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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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begann. Er blickte kurz zu Rosa und sah, daß sie ungerührt in der Tür stand, so, als habe sie die Worte nicht gehört. Ihre Augen sah er nicht, aber er ahnte, daß in ihnen Wut stand und ein unbändiger Haß gegen die fremde Frau.
    »Rosa wird nicht mehr putzen«, sagte er laut und hart. »Darum steht sie hier! Die Arbeit für Rosa bestimme ich ganz allein …«
    »Ach?« Elena war zusammengefahren wie unter einem Schlag. Mit dem Feingefühl der liebenden Frau empfand sie plötzlich die große Gefahr, die von diesem Mädchen ausging. Sie musterte Rosa mit flammenden Augen und erkannte die Schönheit, die unter den Lumpen verborgen war, mit dem sicheren Blick der Konkurrentin. Ein heißer Strom durchjagte ihren Körper und nahm ihr den Atem. Schwer atmend lehnte sie sich an die Wand. »Diese Rosa also ist es?« sagte sie keuchend vor Erregung. »Eine kleine Berghure, die sich zu dir ins Bett legte …«
    »Schweig, Elena!« schrie er.
    Sie schüttelte wild den Kopf. »Warum schweigen? Ist es nicht wahr? Während mein Vater mich in fremde Länder schleppt, damit ich dich vergesse, während ich vergehe aus Sehnsucht nach deinen Küssen, deinen Umarmungen und jede Nacht für dich gelitten habe, schläfst du mit einer Wildkatze im Arm …«
    Meerholdt holte tief Luft. »Rosa, geh jetzt«, sagte er leise. »Wir sehen uns heute abend.« Er trat etwas zurück. Rosa ging an ihm vorbei. Zitternd sah ihr Elena nach. In ihren Augen stand blanker Haß.
    »Sie stinkt nach Stall!« sagte sie gehässig, so laut noch, daß es Rosa hörte, als sie die Tür schloß.
    »Deine Gemeinheit riecht übler«, warf Meerholdt zurück. Elena antwortete nicht. Jetzt, da sie allein mit Ralf war, da die Gegenwart des anderen Mädchens sie nicht mehr hemmte in der Vergabe ihres Stolzes, begann sie zu weinen.
    Eine Frau, die weint, die bitterlich weint, kann man nicht anschreien. Elena wußte es, und sie weinte herzzerreißend und laut aufschluchzend wie unter einem Krampf, der ihren zarten Körper schüttelte.
    Ärgerlich setzte sich Meerholdt und schob die Beine vor. Er betrachtete die tränenüberströmte Elena und kämpfte gegen das Mitleid an, das ihn bei diesem Anblick überkam.
    »Hör bitte auf zu weinen«, sagte er zögernd. »Du hast dich furchtbar benommen … nicht wie eine Dame.«
    »Ich habe den Kopf verloren.« Sie schluchzte auf, und plötzlich lief sie zu ihm hin, fiel auf die Knie und umklammerte ihn. »Ich liebe dich so, Sascha … ich liebe dich, daß es schon Wahnsinn ist! Ich werde dich nie, nie, nie mit einer anderen teilen! So lieb wie ich kann dich gar kein anderes Mädchen haben. Das gibt es nicht, Ralf.« Sie lehnte den tränennassen Kopf an seine Wange und streichelte seine Hände. »Wie der Wind über das Kornfeld weht oder der Fluß sich ins Meer stürzt, wie die Sonne dem Mond Licht schenkt, damit er leuchtet, und die Sterne glitzern über Millionen Kilometern, so unendlich, so groß, so unfaßbar ist meine Liebe, Sascha …« Sie umklammerte seine Hände. »Sag, daß du mich auch liebst … Noch immer liebst … trotz dieser Rosa.« Sie rieb ihr tränennasses Gesicht an seiner Wange. »Sag es … Sascha.«
    Meerholdt schloß die Augen. Feigling, dachte er. Erbärmlicher Feigling! Du bist nicht wert, daß man dich anspuckt. Und er sagte leise:
    »Ja … Elenascha …«
    In ihrer kleinen Kammer hinter dem großen Raum der Hütte, mit dem Herd in der Mitte, stand Rosa und zog die Kleider Katjas über. Sie strich sie an sich herunter, sie färbte sich sogar die Lippen und hatte Mühe, sich in den hohen Schuhen gerade zu halten und nicht zu stolpern.
    Mit wiegenden Hüften trat sie dann aus der Kammer und ging an Fedor vorbei.
    »Heilige Mutter«, stammelte der Alte. »Beschütze unser Haus.« Und Marina in der Herdecke bekreuzigte sich.
    Der Wind spielte in ihrem langen Haar, als Rosa aus der Tür trat und die Straße hinabging zum Lager …
    Mit Jossip war eine Veränderung geschehen. Seitdem er den unterirdischen See entdeckt hatte, den riesigen See, der bei seiner Entfesselung aus dem Felsen die ganzen Täler überschwemmen konnte und die Welt in einer Flut kristallklaren Wassers ertränkte, fühlte er sich nicht mehr als der Verfolgte, der Geächtete und Vogelfreie, sondern als König der schwarzen Berge, als Herrscher über alle Menschen, die unter seinen Füßen durch das Tal und durch Zabari wimmelten und nicht ahnten, welche Macht er in seinen Händen hielt. Eine Macht, die sie alle vernichten konnte in

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