleine Überraschung, wenn er von der Baustelle zurückkam und sich müde auf die Couch fallen ließ. Sie kannte diese Stunden der völligen Erschöpfung und wußte, wie dankbar er sein konnte, wenn sie dann um ihn war und ihn pflegte, als sei er krank und bedürfe ihrer Hilfe.
    Elena hatte sie seit dem Auftritt am Mittag nicht mehr gesehen. Sie blieb in ihrem Zimmer hinter dem Zeichenraum und hatte sich eingeschlossen. Die Wandlung Rosas hatte sie vom Fenster aus bemerkt, als sie wütend und rachesinnend im Zimmer hin und her ging. Als sie Rosa in den schönen, neuen Kleidern sah, gefährlich hübsch und mit jenem Hauch Exotik, der Männer fesselt, hatte sie sich in die geballte Faust gebissen und einen Schreikrampf unterdrückt. Rosa verlangsamte ihren Schritt, als sie vor Elena stand und ihre Gestalt in der Dunkelheit sah. Sie blieb stehen und blickte sie an.
    »Warum gehst du nicht weiter?« zischte Elena. Sie bebte am ganzen Körper vor Erregung. »Was willst du hier?«
    »Das könnte ich dich auch fragen«, entgegnete Rosa.
    Elena atmete schwer. »Du duzt mich?!« Sie trat einen Schritt vor; aber so plötzlich, wie es geschah, Rosa wich nicht zurück oder erschreckte sich. »Du Bauerntrampel wagst es, mich zu duzen?«
    »Du tust es auch! Ich habe mit dir keine Freundschaft geschlossen!«
    »Aber mit Ralf um so mehr, nicht wahr? An den Hals hast du dich ihm geworfen und glaubst, daß er

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